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Göbel, Heinrich; Göbel, Heinrich [Editor]
Wandteppiche (II. Teil, Band 1): Die romanischen Länder: Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal — Leipzig, 1928

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.16360#0261
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Felletin

hier verzichtet, die Meisternamen in den Text zu übernehmen, der Anhang (13) bringt
entsprechende Auskunft.

Die uns überkommenen Behänge Felletins sind verhältnismäßig zahlreich. Die Spät-
renaissance ist in erster Linie durch die Heldenserie vertreten; ein Exemplar be-
findet sich in Saint-Maixent (14), eine zweite Wiederholung im Besitze von L. Bern-
heimer (München), eine dritte im Eigentum der Altkunst (Berlin) — die Motive
decken sich nicht ganz (Abb. 261, 262) —, eine vierte (Gottfried von Bouillon, David,
Karl d. Gr., Judas Makkabäos) auf dem chäteau du Fraisse (Haute-Yienne). Cha-
rakteristisch ist in erster Linie Farbengebung und Technik. Schraffen finden sich
nur selten, die Farben werden klecksig nebeneinander gesetzt, die Tönung ist
trüb und schwer, aus Blau und Braun treten unvermittelt weiße Lichter. Neben einer
stark schematisierten Flora, die an die groben Oudenaarder Behänge anklingt, fin-
den sich auch sorgfältig detaillierte Pflanzenbüschel, die an Tournai erinnern. Die
Möglichkeit, daß Tournaiser Behänge kopiert wurden oder Tournaiser Meister sich,
wie in so vielen Orten Frankreichs, auch in Felletin ansiedelten und dort verbauer ten,
liegt zweifelsohne nahe. Der archaische Charakter manifestiert sich in minder starkem
Maße in den Behängen des 17. und 18. Säkulums. Die Zeichnung ist klobig, die
Farben — Braun, Blau, Rot, Stumpfgrün — prallen unvermittelt aufeinander. Als
typische Beispiele bringe ich zwei Episoden aus Le Bruns Alexanderfolge; die Behänge
verraten in nichts das wuchtige, ausdrucksvolle Pathos des Meisters (Abb. 263, 264).
Die Zeichnung ist vergröbert, die Farbenwirkung schwer und drückend. Am erträg-
lichsten wirken noch die reinen Verdüren.

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