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Göbel, Heinrich; Göbel, Heinrich [Editor]
Wandteppiche (II. Teil, Band 1): Die romanischen Länder: Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal — Leipzig, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.16360#0473
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Turin

die in kleinem Maßstabe gehaltenen Figuren gegenüber der Wald- und Landschafts-
szenerie — nicht zum Nachteil des Wandteppichs — stark in den Hintergrund. An
der Kartonbearbeitung ist der Hofmaler Vittorio Amedeo Cignaroli (f 1793) mit elf
Motiven beteiligt, auf Francesco Antoniani gehen vier, auf Angelo Palanca (1739) zwei
Bilder zurück.

1. Ländlicher Tanz, gezeichnet T. V°. Dem. F. (Yittorio Demignot).

2. Kartenspielende Landleute, F. Demignot F. Taurini. 1762 (aus der Werkstatt des
Francesco Demignot).

3. Streit vor der Schenke, ein Mädchen hält den einen Burschen fest, F. Demignot.
Torino.

4. Jagdgesellschaft. (Werkstatt des Vittorio Demignot).

5. Ländliches Vesperbrot.

6. Schäfer und Herde (aus dem Atelier des Antonio Dini).

7. Hirtenfamilie mit Kuh und Schafen. Die Kinder haben den Eßkorb gebracht.
Die Waldlichtung eröffnet den Blick auf eine Meierei (Atelier des Antonio Dini).

8. Ein Reiter- tränkt sein Pferd an einem Brunnen.

9. Gaukler lassen eine Puppe (Bär) tanzen. (Fr. Demignot).

10. Ein Wanderer wird von einem Hund gestellt. (Fr. Demignot).

11. Das Bocce-Spiel (von Fr. Demignot).

12. Fischer (von Francesco Demignot, Abb. 482).

13. Fischfang an der Brücke (gleichfalls aus der Werkstatt des Fr. Demignot).
14 Ein Alter mit zwei Kindern. (Fr. Demignot's Werkstatt.)

15. Ein Junge weist einem ruhenden Mädchen den richtigen Weg. (Francesco De-
mignot und Antonio Bruno.)

16. Ein Junge fischt in einem Fluß.

17. Gaukler fragen einen Bettler nach dem Weg, sign. Fabrique Royale de Turin
1789.

Die Stücke sind rein bildmäßig ohne Bordüren durchgeführt. Die Seemotive, bereits
1748 nach Entwürfen von Francesco Antoniani begonnen, beschränken sich auf zwei
Behänge: Kastell am Meere, Hafen mit Handelsschiffen.

Dem Zeitgeschmack folgend, werden in der Spätzeit des 18. Säkulums die bäuer-
lichen Szenen durch Architekturmotive und Seebilder ergänzt. Die Architekturen —
bis auf zwei Behänge schmale Stücke — sind von einem blumenumwundenen Rahmen
gefaßt; sie stehen in der Durchbildung nicht unerheblich gegenüber den bislang er-
wähnten Folgen zurück. Die Kartons stammen sämtlich von Carlo Bianchi, wahr-
scheinlich ist nicht die ganze ursprünglich vorgesehene Serie zur Wiedergabe ge-
langt.

1. Soldaten an einer Tempelruine, eine Pyramide ragt im Hintergrunde.

2. Krieger, gegen eine zerstörte Vorhalle gestellt.

3. Ein Soldat stützt sich mit seiner Lanze gegen eine Säulenbasis.

4. Balustrade mit Statue.

4a. Sarkophag, Säulentrümmer und sonstige Architekturteile bilden eine malerische
Staffage.

5. Sitzender Krieger mit gezogenem Schwert, im Hintergrunde eine fragmentarische
Vase.

Im Gegensatz zu der Florentiner Staatsmanufaktur sind die Portieren verhältnis-
mäßig schwach vertreten: Löwen flankieren das Hoheitszeichen Vittorio Amedeo's 1H.
(1773—1796), mythologische Frauengestalten schirmen das Wappen Carlo Felice's
(1796—1831), signiert R. F. 1827. Die Ausführung ist trocken und nüchtern. Die
fünf uns überkommenen Portieren verteilen sich auf den Palazzo Reale und das Museo
Civico zu Turin.

In Ergänzung der Alexandergeschichte nimmt die Manufaktur in den Jahren von
1770 bis 1775 zwei Behänge in Arbeit: Alexander bringt Roxane seine Huldigung dar
(nach CI. de Beaumont aus dem Atelier des Francesco Demignot), der Held nimmt

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