Domenichino.
Domenico Zampieri, seiner kleinen Figur halber Domenichino genannt, war am
21. October 1581 zu Bologna geboren. Sein Vater war ein Schuhmacher, der ihn oft seines
Zeichnens halber prügelte. Anfangs für den geistlichen Stand bestimmt, wußte er doch durch-
zusetzen, daß er Maler werden durfte. Er kam zu dem Niederländer Dionysius Calvaert, der
in Bologna ein geschätzter Vertreter der ältern Richtung war, in die Lehre, fühlte sich aber bald
von der neuern Richtung lebhafter angezogen. Als er nach Kupferstichen des Agostino Carracci
zeichnete, wurde er von dem Meister aus der Werkstatt gejagt. Nun schloß er sich der Akademie
der Carracci an und zeichnete sich hier bald aus, obwohl das Unansehnliche seiner äußern Erschei-
nung, sein Mangel an Geschick, sich zur Geltung zu bringen, ihm Schwierigkeiten bereiteten. Als
Jüngling kam er dann nach Rom, um dem Annibale im Palazzo Farnese zu helfen. Dann kehrte
er wieder nach Bologna zurück, wo er sich verheirathete.
Er war eine gewissenhafte, ernste Natur in Lodovico's Art, es fehlte ihm nur an Selbst-
vertrauen und an entschlossenem Produciren. Neidlos erkannte er die Verdienste Anderer an und
wurde auch seinerseits von den berühmtesten Genossen in der Werkstatt der Carracci, gewissermaßen
seinen Nebenbuhlern, Albani und Guido Reni, hochgehalten. Einfach und mäßig im Leben,
anspruchslos im Auftreten, war er freilich nicht ganz der Mann, um sich in dieser ruhelosen, leiden-
schaftlich erregten Zeit durchzuschlagen und seinem vollen Werthe nach zu behaupten. Die Erfolge
wurden ihm nicht leicht und er hatte mit mancherlei Widerwärtigkeiten zu ringen.
Sein Hauptwerk ist die Communion des heiligen Hieronymus in der Galerie des
Vaticans, eine neue Redaction von Agostino's berühmtem Bilde, eine Arbeit von außerordent-
licher Vollendung und stilvoller Durcharbeitung. Seine berühmtesten Frescomalereien sind diejenigen
in S. Luigi de' Francesi in Rom und in der Santa Cecilia zu Grottaferrata, wo er
die Legende des heiligen Nicolaus darstellte. Ueberall zeigt er sich edel, würdevoll, nicht eben
erfindungsreich, aber gediegen, auch in der Farbe.
Domenichino empfand zugleich lebhafte Neigung zur Architektur. Als sein Gönner Cardinal
Ludovisi im Jahre 1621 als Gregor XV. den päpstlichen Stuhl bestieg, wurde er zum Bau-
meister des päpstlichen Stuhles ernannt und so wieder nach Rom gezogen. Aber der frühe Tod
des Papstes (1623) erschütterte seine äußerliche Existenz. Es wurde ihm später der glänzende
Auftrag geboten, die Capella del Tesoro im Dome zu Neapel auszumalen, und er nahm ihn an,
obwohl schon andere Künstler seines Kreises, wegen der Eifersucht der in Neapel einheimischen
Naturalisten, bei diesem Unternehmen traurige Erfahrungen gemacht Hatten. Er hatte hier
leidenschaftliche Angriffe zu erfahren, die Jntriguen Ribera's und des Bologneser Schnellmalers
Lanfranco nöthigten ihn, die Arbeit abzubrechen und Neapel zu verlassen. Als er dann zurück-
kehrte, um das Werk fortzuführen, starb er in Neapel schnell und plötzlich am 15. April 1641, wie
seine Familie meinte, an Gift. ^. IV.
t6*
Domenico Zampieri, seiner kleinen Figur halber Domenichino genannt, war am
21. October 1581 zu Bologna geboren. Sein Vater war ein Schuhmacher, der ihn oft seines
Zeichnens halber prügelte. Anfangs für den geistlichen Stand bestimmt, wußte er doch durch-
zusetzen, daß er Maler werden durfte. Er kam zu dem Niederländer Dionysius Calvaert, der
in Bologna ein geschätzter Vertreter der ältern Richtung war, in die Lehre, fühlte sich aber bald
von der neuern Richtung lebhafter angezogen. Als er nach Kupferstichen des Agostino Carracci
zeichnete, wurde er von dem Meister aus der Werkstatt gejagt. Nun schloß er sich der Akademie
der Carracci an und zeichnete sich hier bald aus, obwohl das Unansehnliche seiner äußern Erschei-
nung, sein Mangel an Geschick, sich zur Geltung zu bringen, ihm Schwierigkeiten bereiteten. Als
Jüngling kam er dann nach Rom, um dem Annibale im Palazzo Farnese zu helfen. Dann kehrte
er wieder nach Bologna zurück, wo er sich verheirathete.
Er war eine gewissenhafte, ernste Natur in Lodovico's Art, es fehlte ihm nur an Selbst-
vertrauen und an entschlossenem Produciren. Neidlos erkannte er die Verdienste Anderer an und
wurde auch seinerseits von den berühmtesten Genossen in der Werkstatt der Carracci, gewissermaßen
seinen Nebenbuhlern, Albani und Guido Reni, hochgehalten. Einfach und mäßig im Leben,
anspruchslos im Auftreten, war er freilich nicht ganz der Mann, um sich in dieser ruhelosen, leiden-
schaftlich erregten Zeit durchzuschlagen und seinem vollen Werthe nach zu behaupten. Die Erfolge
wurden ihm nicht leicht und er hatte mit mancherlei Widerwärtigkeiten zu ringen.
Sein Hauptwerk ist die Communion des heiligen Hieronymus in der Galerie des
Vaticans, eine neue Redaction von Agostino's berühmtem Bilde, eine Arbeit von außerordent-
licher Vollendung und stilvoller Durcharbeitung. Seine berühmtesten Frescomalereien sind diejenigen
in S. Luigi de' Francesi in Rom und in der Santa Cecilia zu Grottaferrata, wo er
die Legende des heiligen Nicolaus darstellte. Ueberall zeigt er sich edel, würdevoll, nicht eben
erfindungsreich, aber gediegen, auch in der Farbe.
Domenichino empfand zugleich lebhafte Neigung zur Architektur. Als sein Gönner Cardinal
Ludovisi im Jahre 1621 als Gregor XV. den päpstlichen Stuhl bestieg, wurde er zum Bau-
meister des päpstlichen Stuhles ernannt und so wieder nach Rom gezogen. Aber der frühe Tod
des Papstes (1623) erschütterte seine äußerliche Existenz. Es wurde ihm später der glänzende
Auftrag geboten, die Capella del Tesoro im Dome zu Neapel auszumalen, und er nahm ihn an,
obwohl schon andere Künstler seines Kreises, wegen der Eifersucht der in Neapel einheimischen
Naturalisten, bei diesem Unternehmen traurige Erfahrungen gemacht Hatten. Er hatte hier
leidenschaftliche Angriffe zu erfahren, die Jntriguen Ribera's und des Bologneser Schnellmalers
Lanfranco nöthigten ihn, die Arbeit abzubrechen und Neapel zu verlassen. Als er dann zurück-
kehrte, um das Werk fortzuführen, starb er in Neapel schnell und plötzlich am 15. April 1641, wie
seine Familie meinte, an Gift. ^. IV.
t6*