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Göbel, Heinrich; Göbel, Heinrich [Hrsg.]
Wandteppiche (II. Teil, Band 1): Die romanischen Länder: Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal — Leipzig, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.16360#0467
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Correggio

III. Correggio.

Das Bildteppichatelier von Correggio, das eine kurze Blütezeit um die Wende des
15. Jahrhunderts erlebt, ist ohne sonderliche Bedeutung. Die Erzeugnisse der von
Flamen betriebenen Manufaktur beschränken sich im wesentlichen auf Gebrauchs-
teppiche. Bigi (1) schreibt ein rundes Dutzend Behänge im Rathause zu Correggio —
Jagden und ländliche Szenen — den heimischen Werkstätten zu; die Überweisung
entbohrt jeder Begründung (2).

Der wesentlichste Vertreter der Bildteppichwirker von Correggio ist Rainaldo Duro,
ein zugewanderter flämischer Meister, dessen Anwesenheit seit dem Jahre 1460 be-
zeugt ist. Er arbeitet für die Gambara, die Signoren von Correggio, für den Grafen
Gonzaga, den Tyrannen von Novellara, wahrscheinlich auch für den Markgrafen von
Ferrara (3). Die urkundlichen Belege sind dürftig, sie geben über die Tätigkeit der
Wirker nur ungenügenden Aufschluß. Es ist schwer zu sagen, ob Duro sich auf die
Anfertigung von Millefleurs-Teppichen beschränkte oder auch reichere Personenfolgen
und kostbare Antependien in Angriff nahm. Unter dem 4. April 1480 läßt Niccolö,
der Herr von Correggio, dem Meister 57 Golddukaten überweisen; das Motiv der
Darstellung wird nicht genannt (4). Ähnliche Beurkundungen fallen in die Jahre 1496
und 1498. Bemerkenswert ist die Entlohnung des Meisters für die von ihm gelieferten
Teppiche in Gestalt von Grundbesitz (5). Sollte Duro seinen Betrieb in der Art der
ländlichen flämischen Wirker von Grammont, Oudenaarde oder Enghien aufgebaut
haben, die die Bildwirkerei als Nebenerwerb pflegten und in der Hauptsache den
Unterhalt der Familie ans dem Ackerbau bestritten?

Nicht minder unzulänglich sind die Angaben in den „Libri di spese" des Conte di
Novellara (6) aus der Zeit um 1500. 1508 wandert Duro nach Bologna aus, sein Ab-
leben dürfte um 1511/12 erfolgt sein. Die Söhne des Wirkers führen das väterliche
Atelier in Correggio fort. Abgesehen von Pietro und Giovanni finden Margherita und
Susanna Duro noch um die Mitte des 16. Säkulums in den notariellen Belegen von
Correggio Erwähnung.

Außer den Duro sind noch verschiedene Kleinwirker in Correggio ansässig, von
denen, soweit die Frühzeit in Betracht kommt, in erster Linie Anton von Brabant,
der Sohn des verstorbenen Gerardino von Brüssel zu nennen ist; er siedelt 1488 nach
Modena über. Andere Meister scheinen gleichzeitig die Bildwirkerei und die Stickerei
geübt zu haben, so der Mailänder Piedro Crivelli, genannt Spadone (1508), und Conto
della Zinella aus Trient, der gemeinsam mit Rainaldo Duro zu Beginn der sechziger
Jahre des 15. Säkulums in Correggio ein Lehratelier für W irkerei und Stickerei unter-
hält. Neben, vielleicht auch im Dienste der Duro'schen Werkstatt arbeitet 1488 ein
Meister Jacobo aus Piemont, „Jacobus Piemontesius Magister Rasorum fil. Antonii
Piemontesii, et Domina Antonia Piemontesii, uxor dicti Antonii". Johannes de Flandria
de Corigia, der auch unter den Namen Johannes de Corigia alias de Cucchiaris, M°
Zoane da Coresco tedesco in den siebziger Jahren nennenswerte Arbeiten für das
Herrscherhaus der Este in Ferrara liefert und noch 1498 unter den Lebenden weilt,
scheint sich nur verhältnismäßig kurze Zeit in Correggio aufgehalten zu haben.

Sehr wenig geklärt ist die Frage der für die Werkstätten tätigen Patronenmaler.
Die Tatsache, daß in dem notariellen Akt vom 1. März 1464 neben Rainaldo Duro,
dem ausführenden Wirker, auch die Maler Enrico de Lodi und Bartolomeo di Gio-
vanni di Milan figurieren, läßt immerhin gewisse Rückschlüsse zu (7).

-'-) Gobel, Wandteppiche II.

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