van den Planken und Comans
nebeneinander gesetzt; in außerordentlicher Frische und Feinheit prangen Fauna und
Flora des Vordergrundes.
Die Seitenbordüren zeigen in den Mitten ein der Stichreihe entlehntes Motiv — Spinn-
rocken, Schafschere, Messer und Tuch —; die obere und untere Hälfte decken Vasen
mit derben Frucht- und Blumensträußen. Zu der gleichen Serie gehören drei Gombaut
und Maceeteppiche, die mit der Sammlung Bourgeois 1904 unter den Hammer kamen
(42). Die Schmetterlingsjagd ist möglicherweise mit dem bereits beschriebenen Behang
identisch — es fehlen die Längsbordüren — die beiden anderen Teppiche haben lediglich die
untere Rahmung verloren. In der Mitte der oberen Leiste prangt der Dudelsack der
Leclercschen Stichfolge; üppiges Fruchtgewinde schmiegt sich in Renaissanceranken.
Das größere Motiv bringt die Verlobung (H. 3,10 m, L. 4,00 m), das kleinere das Pick-
nick (H. 3,30 m, L. 3,30 m, Abb. 44) zur Darstellung. Handelt es sich überhaupt um ein
Erzeugnis der Manufakturen der van den Planken und Comans? Wohl kaum!
Dagegen spricht die Zeit der Entstehung, der abweichende Farbenzirkel, das Fehlen
der Kartons in der Nachlaßaufstellung Meisters Franz. Ein französisches Atelier kommt
zweifelsohne in Betracht, die Wahl schwankt zwischen Paris und den Werkstätten
von Tours, die nachweislich auch die Gombaut- und Mac<5e-Serie zu ihren Zugstücken
zählten. Eine endgültige Zuteilung ist schwierig; zumal ein starkes Hin- und Her-
fluten der beiden großen Manufakturen — Pasquier Mortaigne! — zu beobachten ist.
Die größere Wahrscheinlichkeit spricht für Tours. Bemerkenswert ist das Nachlaß-
inventar des Herzogs de La Meilleraye, Charles de La Porte (f 8. II. 1664), das u. a.
auch eine aus acht Behängen zusammengestellte Gombaut und Maceeserie nennt „fa-
brique de Tours"; stammt die besprochene Reihe aus den alten Werkstätten von Tours
oder aus der Filiale der van den Planken und Comans? Zwei weitere Behänge, die
gleichfalls die alte Stichfolge verwerten, — Schmetterlingsjagd, Kugelspiel — befinden
sich auf Schloß Montal. Zwei Stücke einer Wiederholung der Serie „Bourgeois" ver-
zeichnet der Textilienschatz der Stadt Paris — die Schmetterlingsjagd (H. 3,32 m, L. 2,45 m);
Gombaut im Wolfseisen (43) (II. 3,52 m, L. 3,31m); sie besitzen den Vorzug der voll-
ständig erhaltenen Bordüren (44). Ein drittes Exemplar der Schmetterlingsjagd tauchte
auf der Versteigerung der Sammlung Monna Delza (Paris) am 25. Juni 1921 auf. Fe-
naille hält die Serie — ebenso wie den „Tanz" auf Schloß Montal — für flämisch, jede
weitere Begründung fehlt. Für ein brabantisches Atelier — es käme nur Brüssel in
Frage — sprechen gewisse Einzelheiten der Rahmung, in erster Linie die schmalen ge-
wundenen Bandstäbe, die das Innenfeld der Bordüre fassen, sie finden sich in zahl-
reichen Brüsseler Teppichen wieder, in der Geschichte des Cyrus aus dem van Tic-
genschen Atelier, in der Fabel der Nymphe Herse aus der Werkstatt Willem de Panne-
makers u. a. mehr. Ausschlaggebend ist das Moment keinesfalls, zumal auch Oude-
naarde — Geschichte Davids — und sonstige niederländische Manufakturen sich der
etwas farblosen Dekorationsform bedienten. Für Brüssel spricht ferner die Durch-
bildung der Flora, die in manchen Einzelheiten an die Gartenteppiche der großen
Brabanter Wirkerfirmen erinnert. Gegen die niederländische Herkunft läßt sich vor
allem der ganz ungewohnte Farbenzirkel ins Feld führen, ferner erscheint die Tat-
sache, daß keine der uns überkommenen Brüsseler und Oudenaarder Gombaut- und
Maceeteppiche die französischen Spruchbänder aufnehmen, von gewisser Bedeu-
tung (45); schließlich bestehen recht wesentliche Unterschiede in der Durchführung
der Schraffen- und Schlitztechnik. In stärkstem Gegensätze zu den besprochenen
Gombaut- und Maceeserien steht die Folge auf Boughton House (46). Trachten und
Haltung der Figuren künden unzweideutig die Sprache des Barock; der prächtige von
Tieren belebte Pflanzengrund fehlt gänzlich, die Größenmaße haben sich verändert,
die Spruchbänder sind verschwunden, die Bordüre zeigt eine vollkommen neue Lösung.
Die Serie entstammt, der Signatur nach zu urteilen, der dem Atelier des Hippolyt de
Comans angegliederten „boutique d'or". Sie umfaßt sieben Behänge: 1. Die Schmetter-
lingsjagd, 2. Kugelspiel, 3. Tanz, 4. Verlobung, 5. Hochzeit, 6. der Wolf, 7. der Tod
— als Saturnus, nicht als das Gerippe der Stichreihe —; „Picknick" fehlt.
