van den Planken un d C omans. 1633-1667
1. Der bärtige Meergott Glaukos, halb Mensch, halb Fisch, kniet vor der auf einem
hochragenden Uferfelsen gelagerten Nymphe Skylla, hinter der eine Amorette
hervorlugt, bereit den zündenden Pfeil zu senden. Wiederholungen des Motives
befinden sich auf Schloß Thoiry (in der Blumenfassung), als Teilstück in der am
6. IV. 1908 in Paris versteigerten Serie in der gleichen etwas vereinfachten Rah-
mung, sowie schließlich als Bestandteil einer von Fenaille nicht naher benannten
französischen Privatsammlung in der ungleich dekorativeren New Yorker Bor-
düre.
2. Jupiter, als blumenbekränzter Stier, entführt Europa, Frauen und Putten bilden
die gewohnte Staffage.
3. Meleagros überreicht der auf einem Felsen ruhenden Atalante das Fell des kaly-
donischen Ebers. Ein verwandtes Stück verzeichnet das Musöe des Gobelins mit
der Signatur des Charles de Comans (II. 3,15 m, L. 3,88 m): Meleager zückt den
Speer auf den von der Meute gestellten Eber, die schöne Jägerin Atalante greift
nach dem Pfeil; die Bordüre verwertet in der gewohnten Weise Blumen in Vasen
und Körben, Amor schwingt die Fackel; Köcher, Pfeile und Bogen decken die
Ecken. Aller Wahrscheinlichkeit nach gehört auch ein früherer Pariser Jagd-
teppich im Berliner Kunsthandel — in der Fassung den „Jagden König Franz I."
verwandt — (Abb. 63, H. 3,45 m, L. 4,45 m) zu einer Meleager- oder Aktaion-
Reihe, wenngleich es zweifelhaft erscheint, ob er mit den beiden ersterwähnten
Motiven in unmittelbaren Zusammenhang zu bringen ist. Die Wahrscheinlichkeit,
daß die van den Planken und Comans'schen Werkstätten mehr als einmal die
dankbare, in den Niederlanden unendlich oft wiederholte Serie verwertet haben,
liegt recht nah.
4. Kephalos und Prokris. Der Jüngling wird von Aurora geraubt. Er kehrt in ver-
wandelter Geslalt zu seiner Gattin Prokris zurück, ihre eheliche Treue zu er-
proben. Die Holde läßt sich von den Liebesschwüren des angeblichen Fremden
erweichen. Im Teppich der Sammlung Brosselin — Blumenbordüre, in den
Ecken kreisrunde stilisierte Blüten — sitzt Kephalos in der säulengetragencn Vor-
halle des Palastes mit übergeschlagenem Knie, in der Linken den Speer. Vor ihm
steht die Gattin in langem, fließendem Gewand mit halbentblößtem Busen, die
Linke faßt die Leine eines Jagdhundes, die Rechte ist in abwehrender Gebärde
erhoben. Der Hintergrund eröffnet den Ausblick auf eine Gartenanlage.
5. Apollo — ob identisch mit Nr. 8 der Mazarin'schen Folge? —; der Sonnengott,
als Jäger gekleidet, weilt unter dem Schatten eines Baumes. Eine Amorette
schwingt sich hinter ihm. Die Blumenbordüre zeigt in den Ecken einen Putto.
Ein mit der Lilienmarke gezeichnetes Exemplar erschien auf der Pariser Auktion
vom 21. Mai 1910.
6. Diana. Die Jagdgöttin ruht unter überhängendem Felsen, in der Hand den Wurf-
pfeil, neben sich zwei Hunde. Die Darstellung zählt in der Dorigny'schen Stich-
wiedergabe zu den bekannten Vouet'schen Motiven.
7. Die Toilette der Venus — gleichfalls nach Vouet. Die Göttin sitzt halbnackt auf
dem Prunkbett, Putten halten den Spiegel, Dienerinnen kämmen das Haar und
leisten sonstige Handreichungen. Ein Behang in amerikanischem Privatbesitz bringt
insofern starke Abweichungen, als Venus unter dem Sonnensegel in einer Wald-
lichtung ruht, den viereckigen Spiegel hält eine Dienerin, eine zweite flicht das
Haar, eine dritte schnürt die Sandalen.
Wesentlich klarer und einheitlicher als die besprochenen Götterliebschaften bzw.
