Gobelins
Der von Tessier 1776 für die Bouchcrsche Folge entworfene gelbe Damastgrund
(sechste Fassung) wird für die neunte (hochlitzige) Serie verwandt; die Rahmung des
Mittelbildes wird vereinfacht „pour faciliter le moyen d'exöcuter les tableaux de la
tenture de Don Quichotte dans leurs formes" (Abb. 149). Die Mittelbilder werden
gesondert von Spezi alwirkern durchgeführt und erst nachträglich von dem Rentrayeur
der Manufaktur Vavoque eingefügt. Das Verfahren zeitigt eine weitere, überaus be-
dauerliche Maßnahme: die Bordüren beginnen zu verschwinden.
Zunächst verarbeiten (1778—1785) die Hautelisseateliers von Audran und Cozette die
neue Fassung vorerst ohne Mittelbild — Sanchos Mahl, Don Quijote und die Hofdamen,
der Hidalgo am Fenstergitter, das Holzpferd. Die Behänge werden in den Revolutions-
jahren (IV, X, XI) dem Minister des Innern zur Verfügung gestellt, über ihren wei-
teren Verbleib ist nicht Näheres bekannt.
178S überweist Ludwig XVI. dem ehemaligen Minister des Äußeren, Baron de
Breteuil, eine Don Quijotereihe in der neuen Fassung. Um die Lieferung zu be-
schleunigen, werden verschiedene bereits besonders gewirkte Bilddarstellungen, ent-
sprechend den geringen Abmessungen der zur Verfügung stehenden Wandflächen des
Saales auf Schloß Dangu, beschnitten und in die verkleinerten Fassungen eingefügt;
die Bordüre fällt ganz fort. Es handelt sich um ein Doppelstück — der verzauberte
Kopf, Don Quijote und die Wirtstöcher —, zwei größere Einzelbehänge — Holz-
pferd, die Herzogin auf der Jagd —, zwei weniger umfangreiche Teppiche mit den
Camaieubildern Sanchos und Don Quijotes im Medaillonrahmen mit Blumenfassung
und fünf kleine Motive, deren genaue Beschreibung (Blumengirlanden) aussteht.
Die letzte Reihe entsteht in Audrans Werkstatt in der Zeit von 1787 bis 1794: „Don
Quijote von seiner Narrheit geheilt"; „Sanchos Abreise nach Barataria" zusammen mit dem
Don Quijotemedaillon in Grisailletechnik auf violettem Grunde nach Lovinfosse und
„der Herzogin auf der Jagd" (Abb. 149, H. 2,80 m, L. 6,35 m), sieben Rahmen ohne
Bilder, zwei Bildmötive (der verzauberte Kopf, Don Quijote und die Hofdamen) sowie
zwei kleine Behänge (Blumen und Bänder auf gelbem Damastgrunde). Die beiden
ersten Teppiche (Don Quijotes Heilung und das große dreiteilige Stück) gehen 1810
als Geschenk Napoleons I. an den Großherzog von Hessen. Sie zählten, zusammen
mit den zwei kleinsten Stücken, zu dem Bestände der Sammlung Ernest Cronier und
kamen mit deren Auflösung (4./5. 12. 1905) erneut auf den Markt. „Der verzauberte
KopP als Einzelbild befindet sich zur Zeit im Mus6e du Louvre.
Im übrigen scheint mit den offiziellen Serien die Produktion der Gobelins nicht er-
schöpft zu sein. Eine Pariser Privatsammlung besitzt nach Angabe von Fenaille zwei
Behänge auf gelbem Damastfond (der „gestohlene Esel", „Einzug Sanchos in Barataria"),
sowie zwei schmale Stücke mit Blumendekoration.
Drei weitere Behänge verzeichnete die 1908 (30. 11.) versteigerte Pariser Sammlung
Say (der verzauberte Kopf, Don Quijote und die Wirtstöchter, Weisheit heilt Don
Quijote). Ein Doppelstück (Sanchos Mahl, Don Quijote und die Hofdamen) zählte
1898 zu dem Bestände der Sammlung Seligmann.
Unklar sind die Angaben des Auktionskataloges Double (4. Juni 1881), die Signatur
des „Balles" AVDRAN AVX GOBELINS läßt mit Sicherheit auf ein Erzeugnis aus der
Privatwerkstatt des Meisters schließen.
3. Die Iliade nach Antoine und Charles Coypel.
Die Iliade umfaßt fünf Behänge; von Antoine Coypel stammen die beiden ersten
Motive, der „Zorn des Achilles" und „Hektors Abschied von Andromache"; die „Rache
des Achilles" wird von dem älteren Coypel begonnen, von seinem Sohne aber erst
1723 vollendet. „Dido und Äneas" geht im Entwürfe gleichfalls auf Meister Antoine
zurück, Charles Hörault führt den Vorwurf durch. Der letzte Karton, das „Opfer der
Iphigeneia", stammt von Charles Coypel.
