Rom. Barberini. SanMichele
sammcngestellte Reihe aus dem Palazzo Sciarra Barberini ging in die Sammlung Ffoulke
über, sie zählt heute zu den Beständen des Cleveland-Museums (21). Die Signatur in
der Bildfläche nennt I. F. Bomanellus (Romanelli) als entwerfenden Künstler, die Meister-
marke M.WAYTERS als Wirker; ein Stadtzeichen fehlt. Es ist durchaus nicht sicher, ob die
Reihe in Rom, Brüssel oder Antwerpen bzw. in allen drei Orten gleichzeitig auf die Gezeuge
gelegt worden ist; die Familie der Wauters — Peter Wauters, Paul Wauters, M. Wauters —
ist für die beiden großen niederländischen Wandteppichzentralen mit Sicherheit bezeugt
(22); sollte della Riviera die Italienisierung des Namens Wauters darstellen? Für die nieder-
ländische Provenienz der Mehrzahl der Folgen spricht die Tatsache, daß die schwedi-
sche Krone — die obere Bordüre trägt das Staatswappen — schwerlich mit dem
römischen Atelier in Verbindung stand, das gleiche gilt in noch höherem Maße für
Österreich. Es will zudem wenig wahrscheinlich dünken, daß ein nach Italien über-
gesiedelter Meister den Sinnspruch LÖF PRYS ENDE ER ZY VL. ALLE CONST
BEMINDER der unteren Wirkerkante von «Didos Gastmahl11 (Wien) eingefügt
haben sollte (Abb. 438). Die größere Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß die
Romanelli'schen Entwürfe während des zeitweiligen Ruhens des Barberini-Ateliers
nach den Niederlanden zur Übertragung gesandt wurden. Vollkommen fehlen die
die Belege, die sich mit den Kleinarbeiten, insbesondere mit den Porträtwirkereien
befassen (Abb. 439).
November 1684 verläßt Giovanni Battista Termini, einer der besten Meisterwirker
der medieeischen Manufaktur, Florenz, um die von ihm geübte hochlitzige Technik
in Rom einzubürgern, er kehrt erst 1703 an seine ursprüngliche Stelle zurück. Ar-
beitete der Meister selbständig oder in Verbindung mit dem Hause Barberini? Es
wäre mehr als seltsam, wenn der geschickte Wirker, dem Florenz eine ganze Reihe
von Bildteppichen verdankt, nicht auch in Rom mehr öder weniger umfangreiche
Motive in Wolle und Seide übertragen haben sollte.
Die Staatsmanufaktur von San Michel e.
Clemens XI. begründet 1710 die staatliche, im Hospital San Michele untergebrachte
Wandteppichmanufaktur; die Ateliers bestehen, wenn auch in abgewandelter Form, noch
heute. Die Motive, die den Papst leiteten, deckten sich im wesentlichen mit den
künstlerischen und sozialwirtschaftlichen Gesichtspunkten, die zur Errichtung des
Pariser Ateliers im Trinitä-Hospital führten; die Insassen der Waisenhäuser sollten
einem lohnenden, das Gemeinwesen fördernden, kunsthandwerklichen Berufe zugeleitet
werden, die fiskalische Kasse sollte weitgehende Entlastung erfahren, die Einführung
der kostspieligen ausländischen Bildwirkereien im nationalen Interesse möglichst unter-
bunden werden. Das apostolische Hospiz, an einem Tiberarm in landschaftlich reizvoller
Gegend gelegen, stellt einen umfangreichen Gebäudekomplex dar; die zahlreichen
Ateliers, die einst San Michele barg, ähnelten in ihrer Vielseitigkeit — Bildwirkerei,
Holz- und Steinplastik, Malerei, Kameen- und Pietra-dura-Technik usw. — stark dem
Aufbau der Werkstätten der Gobelins unter der Leitung Le Brun's.
