van den Planken und Com ans
In der Bordürenlösung eng verwandt erscheint das „Kugelspiel" im Musöe des
Gobelins mit der Marke des Franz van den Planken. Auch die Bilddarstellung deckt
sich, abgesehen von der Tatsache, daß in dem etwa drei Jahrzehnte älteren Behang die
Spruchbänder noch vorhanden sind (Abb. 43), völlig mit dem gleichen Teppich im
Boughton Ilouse Kettering. Guyot scheint keine besondere Rahmung für die Gombaut-
und Maceofolge geschaffen zu haben. Sie ist zum Teil mit der Fassung der Artemisia-
folge im Palazzo Reale zu Genua identisch — hier wie dort hocken die Hunde in den
vier Ecken —, andererseits stimmt die Lösung der unteren Bordüre mit der Leiste der
Madrider Dianaserie bis auf unwesentliche Abweichungen überein; die übrigbleibenden
Teile der Seitenleisten zeigen eine langgestreckte Kartusche mit aufgelegter Trophäe:
Widderkopf, Hirtenschaufeln und Flöten.
In verschiedenen Serien verzeichnet das Nachlaßinventar van den Plankens (1627)
die „Geschichte Frankreichs11, von der leider nicht ein einziger Behang auf uns ge-
kommen zu sein scheint. Als entwerfender Künstler wird wiederum Laurent Guyot
genannt. Die vollständige Reihe gliederte sich in neun Behänge mit einer einheitlichen
Höhe von 3V2 Pariser Ellen. Die Beschreibung der Bordüre ist unzureichend; sie dürfte
sich dem üblichen Typ der van den Plankenschen Serien angepaßt haben. Anstelle
der Satyrn erscheinen in den unteren Ecken Türkengestalten; in der oberen Kartusche
prangt das weiße Kreuz der Heiliglandfahrer. Die im Inventar zunächst erwähnte
Serie verzichtet auf die Verwendung von Goldfäden, sie schildert (in der Reihenfolge
der Aufstellung): 1. die Schlacht von Marignano; 2. die Belagerung von Coletta durch
den heiligen Ludwig; 3. den Kampf Karls des Großen vor Pampeluna; 4 Chlodwig
besiegt König Alarich; 5. St. Dionysius wandelt, das abgeschlagene Haupt in den
Händen; 6. Chlodwig wird gekrönt; 7. Franz I. empfängt die Gesandtschaft Mailands;
8. der heilige Ludwig belagert Tunis; 9. Karl der Große tötet im Kampf einen sara-
zenischen Bannerträger. Die neun Behänge messen in der Länge insgesamt 34 Ellen,
der Wert wird mit 8926 Livres angenommen; einzelne Stücke dürften Zwischen-
fensterteppiche gewesen sein (Nr. 5, 6?). Eine zweite Serie — „la bordure differente
laquelle est composee de boucliers (Schilder) aux quatre coings11 — stellt eine Wieder-
holung dar, auch der Schätzungspreis mit 8926 Liv. ist der gleiche. Die dritte Folge
von fünf Behängen bringt keine neuen Motive. Eine vierte unvollständige Serie, dies-
mal mit Gold und Silber durchwirkt, schildert die Belagerung von Pampeluna, die
Taufe Chlodwigs — sollte nicht eine Verwechslung mit der Krönung vorliegen? — und
„la bataille du roi Francois contres les Suisses11 — gemeint ist die Schlacht bei Marignano
(13./14. September 1515), in der Franz I. die Schweizer Söldner des Herzogs von
Mailand schlug. Gegen die Vermehrung der Motive spricht andererseits die Tatsache,
daß im Magazin des Hotel des Canaye sich lediglich neun Kartons der Geschichte
Frankreichs vorfinden, die mit 400 Livres, also verhältnismäßig hoch, angesetzt werden;
aller Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich um erst jüngst entstandene Vorlagen.
Wahrscheinlich gingen die beiden ersten Serien nach gewissen Umwegen in den
Besitz der französischen Krone über, wenigstens nennt die bekannte Mobilienaufstellung
Ludwigs XIV. unter Nr. 2 der nicht goldgewirkten Serien eine „tenture reprösentant
les actions principales des Roys de France, fabrique de Paris, dessein de Guyot11, mit
dem Wappenschildc Karl Emanuels 1. von Savoyen, der als Gegenstück unter Nr. 3
eine gleichfalls aus neun Behängen, (3J/2 Ellen hoch, 32 Ellen lang) zusammengestellte
Reihe mit der Devise Heinrichs IV. entspricht. Die Serie hat übrigens nichts mit
der Geschichte des „großen Conde11 zu tun, die G. L. Hunter in seinem „Practical
Tapeslry Book11 erwähnt. Die „Unterwerfung des Prinzen vor Ludwig XIV.11 (Samm-
lung Howard P. Fells) trägt die Jahreszahlen 1659, 1664. Es ist nicht ersichtlich, ob
es sich um eine späte Folge des van den Plankenschen Ateliers oder um eine Privatarbeit
der Gobelinsmeister handelt
Die zweite geschichtliche Serie von „König Franz I.11 (8 Behänge, 31/» Ellen hoch,
27 Kilon lang) ist augenscheinlich mit den Jagden des Herrschers identisch, die im Ver-
zeichnis mit einem Behänge „ayant les armes des comtes de Verme11 gesondert erscheinen.