Das dekorativ wertvollste Motiv ist zweifellos das erste Bild der Serie, der Streit
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Der von Tessier 1776 für die Bouchcrsche Folge entworfene gelbe Damastgrund
(sechste Fassung) wird für die neunte (hochlitzige) Serie verwandt; die Rahmung des
Mittelbildes wird vereinfacht „pour faciliter le moyen d'exöcuter les tableaux de la
tenture de Don Quichotte dans leurs formes" (Abb. 149). Die Mittelbilder werden
gesondert von Spezi alwirkern durchgeführt und erst nachträglich von dem Rentrayeur
der Manufaktur Vavoque eingefügt. Das Verfahren zeitigt eine weitere, überaus be-
dauerliche Maßnahme: die Bordüren beginnen zu verschwinden.
Zunächst verarbeiten (1778—1785) die Hautelisseateliers von Audran und Cozette die
neue Fassung vorerst ohne Mittelbild — Sanchos Mahl, Don Quijote und die Hofdamen,
der Hidalgo am Fenstergitter, das Holzpferd. Die Behänge werden in den Revolutions-
jahren (IV, X, XI) dem Minister des Innern zur Verfügung gestellt, über ihren wei-
teren Verbleib ist nicht Näheres bekannt.
178S überweist Ludwig XVI. dem ehemaligen Minister des Äußeren, Baron de
Breteuil, eine Don Quijotereihe in der neuen Fassung. Um die Lieferung zu be-
schleunigen, werden verschiedene bereits besonders gewirkte Bilddarstellungen, ent-
sprechend den geringen Abmessungen der zur Verfügung stehenden Wandflächen des
Saales auf Schloß Dangu, beschnitten und in die verkleinerten Fassungen eingefügt;
die Bordüre fällt ganz fort. Es handelt sich um ein Doppelstück — der verzauberte
Kopf, Don Quijote und die Wirtstöcher —, zwei größere Einzelbehänge — Holz-
pferd, die Herzogin auf der Jagd —, zwei weniger umfangreiche Teppiche mit den
Camaieubildern Sanchos und Don Quijotes im Medaillonrahmen mit Blumenfassung
und fünf kleine Motive, deren genaue Beschreibung (Blumengirlanden) aussteht.
Die letzte Reihe entsteht in Audrans Werkstatt in der Zeit von 1787 bis 1794: „Don
Quijote von seiner Narrheit geheilt"; „Sanchos Abreise nach Barataria" zusammen mit dem
Don Quijotemedaillon in Grisailletechnik auf violettem Grunde nach Lovinfosse und
„der Herzogin auf der Jagd" (Abb. 149, H. 2,80 m, L. 6,35 m), sieben Rahmen ohne
Bilder, zwei Bildmötive (der verzauberte Kopf, Don Quijote und die Hofdamen) sowie
zwei kleine Behänge (Blumen und Bänder auf gelbem Damastgrunde). Die beiden
ersten Teppiche (Don Quijotes Heilung und das große dreiteilige Stück) gehen 1810
als Geschenk Napoleons I. an den Großherzog von Hessen. Sie zählten, zusammen
mit den zwei kleinsten Stücken, zu dem Bestände der Sammlung Ernest Cronier und
kamen mit deren Auflösung (4./5. 12. 1905) erneut auf den Markt. „Der verzauberte
KopP als Einzelbild befindet sich zur Zeit im Mus6e du Louvre.
Im übrigen scheint mit den offiziellen Serien die Produktion der Gobelins nicht er-
schöpft zu sein. Eine Pariser Privatsammlung besitzt nach Angabe von Fenaille zwei
Behänge auf gelbem Damastfond (der „gestohlene Esel", „Einzug Sanchos in Barataria"),
sowie zwei schmale Stücke mit Blumendekoration.
Drei weitere Behänge verzeichnete die 1908 (30. 11.) versteigerte Pariser Sammlung
Say (der verzauberte Kopf, Don Quijote und die Wirtstöchter, Weisheit heilt Don
Quijote). Ein Doppelstück (Sanchos Mahl, Don Quijote und die Hofdamen) zählte
1898 zu dem Bestände der Sammlung Seligmann.
Unklar sind die Angaben des Auktionskataloges Double (4. Juni 1881), die Signatur
des „Balles" AVDRAN AVX GOBELINS läßt mit Sicherheit auf ein Erzeugnis aus der
Privatwerkstatt des Meisters schließen.
3. Die Iliade nach Antoine und Charles Coypel.
Die Iliade umfaßt fünf Behänge; von Antoine Coypel stammen die beiden ersten
Motive, der „Zorn des Achilles" und „Hektors Abschied von Andromache"; die „Rache
des Achilles" wird von dem älteren Coypel begonnen, von seinem Sohne aber erst
1723 vollendet. „Dido und Äneas" geht im Entwürfe gleichfalls auf Meister Antoine
zurück, Charles Hörault führt den Vorwurf durch. Der letzte Karton, das „Opfer der
Iphigeneia", stammt von Charles Coypel.
Das dekorativ wertvollste Motiv ist zweifellos das erste Bild der Serie, der Streit
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