van den Planken und Comans. 1633-1667
Eine besonders umfangreiche Serie, Tankred und Klorinde „huit pieces de tapisserie,
dont quatre pour l'alcova" — es handelt sich bei dem Bettraum um schmale Stücke,
die nur 18 Quadratellen messen —, gibt ein Herr Thicrsault zum Quadratellenpreiso
von 105 Livres in Auftrag, die Klorindefolge für Herrn Turgot umfaßt fünf Behänge
zum gleichen Ansätze. Die Fabel der Psyche ist mehrmals vertreten. Der eine Be-
steller ist Herr Rossignol, der Einheitspreis beläuft sich auf 200 Livres, etwas höher
(220 Livres) stellt sich der golddurchwirkte Psycheteppich auf Stuhl 32 für Herrn Tur-
got. Im Magazin lagert die Folge der «kleinen Kinder" (5 Behänge), die mit einem
Quadratellenpreis von nur 50 Livres eingesetzt ist. Die Artemisiafolge erfreut sich
nur geringen Interesses. Die sieben Teppiche — -40 Livres (!) Einheitspreis — gehören
augenscheinlich zu der Erbmasse von 1627, sie eignen zur einen Hälfte den Comans,
zur anderen Raphael van den Planken, seinem Bruder Louis und seiner Schwester
Marie. Aus der gleichen Quelle stammt eine alte heraldische Wirkerei «de Fleurs de
Lys aux armes de la Royne (Maria de Medici) soutenues par deux anges", die Qua-
dratelle tritt mit nur 30 Livres in Erscheinung.
Recht zahlreich vertreten sind die Verdüren, die sich in drei Gruppen teilen,
in die groben Grünteppiche, in die gängige Ware und die mit bunten Vögeln be-
lebten Landschaftsbilder. Der Preis für die billigste Sorte beziffert sich auf 40 Livres
die Quadratelle, die gut durchgeführten Landschaften stellen sich auf 100—110 Livres
(für die Herren Fieubet, Boutart, Aubert, Boilleau, den Präsidenten Thomas de Brage-
longne, und die M. M. de Guenegaud und Housset) die „verdure ä oyseaulx" (für die
Herren de Sully, Brisacier, Grignon) erscheint mit einer Ausnahme (100 Livres) mit 110
Livres im Ansatz. Ein etwas aus dem Rahmen fallendes Stück wird an Herrn de
Guedreville geliefert, „deux soubassemens de tapisserie, d'une aulne ou environ chacun,
avec des pilliers de fleurs", es dürfte sich um einen gewirkten Bettkranz gehandelt
haben. Im übrigen hat Meister Raphael verschiedene nicht klar definierte Wirkereien
sowie die Verlängerungen bereits gebrauchter Verdüren in Arbeit. Ziehen wir das Er-
gebnis aus dem Atelierbericht des Jahres 1661, so finden wir, soweit die Beurteilung
an Hand der Aufstellung möglich ist, daß die Gezeuge Nr. 1—13, 15-20, 22, 24, 27—31,
33,35,36,40—43,45,48—52, also insgesamt 39 Stühle im Gange sind, das Wirkerpersonal
beziffert sich hiernach auf rund 200 Personen, die Hilfskräfte nicht inbegriffen. Keine
einzige der zeitgenössischen niederländischen Manufakturen vermag sich auch nur entfernt
mit dem van den Plankenschen Betriebe zu messen; allerdings muß anerkannt werden,
daß der Lieferungsprozeß bei größeren Arbeiten in Brüssel sich in anderer Form ab-
wickelte. Bei den Riesenfolgen, die die van der Strecken, Leefdael oder van der
Borght zur Durchführung erhielten, schlössen sich gewisse befreundete, zumeist auch
durch Bande der Verwandtschaft eng liierte Ateliersgruppen zu einer Arbeitsgemein-
schaft zusammen, die nach bestimmten Normen für den mit dem Auftrage bedachten
an die Erledigung der Serien gingen. Die Möglichkeit fiel in Paris fort, das nicht
eben freundschaftliche Verhältnis zwischen den Comans und den van den Planken
schloß ein enges Zusammenarbeiten aus; die wenigen Pariser Kleinbetriebe kamen
nicht in Betracht.
Der Nachtragsvermerk vom 30. Oktober 1661 erwähnt noch verschiedene, in der
Aufstellung augenscheinlich übersehene Teppiche aus der Erbschaftsmasse von 1627,
darunter zwei Pastor Fido-Behänge, ein Stück der Dianenfolge, zwei Antwerpener
Zwischenfenster „de Verdure" und einen Teppich gleicher Provenienz, der eine
Gärtnerszene darstellt, der insofern von Bedeutung ist, als das Ursprungsatelier des
1661 bereits verstorbenen Simon Bouwens (84) genannt wird. Die Tatsache beweist,
daß van den Planken mit dem Heimatlande in ständiger Fühlung geblieben ist, auch die
noch zu erledigenden Rechnungsposten mit den Erben der Oudenaarder Wirker und
Händler Jacob Vanden Kerchove, Paul van den Bouch und Jan Demerlier sprechen
dafür.
Die zahlreichen sonstigen urkundlichen persönlichen Unterlagen, Schuldverschreibungen
usw. sind nicht von sonderlichem Interesse.
