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Göbel, Heinrich; Göbel, Heinrich [Hrsg.]
Wandteppiche (II. Teil, Band 1): Die romanischen Länder: Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal — Leipzig, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.16360#0478
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Barcelona

äußert sich näher über die von ihm abgelieferten und mit 24 Florins vergüteten Ar-
beiten. Es handelt sich um heraldische Teppiche mit dem zweimal wiederholten
Hoheitszeichen des Hauptes von Katalonien und dem königlichen Wappen von Ara-
gonien auf schwarzem Fond, mit Blumen und Knospen besät.

Unter dem 20. Mai 1428 quittiert ein Jaume Colom — ob Händler oder Wirker? —
über den Betrag von 45 Florins für zwei Rückenwirkereien aus Arraser Wolle in
reicherer Ausführung; die Gestalten der Herren und Damen sind dem typischen Garten-
und Blumengrunde aufgelegt (4).

Ein in Barcelona ansässiger Wirker Bartomeu Oriol verpflichtet sich unter dem
22. Mai 1432 zur Anlieferung zweier sachgemäß in Wolle und Seide durchgeführter
Chorstuhlbehänge nach den ihm zur Verfügung zu stellenden Kartons; es handelt sich
um die Auferstehung Christi, eine Episode aus dem Leben des heiligen Antonius und
andere nicht näher genannte Motive (5). Der Meister, oder sein gleichnamiger Sohn,
ist noch 1484 in Barcelona tätig, die Diputaciö general von Katalonien betraut ihn unter
dem 26. August mit einem Wappenteppich, der dem 1418 von Campins gelieferten
Behang stark ähnelt, wahrscheinlich als Ersatz der verbrauchten Wirkerei dient (6).

In den dreißiger Jahren des 15. Jahrhunderts macht die Stadtverwaltung lebhaftere
Anstrengungen, die Kunst der Bildwirkerei in stärkerem Maße einzubürgern. Im Sep-
tember 1435 sind die drei „bancalers" — Rückenlakenwirker — Bartomeu Valles,
Antoni Busquets und Antoni Guina in Barcelona tätig (7). Sie liefern verschiedentlich
Behänge mit dem Stadtwappen auf rotem Grunde.

1440 steht der Magistrat mit zwei „mestres de drap de ras" in Verhandlung «quiens
volien poblar en la Ciutat (Barcelona); per obrar draps de Ras e exercir e practicar
lur offici e ensenyar aquell a deixebles". Im darauf folgenden Jahre wendet sich ein
französischer Wirker mit einer ähnlichen Eingabe an den Stadtrat; er bittet um Be-
willigung der üblichen Unterstützungen und Privilegion. Es erscheint fraglich, ob die
Verhandlungen zu einem Ziele geführt haben. 1459 und 1462 ist ein Wirker Pere
Sagarra, „mestre de draps de ras i senyaler", für die städtische Körperschaft tätig, er
liefert außer den üblichen Wappentapisserien auch figürlich durchgeführte Rücken-
laken.

Unter dem 20. November 1461 erscheinen in den Belegen der Diputaciö general die
beiden „tapicers habitants en la present ciutat de Barchinona" Ursin Garart und Thomas
Berta, zweifelsohne Flamen, wahrscheinlich Meister aus Tournai, die mit der Durch-
führung von Rückenlaken „ab diverses figures de personatges e altres" nach den Kar-
tons des Ffranci Berges betraut werden (8). Der Quadratellenpreis wird mit acht
«sous barcelonesos" vereinbart. Im folgenden Jahre (1462) finden wir einen Wirker
namens Joseph Leonart. Am 18. März 1463 schließt Johan Albereda mit den Bevoll-
mächtigten der Diputaciö den Vertrag auf Lieferung eines der üblichen Wappen-
teppiche: das Schild von Aragonien wird beiderseits begleitet von dem Hoheitszeichen
der Körperschaft, auf grünen Grund wird das uns aus Tournai und der Touraine be-
kannte Blumenmuster — abgeschnittene blühende Zweige — gestreut. Der Meister
erscheint wieder in dem Beleg vom 30. April 1479; diesmal handelt es sich um einen
drei Ellen langen, zwei Ellen hohen Behang mit dem Wappen „del dit General" auf
Blumengrund. Die Wirkerei ist als Festschmuck für den Altar der Kapelle des Depu-
tationspalastes bestimmt. J. Gudiol bringt in seiner verdienstvollen Veröffentlichung
eine weitere auf den Meister bezügliche, vom November 1457 datierte urkundliche
Notiz, die hierin erwähnten Kleinarbeiten fallen nicht aus dem Rahmen des von dem
Wirker bislang bewiesenen Könnens (9).

Bis 1522 schweigen die urkundlichen Belege. Die in Barcelona ansässigen Wirkerei-
betriebe sind erloschen; der Stadtrat ist genötigt, zu den Instandsetzungsarbeiten einen
in Valladolid wohnhaften Meister namens Cristöfol kommen zu lassen. Joan Merla,
der in einem Lieferungsvertrage vom 28. Februar 1557 Erwähnung findet — es
handelt sich um einen Behang „dit de la donzella" und verschiedene Bankwirkereien —,
scheint dagegen in Barcelona ansässig gewesen zu sein.

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