Ovidschen Verwandlungen schließen sich verschiedene rein Vouet'sche Motive, in einer
der Bezeichnung „Amours des Dieux" unzweideutig angepaßten Weise, zu der aus sieben
Behängen zusammengestellten Folge des Barons de Champchevrier (Chäteau de Champ-
chevrier, Indre-et-Loire). Die Behänge tragen die Marke von Amiens:
1. Jupiter, von Flammen und Blitzen umsprüht, erscheint der sitzenden Semele.
Die Bordüre des Stückes ist in einer reichen, dekorativen Form gelöst: Medaillons
96
1. Der bärtige Meergott Glaukos, halb Mensch, halb Fisch, kniet vor der auf einem
hochragenden Uferfelsen gelagerten Nymphe Skylla, hinter der eine Amorette
hervorlugt, bereit den zündenden Pfeil zu senden. Wiederholungen des Motives
befinden sich auf Schloß Thoiry (in der Blumenfassung), als Teilstück in der am
6. IV. 1908 in Paris versteigerten Serie in der gleichen etwas vereinfachten Rah-
mung, sowie schließlich als Bestandteil einer von Fenaille nicht naher benannten
französischen Privatsammlung in der ungleich dekorativeren New Yorker Bor-
düre.
2. Jupiter, als blumenbekränzter Stier, entführt Europa, Frauen und Putten bilden
die gewohnte Staffage.
3. Meleagros überreicht der auf einem Felsen ruhenden Atalante das Fell des kaly-
donischen Ebers. Ein verwandtes Stück verzeichnet das Musöe des Gobelins mit
der Signatur des Charles de Comans (II. 3,15 m, L. 3,88 m): Meleager zückt den
Speer auf den von der Meute gestellten Eber, die schöne Jägerin Atalante greift
nach dem Pfeil; die Bordüre verwertet in der gewohnten Weise Blumen in Vasen
und Körben, Amor schwingt die Fackel; Köcher, Pfeile und Bogen decken die
Ecken. Aller Wahrscheinlichkeit nach gehört auch ein früherer Pariser Jagd-
teppich im Berliner Kunsthandel — in der Fassung den „Jagden König Franz I."
verwandt — (Abb. 63, H. 3,45 m, L. 4,45 m) zu einer Meleager- oder Aktaion-
Reihe, wenngleich es zweifelhaft erscheint, ob er mit den beiden ersterwähnten
Motiven in unmittelbaren Zusammenhang zu bringen ist. Die Wahrscheinlichkeit,
daß die van den Planken und Comans'schen Werkstätten mehr als einmal die
dankbare, in den Niederlanden unendlich oft wiederholte Serie verwertet haben,
liegt recht nah.
4. Kephalos und Prokris. Der Jüngling wird von Aurora geraubt. Er kehrt in ver-
wandelter Geslalt zu seiner Gattin Prokris zurück, ihre eheliche Treue zu er-
proben. Die Holde läßt sich von den Liebesschwüren des angeblichen Fremden
erweichen. Im Teppich der Sammlung Brosselin — Blumenbordüre, in den
Ecken kreisrunde stilisierte Blüten — sitzt Kephalos in der säulengetragencn Vor-
halle des Palastes mit übergeschlagenem Knie, in der Linken den Speer. Vor ihm
steht die Gattin in langem, fließendem Gewand mit halbentblößtem Busen, die
Linke faßt die Leine eines Jagdhundes, die Rechte ist in abwehrender Gebärde
erhoben. Der Hintergrund eröffnet den Ausblick auf eine Gartenanlage.
5. Apollo — ob identisch mit Nr. 8 der Mazarin'schen Folge? —; der Sonnengott,
als Jäger gekleidet, weilt unter dem Schatten eines Baumes. Eine Amorette
schwingt sich hinter ihm. Die Blumenbordüre zeigt in den Ecken einen Putto.
Ein mit der Lilienmarke gezeichnetes Exemplar erschien auf der Pariser Auktion
vom 21. Mai 1910.
6. Diana. Die Jagdgöttin ruht unter überhängendem Felsen, in der Hand den Wurf-
pfeil, neben sich zwei Hunde. Die Darstellung zählt in der Dorigny'schen Stich-
wiedergabe zu den bekannten Vouet'schen Motiven.
7. Die Toilette der Venus — gleichfalls nach Vouet. Die Göttin sitzt halbnackt auf
dem Prunkbett, Putten halten den Spiegel, Dienerinnen kämmen das Haar und
leisten sonstige Handreichungen. Ein Behang in amerikanischem Privatbesitz bringt
insofern starke Abweichungen, als Venus unter dem Sonnensegel in einer Wald-
lichtung ruht, den viereckigen Spiegel hält eine Dienerin, eine zweite flicht das
Haar, eine dritte schnürt die Sandalen.
Wesentlich klarer und einheitlicher als die besprochenen Götterliebschaften bzw.
Ovidschen Verwandlungen schließen sich verschiedene rein Vouet'sche Motive, in einer
der Bezeichnung „Amours des Dieux" unzweideutig angepaßten Weise, zu der aus sieben
Behängen zusammengestellten Folge des Barons de Champchevrier (Chäteau de Champ-
chevrier, Indre-et-Loire). Die Behänge tragen die Marke von Amiens:
1. Jupiter, von Flammen und Blitzen umsprüht, erscheint der sitzenden Semele.
Die Bordüre des Stückes ist in einer reichen, dekorativen Form gelöst: Medaillons
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