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Göbel, Heinrich; Göbel, Heinrich [Editor]
Wandteppiche (II. Teil, Band 1): Die romanischen Länder: Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal — Leipzig, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.16360#0187
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Gobelins

derbare Fischzug" (Jouvenet, Salon 1699, 1704), „Jesus jagt die Verkäufer aus dem
Tempel" (Jouvenet, Salon 1699, 1704), „Abendmahl" (Salon 1704) — der Tapisseriekarton
wird nach Jouvenets Tod (1717) von seinem Neffen Jean Restout vollendet und in ge-
wissen Teilen geändert (Abb. 156) —, „Fußwaschung" in der ersten Fassung (1723) von
J. B. Vanloo nach einem Gemälde des 1592 verstorbenen Brescianer Meisters Girolamo
Muziano (Abb. 157), „Fußwaschung" in der zweiten Fassung von Jean Restout (Salon
1755), „Krankenheilung" von Jean Restout (1725, Abb. 155); die „Taufe Christi" (Restout,
Salon 1737) schließt den Zyklus. Die Folge ist in ihrer Zusammenstellung durchaus
nicht einheitlich, namentlich die Fußwaschung in der ersten Fassung fällt stark aus
dem Rahmen, wohl der Hauptgrund, daß die „mauvaise copie du Mutien" durch die
neue Lösung Restouts ersetzt wurde.

Wie bei den Episoden aus dem „Alten Testament" kommen auch hier drei Bor-
dürenlösungen zur Anwendung. Die erste und reichste Fassung illustriert Abb. 157,
der Entwurf stammt von Blain de Fontenay; die zweite Rahmung ist Pierre Josse
Perrot (Abb. 155, 156) zuzuschreiben, die dritte Bordüre entspricht der letzten Fassung
des „Alten Testamentes".

Das „Neue Testament" wird lediglich in hochlitziger Technik durchgeführt, Metall-
fäden kommen bei keiner Serie zur Verwendung.

Lefebvre beginnt 1712 die erste Kopie mit vier Behängen (Magdalena, Fischzug, La-
zarus, Austreibung der Wechsler), die Vollendung zieht sich bis zum April 1717 hin.
Am 12. Mai des gleichen Jahres besichtigt Zar Peter der Große die Gobelins: „Sa
Majeste" Czarienne choisit deux tentures de Hautelisse, l'une de quatre pieces faites par
M. Le Fevre, un des Maitres du lieu (Gobelins), d'apres les tableaux de M. Jouve-
net ..." (84). Der Verbleib der Behänge ist nicht bekannt.

Die zweite Wiederholung, wiederum aus der Werkstatt Lefebvres, umfaßt sieben
Teppiche — die Taufe fehlt —, die Entstehung fällt in die Zeit von 1715 bis 1729.
Die Folge wird auf Anregung der Königin Maria Leczinska, zusammen mit vier Götter-
portieren auf Goldgrund, König Friedrich Wilhelm I. von Preußen als Geschenk über-
sandt (85); die Teppiche sind im preußischen Staatsbesitze nicht mehr vorhanden.

Die dritte Kopie (acht Behänge) verwertet, wie die voraufgegangenen Reihen, wieder-
um die erste Bordüre. Die Serie wird von Lefebvre 1720 begonnen; des Meisters
Tod (1736) überläßt die Fertigstellung des letztes Behanges (Taufe, 1739—1744) seinem
Nachfolger Mathieu Monmerqu6; die Reihe ist mit sechs Behängen (im französischen
Garde-Meuble national), mit der „Auferstehung des Lazarus" und der „Austreibung
der Wechsler" (in der Kathedrale zu Viviers) noch vollständig erhalten; die Höhen-
maße wechseln zwischen 5,00 m und 5,15 m (Abb. 157).

Die vierte Wiederholung in der ersten Bordüre umfaßt lediglich zwei Teppiche,
„Taufe" (1744—1747) und „Fußwaschung" nach dem neuen Restoutschen Karton
(1759—1762); die Übertragung in Wolle und Seide übernimmt Michel Audran. Die
Behänge werden 1850 der Notre-Dame-Kirche zu Roubaix leihweise zur Verfügung ge-
stellt und befinden sich noch an Ort und Stelle.

Die fünfte (1753-1760) und sechste (1755—1764) Serie mit je acht Behängen aus
den Werkstätten von Pierre-Francois Cozette und Michel Audran verwenden die zweite
Fassung. Die Höhenabmessungen sind infolge der erheblich schmäleren Bordüre und
der Beschränkung des Vordergrundes und des Himmels wesentlich niedriger gehalten,
sie variieren zwischen 4,10 m und 4,22 m. Die fünfte Serie ist noch vollständig im
Garde-Meuble vorhanden.

Die sechste Reihe wird durch Verfügung vom Jahre XIII Papst Pius VII. als Ge-
schenk überwiesen; im Vatikan befinden sich „Taufe" (86), „Krankenheilung" (Abb. 155),
„Maria Magdalena", „Auferweckung des Lazarus" (Abb. 155), im Quirinal-Palaste:
„Abendmahl" (Abb. 156), „Fischzug", „Wechsleraustreibung" und „Fußwaschung" (87).

Die siebente Wiederholung, in der dritten, einfachsten Fassung, beschränkt sich auf
vier Teppiche (Magdalena, Fischzug, Fußwaschung, Taufe), die 1772 bis 1779 in
Audran's Atelier entstehen; die Höhe beträgt durchschnittlich 4,32 m. Der Magdalenen-

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