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Göbel, Heinrich; Göbel, Heinrich [Editor]
Wandteppiche (II. Teil, Band 1): Die romanischen Länder: Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal — Leipzig, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.16360#0166
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Gobelins

eines nicht naher genannten englischen Granden; vier Teppiche (Jäger, Kamel, Fischer,
Tierkampf) werden 1768 dem Duc de Noailles käuflich überlassen; eine vollständige
Reihe wird 1768 dem König von Dänemark als Geschenk überreicht; sechs Behänge
(Stiere, Königin, Tierkampf, Zebra, Elefant, Kamel) erhält 1769 der Generalsteuerpächter
Bouret de Yillaumont. Von den 46 Behängen verbleibt 1769 dem Magazin der Gobelins
nur ein einziges Stück (Tierkampf), das 1777 der für den Kaiser von Österreich be-
stimmten Serie zugefügt wird. Im französischen Staatsbesitze (Landwirtschafts-
ministerium) befinden sich, abgesehen von der frühesten Serie, nur drei Teppiche, die
sich mit den späteren Reihen in der ersten Fassung in Verbindung bringen lassen
(Kamel, H. 4,62 m, L. 3,50 m, Cozette; Zebra, H. 4,62 m, L. 4,30 m, Cozette; Fischer,
H. 4,70 m, L. 4,10 m). Vier Einzelstücke tauchten in einer Pariser Auktion (18. Mai 1877)
auf; „Kamel" und „Stiere" (signiert LE BLOND ex 1753) gingen später in die Samm-
lung C. Groult über; den „Jäger" lieh der bekannte Verleger und Sammler Demotte
zur Wandteppichausstellung von San Franzisco 1922 (48).

Die Wiederholungen in der zweiten Bordüre (1771 bis 1794) entfallen mit 34 Be-
hängen auf Neilsons Atelier, mit 13 Teppichen auf die Werkstatt seines Nachfolgers
Cozette; der Quadratellenpreis beläuft sich durchgängig auf 264 Livres. Eine voll-
ständige Serie (49) befindet sich im Wiener Textilienschatz, ein Geschenk Ludwig XVI.
an den österreichischen Kaiser gelegentlich seines Pariser Aufenthaltes (1777). Bereits
1775 waren dem Generalsteuerpächter Bouret die beiden zu seiner ihm 1769 aus-
gehändigten Folge von sechs Behängen noch fehlenden Teppiche (Jäger, Fischer) über-
lassen worden. 1780 erwirbt der Bischof von Straßburg, Kardinal de Rohan, vier
Behänge (Elefant, Fischer, Kamel, Stiere) — die Teppiche gehen aus der Hinterlassen-
schaft des Kardinals zu Ettenheim in den Besitz des badischen Staates über, die Signatur
nennt Neilson 1778 — (50); weitere vier Stücke werden 1782 dem russischen Groß-
fürstenpaar (Graf und Gräfin von Norden) überreicht (Kamel, Zebra, Tierkampf, Fischer);
die Behänge waren vor der russischen Revolution noch vorhanden und dienten mehr-
fach als Vorlage in der von Peter dem Großen in Sankt Petersburg gegründeten Wand-
teppichmanufaktur. „Tierkampf" (signiert Neilson 1779) und „Kamel" (Neilson 1774)
tauchten in einer Londoner Auktion bei Puttick und Simpson (28. XL 1924) wieder
auf und fanden zum Preise von 2409 Guineen einen Käufer.

Der Comte d'Adhömar erwirbt 1783 vier Teppiche (Zebra, Stiere, Königin und Tier-
kampf); der Statthalter der österreichischen Lombardei, Erzherzog Ferdinand, erhält, ge-
legentlich seines Aufenthaltes in Paris, 1786 sechs Neu-Indienbehänge, die sich heute (ohne
Bordüren) im Quirinal zu Rom befinden (Kamel, Fischer, Jäger, Tierkampf, Zebra, Elefant).

Die nach 1786 fertiggestellten Teppiche, zum Teil ohne Bordüren, verblieben zunächst
im Magazin der Manufaktur; sie dienten in den Revolutionsjahren zur Ausstattung der
Dienst- und Privaträume der häufig wechselnden Minister und Konsuln. Im französischen
Staatsbesitze befinden sich von den späten Reihen nur noch sechs Behänge: Kamel
(Cozette 1795), Zebra (Cozette 1790), Tierkampf (Cozette 1790), Tierkampf (Cozette),
Jäger (Cozette 1792), Elefant (Cozette 1792). Die letzte Neu-Indienfolge wird in Basse-
lissetechnik 1802 begonnen. In Privatsammlungen und im Kunsthandel tauchten in den
Jahren vor dem Krieg mehrfach Neu-Indienteppiche in der zweiten Fassung, zumeist aber
ohne Bordüre, auf, u. a. erzielte ein aus „Zebra" und „Tierkampf'1 zusammengestellter
riesiger bordürenloser Behang (H. 3,62 m, L. 6,25 m), mit der Signatur Le Blonds, in der
Auktion Partridge 1913 den Betrag von 35000 Mark (51). Weiterhin verzeichnet der
Palazzo Pitti zu Florenz eine Wiederholung des „Elefanten" (Abb. 118, H. 4,20 m,
L. 6,40 m), die Sammlung der Herzogin von Alba zu Madrid außer dem „Tierkampf"
noch drei weitere Stücke (sign. Cozette 1789). Eine Version des Elefanten erschien
in der Pariser Auktion (Hötel Drouot) vom 29. Mai 1914 (Nr. 63). Die „Stiere" (ohne
Bordüren) nannte der Nachlaß des Duc de Talleyrand (1899). Die Neu-Indienserie ist
mehrfach im deutschen Privatbesitz vertreten.

„Kamel" und „Tierkampf" aus der Sammlung J. J. Albright (Buffalo) kamen in New-
York (Anderson Galleries) am 16./17. IV. 1926 unter den Hammer.

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