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Göbel, Heinrich; Göbel, Heinrich [Editor]
Wandteppiche (II. Teil, Band 1): Die romanischen Länder: Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal — Leipzig, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.16360#0046
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Paris

gebers. Im ersten Teppich erscheint die Verkündigung Maria, im zweiten die Geburt
des Heilandes, im dritten die Kreuzigung, im vierten die Auferstehung, im fünften die
Himmelfahrt Christi und im sechsten und letzten die Ausgießung des heiligen Geistes.
Die erforderlichen Patronen stellt der Kardinal; jeder Behang ist rund neun Ellen lang
und drei Ellen hoch. Als Quadratellenpreis werden 110 solz tournois vereinbart, du
Laroy erhält einen angemessenen Vorschuß. Die Folge ist 1555 noch nicht begonnen;
es erscheint mehr als fraglich, ob der Kirchenfürst, der die Behänge seiner Abtei Saint-
Denis zugedacht hatte, die Vollendung erlebte, ob die Reihe überhaupt zur Ausführung
kam. Über die Serie, die du Laroy für die Herzogin-Witwe von Guise fertigte, er-
fahren wir leider nichts näheres; die ausdrückliche Bezugnahme der Vertragschließenden
auf diese Teppiche legt mit starker Wahrscheinlichkeit die Anahme nahe, daß es sich
um eine ganz ähnliche Folge handelte.

Die Familie der du Larry ist seit längerem in Paris ansässig. Wahrscheinlich ist
Jean de la Roy — wohl eine Entstellung des Namens du Larry —, der 1519 (1520
n. St.) die Anlieferung einer heraldischen Folge, Lilien auf blauem Grunde, für das
Parlamentsgebäude zu Rouen übernimmt — die Arbeit ist sehr einfach, sie umfaßt
3V2 Quadratellen und wird mit 9 livres 18 sous vergütet — ein Mitglied dieses weit-
verzweigten Geschlechtes.

Im übrigen tauchen hier und da vereinzelte Namen von Pariser Wirkern in den
zeitgenössischen Belegen auf, ohne daß sich jedoch bestimmte Folgen mit ihnen in
Verbindung bringen lassen. Wir wissen nicht allzuviel von Guillaume de Race — um
1580 für den Kardinal Georges d'Amboise auf Schloß Gaillon tätig — noch weniger
von Robert Thiboust, der bei einer Mysterienaufführung (1537) im Dreieinigkeits-
hospital in eine Schlägerei verwickelt wird; ein Francois Baron «compagnon tapissier
de la Reine" wird 1549 wegen Untreue und Diebstahl bestraft (104) — er schnitt
kurzerhand Stücke aus den ihm anvertrauten golddurchwirkten Textilien heraus —;
in den Registern des Chätelet und in den Akten des Parlaments von Paris erscheint
1534 und 1540 Thomas Hardy mit nicht näher erläuterten Arbeiten. Pasquier de
Mortagne, der mit seinem Bruder Nicolas später in Tours seine Hauptwerkstatt betreibt,
arbeitet gemeinsam mit dem Pariser Wirker Mioland zur Krönungsfeier König Franz I.
eine Ledafolge. 1537 liefert Loys Thulin acht Maultierschabracken an «Mgr. de Cleves"
zum Quadratellenpreise von 4 Livres —; 1540 arbeiten Thomas Fourd, Pierre du
Larry und Jacques Langlois in gemeinsamem Auftrage, 1541/42 bringt Thomas Sourdy
eine umfangreiche Johannesfolge (6 Behänge) für die Sainte Chapelle zu Dijon zur
Durchführung, die Rolle die Pierre Fleury dabei als Patronenmaler spielt, ist nicht
ganz geklärt (105). 1546 findet Nicolas Eustace urkundliche Erwähnung; vor 1550
verstirbt Pierre de la Dehors, 1551 erscheint Jean Texier, der Schwager des Pierre du
Larry; 1552 wird Girard de Louvain an Stelle des Guillaume Patras Zunftgeschworener,
1553 erfolgt die Einschreibung des Jehan Le Bei als Meister; 1553 wird Jehan Dudan
genannt. 1562 betreibt der Felletiner Wirker und Händler Francois Robert in Paris
eine Filiale, 1560 bessert Guy de Lanais (Lanoy) die berühmte Chlodwigfolge der
Kathedrale zu Reims aus; 1570 taucht Philippe Herisson auf, 1581 Louis Thieulin, 1586
Jean Thirlin, 1586 Maurice Hambourg, 1598 Denis Lamy usw.

Aus der Fülle der Pariser Ateliers ragt im zweiten Drittel des 16. Säkulums der Be-
trieb der Laurent sowohl hinsichtlich der Zahl als auch der Güte der Arbeiten. Girard
Laurens und Guillaume Torcheux schließen am 18. März 1536 mit den Beauftragten der
„chancellorie de France" einen Lieferungsvertrag, der eine Wappenfolge — 2963/*
Quadratellen Inhalt, 110 Sous Einheitspreis — zum Gegenstande der Ausführung nimmt
(106). J. Roman bringt die näheren Einzelheiten: gelbe Lilien heben sich von blauem
Felde, eigenartig ist die Bordüre «d'un quartier de large ou environ, comprins les
filletz, sera les fonds de rouge obscur, laine franeoise fine, lesditz filletz contenant de
chascun coste oultre le petit bort noir ung petit poulse (Schnur) döpoissant faietz de
sayette blanche nuee de bleu qui seront entrelassös par voyes en ladicte bordure ä lacs
d'amours ou courdes d'entrelaz. Et esd. entrelassemens aura des F et salamandres

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