Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Göbel, Heinrich; Göbel, Heinrich [Editor]
Wandteppiche (II. Teil, Band 1): Die romanischen Länder: Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal — Leipzig, 1928

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.16360#0149
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Gobelins

gliedern sich in: 1. Palais Royal, 2. Jardin des Plantes, 3. Schloß Blois und 4. Schloß
Fontainebleau; die vier letzten Behänge beschränken sich auf architektonische Motive
(Abb. 92): 5. zwei Karyatiden (Oberkörper von Mann und Frau), 6. zwei Hermen mit
Frauen- und Männerhaupt, 7. blumenumwundene Doppelsäulen, 8. einfache Herme
mit Frauenkopf.

Abweichend von der geschilderten Lösung bauen sich die Zwischenfensterteppiche
der Basselissereihe auf: (1) Schloß Vincennes, (2) altes Schloß Saint-Germain, (3) neues
Schloß von Saint-Germain, (4) Schloß Blois, (5) Marimont, (6) Madrid, (7) Fontainebleau
in der Hauptansicht (Abb. 93), (8) Fontainebleau, umrahmt von Säule und Pilaster.

Die erste Hautelissereihe — 12 große Stücke und 8 Zwischenfensterteppiche — wird in
den Jahren von 1668 bis 1681 unter Verwendung von Metallfäden den Ateliers des jüngeren
Jans und des Lefebvre anvertraut; der Quadratellenpieis stellt sich auf 270 Livres.
Eine zweite golddurchwirkte Hautelissereihe wird in den Jahren von 1673 bis 1682 —
wiederum 12 Monatsteppiche und 8 Zwischenfensterstücke — von Jans, dem Jüngeren, und
Lefebvre auf die Gezeuge gelegt. Bis auf die beiden im Gobelins-Magazin zurück-
gebliebenen, uns überkommenen Teppiche (Oktober, H. 4,10 m, L. 6,60 m, Dezember,
H. 4 m, L. 6,50 m) ist der Rest der ersten Folge verschwunden, er gelaugte in der
Revolutionszeit zum Verkaufe. Die zweite Serie hat sich mit den zwölf großen
Behängen und sechs Zwischenfensterstücken in französischem Staatsbesitze erhalten
(Abb. 90, 92). Sämtliche übrige Wiederholungen beschränken sich mit Ausnahme
eines 1708/1711 von Jans dem Jüngeren gewirkten, nicht mehr vorhandenen Hautehsse-
teppichs (November) auf golddurchwirkte Basselissereihen. Die dritte Reihe aus dem
Atelier des Jean de La Croix (1668 bis 1680), mit den zwölf großen Monatsteppichen
und einer durchschnittlichen Höhe von 3/25 m, wird auf königlichen Befehl in zwei
Lose geteilt, die 1682 mit je sechs Teppichen unter Ergänzung durch die vierte Serie
als diplomatische Geschenke dem dänischen und dem englischen Hofe überwiesen
werden. Im Besitze des französischen Staatsschatzes befindet sich auf Schloß Pau
lediglich „Juni". Von der vierten Wiederholung — 12 große Teppiche, 1680 von
Mozin und De la Croix angeliefert — ist kein Stück mehr im französischen Garde-
Meuble vorhanden; die Serie verteilte sich auf England, Dänemark und Brandenburg
(1683).

Ähnlich verhält es sich mit der fünften Reihe aus den Werkstätten De la Croix
und Mozins — zwölf, zwischen 1676 und 1682 gewirkte Behänge —, die sich
zum kleineren Teile auf diplomatische Geschenke (Brandenburg und England) zer-
splitterte, zum größten Teile aber im französischen Besitze verblieben ist; der Garde-
Meuble verzeichnet heute Februar, März, April, Juni, Juli, August, September, Oktober
und Dezember. Der Verbleib der prächtigen Monatsteppiche, einst im Besitze der
Gemahlin des Großen Kurfürsten, ist mir nicht bekannt.

Die sechste Wiederholung (12 Teppiche) führen Mozin und De la Croix in der Zeit
nach 1680 durch. „Mai" gehört zu den nach Brandenburg überführten Behängen, die
Mehrzahl der Teppiche erscheint nicht mehr in den Inventaren von 1789; im Pariser
Garde-Meuble befinden sich lediglich „Januar" und „September'1. Eine siebente Basse-
lissekopie, die gleichfalls mit 12 Teppichen nach 1680 auf den Gezeugen von De la
Croix und Mozin entsteht, ist mit „März, April" und „Dezember" im französischen
Staatsbesitze noch vertreten; die übrigen Behänge scheinen in den unruhigen Zeiten
nach 1789 verschwunden zu sein. Das gleiche Schicksal teilen zwei nach 1680 als
Ergänzungsstücke gewirkte Monatsbehänge (Januar und Mai, Mozin und De la Croix)
und der bereits erwähnte 1708/1711 von Jans dem Jüngeren gewirkte Hautelisseteppich
«November". Noch verwickelter gestaltet sich die Frage über den Verbleib der zahl-
reichen Zwischenfensterstücke, die insgesamt drei Serien mit je acht Behängen in
golddurchwirkter Basselisseausführung erreichten, von denen zwei Folgen (16 Teppiche)
durch De la Croix, eine durch Mozin zur Durchführung gelangten. Sechs Behänge
wanderten zu diplomatischen Zwecken nach Dänemark und England, drei gingen
verloren, der Rest (15 Behänge) verblieb dem französischen Staate (22).

131
 
Annotationen