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In der Bordürenlösung eng verwandt erscheint das „Kugelspiel" im Musöe des
Gobelins mit der Marke des Franz van den Planken. Auch die Bilddarstellung deckt
sich, abgesehen von der Tatsache, daß in dem etwa drei Jahrzehnte älteren Behang die
Spruchbänder noch vorhanden sind (Abb. 43), völlig mit dem gleichen Teppich im
Boughton Ilouse Kettering. Guyot scheint keine besondere Rahmung für die Gombaut-
und Maceofolge geschaffen zu haben. Sie ist zum Teil mit der Fassung der Artemisia-
folge im Palazzo Reale zu Genua identisch — hier wie dort hocken die Hunde in den
vier Ecken —, andererseits stimmt die Lösung der unteren Bordüre mit der Leiste der
Madrider Dianaserie bis auf unwesentliche Abweichungen überein; die übrigbleibenden
Teile der Seitenleisten zeigen eine langgestreckte Kartusche mit aufgelegter Trophäe:
Widderkopf, Hirtenschaufeln und Flöten.
In verschiedenen Serien verzeichnet das Nachlaßinventar van den Plankens (1627)
die „Geschichte Frankreichs11, von der leider nicht ein einziger Behang auf uns ge-
kommen zu sein scheint. Als entwerfender Künstler wird wiederum Laurent Guyot
genannt. Die vollständige Reihe gliederte sich in neun Behänge mit einer einheitlichen
Höhe von 3V2 Pariser Ellen. Die Beschreibung der Bordüre ist unzureichend; sie dürfte
sich dem üblichen Typ der van den Plankenschen Serien angepaßt haben. Anstelle
der Satyrn erscheinen in den unteren Ecken Türkengestalten; in der oberen Kartusche
prangt das weiße Kreuz der Heiliglandfahrer. Die im Inventar zunächst erwähnte
Serie verzichtet auf die Verwendung von Goldfäden, sie schildert (in der Reihenfolge
der Aufstellung): 1. die Schlacht von Marignano; 2. die Belagerung von Coletta durch
den heiligen Ludwig; 3. den Kampf Karls des Großen vor Pampeluna; 4 Chlodwig
besiegt König Alarich; 5. St. Dionysius wandelt, das abgeschlagene Haupt in den
Händen; 6. Chlodwig wird gekrönt; 7. Franz I. empfängt die Gesandtschaft Mailands;
8. der heilige Ludwig belagert Tunis; 9. Karl der Große tötet im Kampf einen sara-
zenischen Bannerträger. Die neun Behänge messen in der Länge insgesamt 34 Ellen,
der Wert wird mit 8926 Livres angenommen; einzelne Stücke dürften Zwischen-
fensterteppiche gewesen sein (Nr. 5, 6?). Eine zweite Serie — „la bordure differente
laquelle est composee de boucliers (Schilder) aux quatre coings11 — stellt eine Wieder-
holung dar, auch der Schätzungspreis mit 8926 Liv. ist der gleiche. Die dritte Folge
von fünf Behängen bringt keine neuen Motive. Eine vierte unvollständige Serie, dies-
mal mit Gold und Silber durchwirkt, schildert die Belagerung von Pampeluna, die
Taufe Chlodwigs — sollte nicht eine Verwechslung mit der Krönung vorliegen? — und
„la bataille du roi Francois contres les Suisses11 — gemeint ist die Schlacht bei Marignano
(13./14. September 1515), in der Franz I. die Schweizer Söldner des Herzogs von
Mailand schlug. Gegen die Vermehrung der Motive spricht andererseits die Tatsache,
daß im Magazin des Hotel des Canaye sich lediglich neun Kartons der Geschichte
Frankreichs vorfinden, die mit 400 Livres, also verhältnismäßig hoch, angesetzt werden;
aller Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich um erst jüngst entstandene Vorlagen.
Wahrscheinlich gingen die beiden ersten Serien nach gewissen Umwegen in den
Besitz der französischen Krone über, wenigstens nennt die bekannte Mobilienaufstellung
Ludwigs XIV. unter Nr. 2 der nicht goldgewirkten Serien eine „tenture reprösentant
les actions principales des Roys de France, fabrique de Paris, dessein de Guyot11, mit
dem Wappenschildc Karl Emanuels 1. von Savoyen, der als Gegenstück unter Nr. 3
eine gleichfalls aus neun Behängen, (3J/2 Ellen hoch, 32 Ellen lang) zusammengestellte
Reihe mit der Devise Heinrichs IV. entspricht. Die Serie hat übrigens nichts mit
der Geschichte des „großen Conde11 zu tun, die G. L. Hunter in seinem „Practical
Tapeslry Book11 erwähnt. Die „Unterwerfung des Prinzen vor Ludwig XIV.11 (Samm-
lung Howard P. Fells) trägt die Jahreszahlen 1659, 1664. Es ist nicht ersichtlich, ob
es sich um eine späte Folge des van den Plankenschen Ateliers oder um eine Privatarbeit
der Gobelinsmeister handelt
Die zweite geschichtliche Serie von „König Franz I.11 (8 Behänge, 31/» Ellen hoch,
27 Kilon lang) ist augenscheinlich mit den Jagden des Herrschers identisch, die im Ver-
zeichnis mit einem Behänge „ayant les armes des comtes de Verme11 gesondert erscheinen.
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