Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Göbel, Heinrich; Göbel, Heinrich [Hrsg.]
Wandteppiche (II. Teil, Band 1): Die romanischen Länder: Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal — Leipzig, 1928

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16360#0255
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Felletin

Nachkommen der Familie Deyrolle spielen noch im 19. Jahrhundert in den Gobelins
eine bedeutsame Rolle — in Felletin tätig. Abgesehen von mageren Zahlen ist über
die Tätigkeit des Anthoine Durand, dit Couronne (1595), des Jehan de La Valeix (1583),
des Jacques Mosnier — der Meister unterhält 1587 in Nimes eine Filiale —, des Ahn-
herrn der bekannten Wirkerfamilie Sallandrouze (1582) nichts Näheres bekannt.

Zu Beginn des 17. Säkulums geht die Führimg auf Leonard de La Mazure über.
Der Wirker liefert 1619, in Gemeinschaft mit zwei Fachgenossen aus Aubusson
(Simon Marsillac und Joseph Lefeve), an Dame Marie Hurault, Witwe des Seigneur
de la Boullaye, zu Fontenay (Vendöe), die Geschichte der Esther (5 Behänge) 'zum
Quadratellenpreise von 16 livres 10 sols (4). 1629 legt Meister Leonard die berühmte
Schäferfolge „Gombaut und Mace" aufs Gezeug; als Käufer erscheint der Steuerein-
nehmer Salleton in Pörigueux. Die von gallischem Witz durchsprühte Reihe findet
solchen Anklang, daß bereits im darauffolgenden Jahre (8. II. 1630) sich de La Mazure
zur Anlieferung einer Wiederholung für den Sieur du Puy-Marteau et de Capblanc,
Jehan Chevalier, verpflichtet. Der Einheitspreis wird mit 6 livres 10 sols tournois für
die Pariser Quadratelle normiert; die Ablieferung hat zu Johanni 1631 auf Schloß Cap-
blanc zu erfolgen. Der Gedanke liegt nahe, die Serien mit der Gombaut und Mace-
reihe im Museum zu Saint-Lö in Verbindung zu bringen; der allzu niedrige Preis der
Erzeugnisse de La Mazure's scheint die Annahme auszuschließen, wenngleich die Be-
hänge in Saint-Lö, die zweifelsohne einem Atelier der Marche entstammen, wahrlich
nicht als sonderlich fein, weder in der Kettfadenstärke, noch in der Güte der ver-
wandten Materialien, noch in der Wiedergabe der Vorlage angesprochen werden
können. Merkwürdigerweise wird die Jagdfolge, die Leonard de la Mazure am 1.
Juni 1629 für Jehan de Chancel, sieur de Gencbrieres zu Pörigueux in Auftrag nimmt,
im Einheitspreise (7 liv. 10 solz) höher bewertet als die figurenreichere Gombaut-
serie.

Die bereits erwähnte Familie der Tixier tritt 1630 mit einer außerordentlich inter-
essanten Folge in Erscheinung. Es handelt sich um die Interpretation der Asträa —
natürlich kommen nur kleine Teilepisoden in Frage — nach dem bekannten Romane
des Honore" d'Urftj, im Auftrage der Anne de Salignac-Fenelon, der Witwe des Francois
de Gerard. Die acht Teppiche — der eine mißt sechs Meter in der Länge, die Bor-
düre trägt das Wappen der Bestellerin — werden den Felletiner Wirkern Antoine de
La Roche 1'aine" und Gabriel Tissier (Tixier) in Auftrag gegeben. Die Restzahlung er-
folgt erst am 25. Januar 1634, nachdem die Behänge bereits in den Besitz des Armand
de Görard übergegangen sind (5). Gabriel Tixier ist ein Sohn des Meisters Jacques,
der in Gemeinschaft mit dem Apotheker Guillaume La Serre —■ zweifelsohne der
Geldgeber — noch in den dreißiger Jahren seine Geschäfte betreibt. Der zweite Sohn
Noel Tixier, Altmeister Gabriel und der Apotheker stehen zu Beginn des Jahres 1631 mit
Jehan de Saint-Astier, dem „seigneur de Bories, Sarlhac et autres places" in geschäft-
licher Verbindung (6). Es handelt sich um die Ausstattung des Schlosses Bories: „Pre-
mierement la tente (Folge) de lad. salle haulte y aura reprösentöe dans icelle l'histoire
des prophettes (vielleicht ein Credoteppich mit den voraussagenden Propheten und den
bestätigenden Aposteln), et pour la chambre et cabinet de pieces de pot a fieurs
(blühende Blumen in architektonisch reich gegliederten Kübeln, vielleicht in Pergola-
stellung) ä fonds blanc". Der Einheitspreis für die Prophetenserie wird mit 13 livres
tournois für die Lyoner Quadratelle, der der Vasenfolge mit 9 liv. normiert. Die Be-
hänge gingen im Laufe der Zeiten verloren, wenigstens waren sie beim Ableben (1891)
des letzten Marquis de Saint-Astier nicht mehr vorhanden. Eine urkundliche Notiz
vom Jahre 1639 scheint meine Ansicht, daß es sich bei der Serie «de pot ä fieurs"
um Pergolateppiche, in der Art der gleichzeitigen flämischen Wirkereien, handelt, zu
bestätigen (7). Estienne Tixier verkauft «une tente de tapisseries ä pots de fieurs
et portiques, fond brun et simple, de vingt aulnes de tour et deux de haulteur, au
prix de 550 livres (knapp 14 Livres Einheitspreis)" an Estienne Despagoat, einen könig-
lichen Rat in Bordeaux. Am 6. August 1639 nimmt Jacques Tixier, gemeinschaftlich

237
 
Annotationen