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nebeneinander gesetzt; in außerordentlicher Frische und Feinheit prangen Fauna und
Flora des Vordergrundes.
Die Seitenbordüren zeigen in den Mitten ein der Stichreihe entlehntes Motiv — Spinn-
rocken, Schafschere, Messer und Tuch —; die obere und untere Hälfte decken Vasen
mit derben Frucht- und Blumensträußen. Zu der gleichen Serie gehören drei Gombaut
und Maceeteppiche, die mit der Sammlung Bourgeois 1904 unter den Hammer kamen
(42). Die Schmetterlingsjagd ist möglicherweise mit dem bereits beschriebenen Behang
identisch — es fehlen die Längsbordüren — die beiden anderen Teppiche haben lediglich die
untere Rahmung verloren. In der Mitte der oberen Leiste prangt der Dudelsack der
Leclercschen Stichfolge; üppiges Fruchtgewinde schmiegt sich in Renaissanceranken.
Das größere Motiv bringt die Verlobung (H. 3,10 m, L. 4,00 m), das kleinere das Pick-
nick (H. 3,30 m, L. 3,30 m, Abb. 44) zur Darstellung. Handelt es sich überhaupt um ein
Erzeugnis der Manufakturen der van den Planken und Comans? Wohl kaum!
Dagegen spricht die Zeit der Entstehung, der abweichende Farbenzirkel, das Fehlen
der Kartons in der Nachlaßaufstellung Meisters Franz. Ein französisches Atelier kommt
zweifelsohne in Betracht, die Wahl schwankt zwischen Paris und den Werkstätten
von Tours, die nachweislich auch die Gombaut- und Mac<5e-Serie zu ihren Zugstücken
zählten. Eine endgültige Zuteilung ist schwierig; zumal ein starkes Hin- und Her-
fluten der beiden großen Manufakturen — Pasquier Mortaigne! — zu beobachten ist.
Die größere Wahrscheinlichkeit spricht für Tours. Bemerkenswert ist das Nachlaß-
inventar des Herzogs de La Meilleraye, Charles de La Porte (f 8. II. 1664), das u. a.
auch eine aus acht Behängen zusammengestellte Gombaut und Maceeserie nennt „fa-
brique de Tours"; stammt die besprochene Reihe aus den alten Werkstätten von Tours
oder aus der Filiale der van den Planken und Comans? Zwei weitere Behänge, die
gleichfalls die alte Stichfolge verwerten, — Schmetterlingsjagd, Kugelspiel — befinden
sich auf Schloß Montal. Zwei Stücke einer Wiederholung der Serie „Bourgeois" ver-
zeichnet der Textilienschatz der Stadt Paris — die Schmetterlingsjagd (H. 3,32 m, L. 2,45 m);
Gombaut im Wolfseisen (43) (II. 3,52 m, L. 3,31m); sie besitzen den Vorzug der voll-
ständig erhaltenen Bordüren (44). Ein drittes Exemplar der Schmetterlingsjagd tauchte
auf der Versteigerung der Sammlung Monna Delza (Paris) am 25. Juni 1921 auf. Fe-
naille hält die Serie — ebenso wie den „Tanz" auf Schloß Montal — für flämisch, jede
weitere Begründung fehlt. Für ein brabantisches Atelier — es käme nur Brüssel in
Frage — sprechen gewisse Einzelheiten der Rahmung, in erster Linie die schmalen ge-
wundenen Bandstäbe, die das Innenfeld der Bordüre fassen, sie finden sich in zahl-
reichen Brüsseler Teppichen wieder, in der Geschichte des Cyrus aus dem van Tic-
genschen Atelier, in der Fabel der Nymphe Herse aus der Werkstatt Willem de Panne-
makers u. a. mehr. Ausschlaggebend ist das Moment keinesfalls, zumal auch Oude-
naarde — Geschichte Davids — und sonstige niederländische Manufakturen sich der
etwas farblosen Dekorationsform bedienten. Für Brüssel spricht ferner die Durch-
bildung der Flora, die in manchen Einzelheiten an die Gartenteppiche der großen
Brabanter Wirkerfirmen erinnert. Gegen die niederländische Herkunft läßt sich vor
allem der ganz ungewohnte Farbenzirkel ins Feld führen, ferner erscheint die Tat-
sache, daß keine der uns überkommenen Brüsseler und Oudenaarder Gombaut- und
Maceeteppiche die französischen Spruchbänder aufnehmen, von gewisser Bedeu-
tung (45); schließlich bestehen recht wesentliche Unterschiede in der Durchführung
der Schraffen- und Schlitztechnik. In stärkstem Gegensätze zu den besprochenen
Gombaut- und Maceeserien steht die Folge auf Boughton House (46). Trachten und
Haltung der Figuren künden unzweideutig die Sprache des Barock; der prächtige von
Tieren belebte Pflanzengrund fehlt gänzlich, die Größenmaße haben sich verändert,
die Spruchbänder sind verschwunden, die Bordüre zeigt eine vollkommen neue Lösung.
Die Serie entstammt, der Signatur nach zu urteilen, der dem Atelier des Hippolyt de
Comans angegliederten „boutique d'or". Sie umfaßt sieben Behänge: 1. Die Schmetter-
lingsjagd, 2. Kugelspiel, 3. Tanz, 4. Verlobung, 5. Hochzeit, 6. der Wolf, 7. der Tod
— als Saturnus, nicht als das Gerippe der Stichreihe —; „Picknick" fehlt.
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