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Göbel, Heinrich; Göbel, Heinrich [Editor]
Wandteppiche (II. Teil, Band 1): Die romanischen Länder: Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal — Leipzig, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.16360#0111
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van den Planken und Cornaus. 1633-1667

Circe, die den Stab zur verhängnisvollen Verwandlung hebt, ein Geführte hat
bereits die Metamorphose zum Schwein vollendet.
■4. Odysseus, durch Hermes' Wunderkraut geschützt, trinkt ohne Schaden das hölli-
sche Gebräu. Er stürzt sich mit gezücktem Schwerte auf die Zauberin, die um
Gnade fleht, ihre Dienerinnen entweichen schreckerfüllt. Im Hintergrunde wan-
deln die beiden versöhnt.

5. Schmerzerfüllt setzt der Held den Scheiterhaufen des Elpenor, der durch einen
unglücklichen Fehltritt von der Palastterrasse tödlich verunglückte, in Brand. Die
Gefährten beladen das abfahrbereite Schiff mit Lebensmitteln.

6. In flachem, schilfdurchwachsenem Ufergewässer tanzen drei, etwas stumpfsinnig
blickende Sirenen eine Art Ringelreihen, das Boot des am Mäste gefesselten
Helden segelt vorüber.

7. Odysseus ist nach Ithaka heimgekehrt, vorsichtig tragen zwei Frauen den schlafen-
den Helden und legen ihn unter schattigem Olivenbaum nieder; Amoretten schwingen
sich in den Lüften. In der Ferne blaut das Meer mit den Schiffen der Phaiaken.

8. Als Bettler verkleidet, gefolgt von dem „göttlichen" Sauhirt Eumaios, naht der
Wandermüde dem heimatlichen Schlosse, an der Schwelle begrüßt ihn sein
treuer Hund Argos.

Eine vollständige Serie verzeichnet die Sammlung des Marquis de Vibraye auf Schloß
Cheverny (Loir et Cher). Die Höhe beträgt durchgängig 4,00 m, die Längen wechseln
zwischen 2,00 m und 6,20 m (105). Die Bordürcnlösung stimmt genau mit der Fassung
des Simsonteppichs aus der Zweigmanufaktur Amiens überein (Abb. 69). Die Bordüre
wiederholt sich in den vier Behängen, die in der Pariser Galerie Georges Petit am
17. Mai 1920 unter den Hammer kamen; im Gegensatz zu der Cherverny-Folge sind
die Höhenmaße beträchtlich geringer (106); das gleiche gilt von den Motiven 3, 6, 7
und 8 im Museum von Besancon (107). In abgewandelter Fassung erscheinen die
durchgängig 3,25 m hohen fünf Behänge (Motiv 1, 2, 4, 6, 8) der ehemaligen Pariser
Sammlung Lemaire: Bänder schlingen sich um Blumenketten auf blauem Grunde, Kar-
tuschen in den vier Ecken und den Mitten der Leisten — die obere ist leer und schien
zur Aufnahme eines Wappens bestimmt — schließen kleine Camai'euszenen. Kein ein-
ziger der bislang besprochenen Odysseusbehänge ist signiert; die Tatsache, daß am
2./3. November 1920 in einer Amsterdamer Auktion (108) die »Landung auf Circes
Insel" (H. 3,50 m, L. 3,85 m) mit der Signatur von Amiens auftauchte (Abb. 60), läßt
die Zuschreibung der vorangegangenen Folgen an eine bestimmte Gruppe der van den
Planken-Comansschen Unternehmungen als ungewiß erscheinen. Die Fassung des Amster-
damer Behanges findet sich wieder — bis auf den Unterschied, daß das Rankenwerk
des Grundes durch Medaillons mit antiken Köpfen zwischen Blumengehängen ersetzt
ist — bei „Aiolos Abschied" (H. 3,10 m, L. 4,20 m), 1907 im Kunsthandel von Angers,
und in zwei Teppichen des Justizpalastes von Riom (Motiv 3 und 5).

Mit den „Götterliebschaften" schließt die Reihe der Vouetschen Folgen. Mit mehr
oder weniger starken Abänderungen sind die Motive den nach Gemälden des Meisters
— Hötel de Bullion, Hötel Perrault, Chäteau de Wideville, Chäteau de Chilly — zu-
sammengestellten, weitverbreiteten Stichfolgen Dorignys oder Tortebats entnommen.
Die „Götterliebschaften" der flämischen Ateliers zu Paris und Amiens umfassen in
Wirklichkeit zwei selbständige Serien. Die eine wird durch die Mazarinsche Folge,
die andere durch die Reihe auf Schloß Champchevrier charakterisiert. Die erwähnte
Vermögensaufstellung des Kardinals vom Jahre 1653 bringt außer den nachdrücklich
Lefebvre, also der Louvregalerie, zugeschriebenen Serien eine Reihe „de tapisserie de
haute lice fine de laine et soie, facon de Paris, representant les amours des dieux,
avec sa frize fonds bleu ä feuillages et grotesques, et aux coins et dans le milieu de
chaque costö ornee de camayeux en cartouches dont les ovales sont ä fonds jaulne
ayec petites figures de clair obscur, ladite tapisserie haute de trois aulnes demi tiers,
faisant de tour scavoir:

Nr. 1. Diane se baignant...........3 aul. %•

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