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Göbel, Heinrich; Göbel, Heinrich [Editor]
Wandteppiche (II. Teil, Band 1): Die romanischen Länder: Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal — Leipzig, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.16360#0165
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Gobelins

L. 3,30 m bis 3,85 m) erschienen in der Auktion Henry Say (Paris, G. Petit. 30. XI. 1908,
Nr. 34 bis ). Ein Exemplar der Petites Indes (Fischer) taucht am 2./3. Juli 1891 in
einer Pariser Auktion auf. Die Sammlung des Herzogs d'Aumale zu Chantilly umfaßt
vier Indien-Behünge, davon zwei in der ersten Rahmung, zwei bordürenlos (Zebra,
Stiere, Tierkampf, Eingeborener zu Pferd). Weitaus die interessanteste Wiederholung
kam mit der Sammlung Achille Leclercq unter dem 30. Mai/1. Juni 1901 auf den
Markt (47). Die in dem Privatatelier des Meisters Jans erzeugte Serie weist mehrfach
starke Abweichungen von den Originalvorlagen auf. Im Zebrabehang (Abb. 121) fehlt
der angreifende Tiger, dagegen treten jagende Neger als Begleitfiguren in Erscheinung;
der Teppich mißt 3,40 m in der Höhe, 5,30 m in der Länge. Der zweite signierte
Behang, der „Elefant", gibt nur einen Teil des Kartons wieder: das isabellenfarbene
Pferd mit dem Kinde und der Negerin. Der «Jäger" stimmt mit der offiziellen Folge
überein; charakteristisch ist die etwas reklamemäßig aufgezogene Signatur der unteren
Lisiere: IANS DES GOBELINS. Der «König in der Hängematte" ist augenscheinlich
nachträglich mit der Hermenfassung der Le Brunschen Alexanderserie gerahmt (Abb. 120).
Ein vereinzeltes bordürenloses Stück, die „Fischer", zählt zu dem Bestände der Samm-
lung Seligmann.

10a. Die «Neue Indienfolge" nach Desportes.

Die Kartons der alten Indienserie sind, trotz der Auffrischung von 1692, infolge der
zahlreichen Wiederholungen 1730 in einem derart schlechten Zustande, daß eine
durchgreifende Neubearbeitung nicht mehr zu umgehen ist. Alexandre Francoxs Des-
portes unterzieht sich der Aufgabe; die acht Kartons entstehen in den Jahren ,0„
1737-1741. Sie weisen gegenüber der ursprünglichen Serie zahlreiche Unteischiede
auf. So erscheint im ersten Behänge an Stelle des indianischen Reiters ein Kamel, au
dem ein Affe hockt; der in der Hängematte von seinen Sklaven getragene König wird
durch eine Negerin ersetzt usw. Der Reihenfolge nach gliedert s,ch rolge m:
1. das Kamel, 2. das Zebra (im Wasser unten links der Malername DESPUUl^-
13X1T), 3. die beiden Stiere (Des Portes P^ unter dem Fruchtkorb unten links), 4. der
Tierkampf, das Motiv hat sich vollkommen gegenüber dem alten Karton geändert
(Abb. 119, unten rechts DESPORTES Px), 5. die Negerkönigin in der Hängematte
(DESPORTES PXIT unten links), 6. der indianische Jäger am Feigenbaum (Desportes

Pxit links im Wasser), 7. der Elefant (^f* im Terrain, links), 8. die Fischer (DES-
PORTES PXIT, im Wasser links). , ■ , . . .

Zur Verwendung kommen zwei Bordüren, beide im Sinne der Bilderrahmenkopie
aufgefaßt. Die erste (1738) stammt von P. J. Perrot (Abb. 119); die zweite Bordüre
(Abb. 118) - wahrscheinlich von Jacques - findet nach 1771 Anwendung.

Die erste Serie der „Neuen Indien" entsteht 1740-1744 in den Bassehsseatehers von
Cozette und Le Blond zu einem Quadratellenpreise von 230 Livres; die Serie ist im
französischen Garde-Meuble mit Ausnahme des „Elefanten" noch vorhanden.

Die zweite vollständige tieflitzige Wiederholung fällt (1742-1748) den gleichen
Werkstätten zu, die dritte wird 1747 bis 1754 von Cozette, Le Blond und Neilson auf
die Gezeuge gelegt, eine vierte Serie entsteht in den Jahren von 1750 bis 1759 — es
sind die gleichen Meister beteiligt -, die fünfte fertigt Neilson 1753 bisi 1765, die
sechste der gleiche Unternehmer 1756 bis 1766; die siebente (1761-1767, INeuson)
umfaßt vier Teppiche — Kamel, Zebra, Tierkampf, Jäger —, die achte deren nur zwei
(Kamel, Tierkampf, 1765—1768, Neilson). Die Behänge der zweiten bis achten Reihe
dienen fast ausschließlich diplomatischen Zwecken. Acht aus verschiedenen Reihen
zusammengestellte Teppiche erwirbt 1763 Lord Tynley; eine vollständige Reihe wird
1760 dem außerordentlichen ungarischen Gesandten, Grafen von Coloredo, zu teil; eine
weitere Serie geht an den Comte de Yiri, den Gesandten des Königs von Sardinien
(1763); drei Einzelbehänge (Kamel, Zebra, Jäger) erwirbt 1763 Mr. Stuart im Autt

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