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Eine besonders umfangreiche Serie, Tankred und Klorinde „huit pieces de tapisserie,
dont quatre pour l'alcova" — es handelt sich bei dem Bettraum um schmale Stücke,
die nur 18 Quadratellen messen —, gibt ein Herr Thicrsault zum Quadratellenpreiso
von 105 Livres in Auftrag, die Klorindefolge für Herrn Turgot umfaßt fünf Behänge
zum gleichen Ansätze. Die Fabel der Psyche ist mehrmals vertreten. Der eine Be-
steller ist Herr Rossignol, der Einheitspreis beläuft sich auf 200 Livres, etwas höher
(220 Livres) stellt sich der golddurchwirkte Psycheteppich auf Stuhl 32 für Herrn Tur-
got. Im Magazin lagert die Folge der «kleinen Kinder" (5 Behänge), die mit einem
Quadratellenpreis von nur 50 Livres eingesetzt ist. Die Artemisiafolge erfreut sich
nur geringen Interesses. Die sieben Teppiche — -40 Livres (!) Einheitspreis — gehören
augenscheinlich zu der Erbmasse von 1627, sie eignen zur einen Hälfte den Comans,
zur anderen Raphael van den Planken, seinem Bruder Louis und seiner Schwester
Marie. Aus der gleichen Quelle stammt eine alte heraldische Wirkerei «de Fleurs de
Lys aux armes de la Royne (Maria de Medici) soutenues par deux anges", die Qua-
dratelle tritt mit nur 30 Livres in Erscheinung.
Recht zahlreich vertreten sind die Verdüren, die sich in drei Gruppen teilen,
in die groben Grünteppiche, in die gängige Ware und die mit bunten Vögeln be-
lebten Landschaftsbilder. Der Preis für die billigste Sorte beziffert sich auf 40 Livres
die Quadratelle, die gut durchgeführten Landschaften stellen sich auf 100—110 Livres
(für die Herren Fieubet, Boutart, Aubert, Boilleau, den Präsidenten Thomas de Brage-
longne, und die M. M. de Guenegaud und Housset) die „verdure ä oyseaulx" (für die
Herren de Sully, Brisacier, Grignon) erscheint mit einer Ausnahme (100 Livres) mit 110
Livres im Ansatz. Ein etwas aus dem Rahmen fallendes Stück wird an Herrn de
Guedreville geliefert, „deux soubassemens de tapisserie, d'une aulne ou environ chacun,
avec des pilliers de fleurs", es dürfte sich um einen gewirkten Bettkranz gehandelt
haben. Im übrigen hat Meister Raphael verschiedene nicht klar definierte Wirkereien
sowie die Verlängerungen bereits gebrauchter Verdüren in Arbeit. Ziehen wir das Er-
gebnis aus dem Atelierbericht des Jahres 1661, so finden wir, soweit die Beurteilung
an Hand der Aufstellung möglich ist, daß die Gezeuge Nr. 1—13, 15-20, 22, 24, 27—31,
33,35,36,40—43,45,48—52, also insgesamt 39 Stühle im Gange sind, das Wirkerpersonal
beziffert sich hiernach auf rund 200 Personen, die Hilfskräfte nicht inbegriffen. Keine
einzige der zeitgenössischen niederländischen Manufakturen vermag sich auch nur entfernt
mit dem van den Plankenschen Betriebe zu messen; allerdings muß anerkannt werden,
daß der Lieferungsprozeß bei größeren Arbeiten in Brüssel sich in anderer Form ab-
wickelte. Bei den Riesenfolgen, die die van der Strecken, Leefdael oder van der
Borght zur Durchführung erhielten, schlössen sich gewisse befreundete, zumeist auch
durch Bande der Verwandtschaft eng liierte Ateliersgruppen zu einer Arbeitsgemein-
schaft zusammen, die nach bestimmten Normen für den mit dem Auftrage bedachten
an die Erledigung der Serien gingen. Die Möglichkeit fiel in Paris fort, das nicht
eben freundschaftliche Verhältnis zwischen den Comans und den van den Planken
schloß ein enges Zusammenarbeiten aus; die wenigen Pariser Kleinbetriebe kamen
nicht in Betracht.
Der Nachtragsvermerk vom 30. Oktober 1661 erwähnt noch verschiedene, in der
Aufstellung augenscheinlich übersehene Teppiche aus der Erbschaftsmasse von 1627,
darunter zwei Pastor Fido-Behänge, ein Stück der Dianenfolge, zwei Antwerpener
Zwischenfenster „de Verdure" und einen Teppich gleicher Provenienz, der eine
Gärtnerszene darstellt, der insofern von Bedeutung ist, als das Ursprungsatelier des
1661 bereits verstorbenen Simon Bouwens (84) genannt wird. Die Tatsache beweist,
daß van den Planken mit dem Heimatlande in ständiger Fühlung geblieben ist, auch die
noch zu erledigenden Rechnungsposten mit den Erben der Oudenaarder Wirker und
Händler Jacob Vanden Kerchove, Paul van den Bouch und Jan Demerlier sprechen
dafür.
Die zahlreichen sonstigen urkundlichen persönlichen Unterlagen, Schuldverschreibungen
usw. sind nicht von sonderlichem Interesse.
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