1710 beruft Clemens XI. den Pariser Teppichwirker Jean Simonet als technischen
Leiter des neuen Unternehmens, sein Monatsgehalt beläuft sich auf 25 römische Taler;
der Maler Andrea Procaccini, der monatlich 15 Taler bezieht, wird als Mitarbeiter
beigeordnet; als Hilfskräfte erscheinen die Wirker Pierre Augier (Pietro Vager) und
Niccolö della Valle, die für die gleiche Zeitspanne sechs Taler erhalten; verhältnis-
mäßig niedrig ist die Besoldung des Andrea Antonio Gargaglia mit drei Talern be-
messen. Im Gegensatz zu den Gobelins und den großen niederländischen Ateliers ist
die Organisation der Manufaktur ganz auf das Angestelltenverhältnis aufgebaut, ein
persönliches Risiko der Wirker ist ausgeschlossen, die Lieferung der erforderlichen
Materialien ist gleichfalls Sache der päpstlichen Verwaltung. Die Auswirkung äußert
422
sammcngestellte Reihe aus dem Palazzo Sciarra Barberini ging in die Sammlung Ffoulke
über, sie zählt heute zu den Beständen des Cleveland-Museums (21). Die Signatur in
der Bildfläche nennt I. F. Bomanellus (Romanelli) als entwerfenden Künstler, die Meister-
marke M.WAYTERS als Wirker; ein Stadtzeichen fehlt. Es ist durchaus nicht sicher, ob die
Reihe in Rom, Brüssel oder Antwerpen bzw. in allen drei Orten gleichzeitig auf die Gezeuge
gelegt worden ist; die Familie der Wauters — Peter Wauters, Paul Wauters, M. Wauters —
ist für die beiden großen niederländischen Wandteppichzentralen mit Sicherheit bezeugt
(22); sollte della Riviera die Italienisierung des Namens Wauters darstellen? Für die nieder-
ländische Provenienz der Mehrzahl der Folgen spricht die Tatsache, daß die schwedi-
sche Krone — die obere Bordüre trägt das Staatswappen — schwerlich mit dem
römischen Atelier in Verbindung stand, das gleiche gilt in noch höherem Maße für
Österreich. Es will zudem wenig wahrscheinlich dünken, daß ein nach Italien über-
gesiedelter Meister den Sinnspruch LÖF PRYS ENDE ER ZY VL. ALLE CONST
BEMINDER der unteren Wirkerkante von «Didos Gastmahl11 (Wien) eingefügt
haben sollte (Abb. 438). Die größere Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß die
Romanelli'schen Entwürfe während des zeitweiligen Ruhens des Barberini-Ateliers
nach den Niederlanden zur Übertragung gesandt wurden. Vollkommen fehlen die
die Belege, die sich mit den Kleinarbeiten, insbesondere mit den Porträtwirkereien
befassen (Abb. 439).
November 1684 verläßt Giovanni Battista Termini, einer der besten Meisterwirker
der medieeischen Manufaktur, Florenz, um die von ihm geübte hochlitzige Technik
in Rom einzubürgern, er kehrt erst 1703 an seine ursprüngliche Stelle zurück. Ar-
beitete der Meister selbständig oder in Verbindung mit dem Hause Barberini? Es
wäre mehr als seltsam, wenn der geschickte Wirker, dem Florenz eine ganze Reihe
von Bildteppichen verdankt, nicht auch in Rom mehr öder weniger umfangreiche
Motive in Wolle und Seide übertragen haben sollte.
Die Staatsmanufaktur von San Michel e.
Clemens XI. begründet 1710 die staatliche, im Hospital San Michele untergebrachte
Wandteppichmanufaktur; die Ateliers bestehen, wenn auch in abgewandelter Form, noch
heute. Die Motive, die den Papst leiteten, deckten sich im wesentlichen mit den
künstlerischen und sozialwirtschaftlichen Gesichtspunkten, die zur Errichtung des
Pariser Ateliers im Trinitä-Hospital führten; die Insassen der Waisenhäuser sollten
einem lohnenden, das Gemeinwesen fördernden, kunsthandwerklichen Berufe zugeleitet
werden, die fiskalische Kasse sollte weitgehende Entlastung erfahren, die Einführung
der kostspieligen ausländischen Bildwirkereien im nationalen Interesse möglichst unter-
bunden werden. Das apostolische Hospiz, an einem Tiberarm in landschaftlich reizvoller
Gegend gelegen, stellt einen umfangreichen Gebäudekomplex dar; die zahlreichen
Ateliers, die einst San Michele barg, ähnelten in ihrer Vielseitigkeit — Bildwirkerei,
Holz- und Steinplastik, Malerei, Kameen- und Pietra-dura-Technik usw. — stark dem
Aufbau der Werkstätten der Gobelins unter der Leitung Le Brun's.
1710 beruft Clemens XI. den Pariser Teppichwirker Jean Simonet als technischen
Leiter des neuen Unternehmens, sein Monatsgehalt beläuft sich auf 25 römische Taler;
der Maler Andrea Procaccini, der monatlich 15 Taler bezieht, wird als Mitarbeiter
beigeordnet; als Hilfskräfte erscheinen die Wirker Pierre Augier (Pietro Vager) und
Niccolö della Valle, die für die gleiche Zeitspanne sechs Taler erhalten; verhältnis-
mäßig niedrig ist die Besoldung des Andrea Antonio Gargaglia mit drei Talern be-
messen. Im Gegensatz zu den Gobelins und den großen niederländischen Ateliers ist
die Organisation der Manufaktur ganz auf das Angestelltenverhältnis aufgebaut, ein
persönliches Risiko der Wirker ist ausgeschlossen, die Lieferung der erforderlichen
Materialien ist gleichfalls Sache der päpstlichen Verwaltung. Die Auswirkung äußert
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