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Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Oth.]; Meyer, Bruno [Oth.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 4) — Leipzig: Verlag von A.H. Payne, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.62337#0327
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Ribera.
Giuseppe Ribera, in Italien später Lo Spagnoletto, der kleine Spanier, genannt, wurde
am 12. Januar 1588 zu Xativa bei Valencia geboren. Er sollte sich wissenschaftlichen Studien
widmen, wurde aber Maler und empfing seinen ersten Unterricht bei Francisco Ribalta. Als
ganz junger Bursche kam er dann nach Italien, setzte in Rom trotz großer Dürftigkeit seine Stu-
dien auf das eifrigste fort und nahm sich besonders Michelangelo da Caravaggio zum Vorbild,
dessen energischer Naturalismus, dessen mächtige Licht- und Farbeneffecte ihn anzogen und dem
leidenschaftlichen, düstern, sinnlichen Naturell des Spaniers entsprachen.
In Luftperspektive, Lichtwirkung und malerischem Vortrag bildete er sich dann durch das Stu-
dium von Correggio's Werken in Parma weiter aus. In künstlerischer Empfindung aber blieb
er diesem so fern wie möglich. Von seiner Heiterkeit, Lust und Grazie wird Ribera nicht berührt,
er theilt mit Jenem nur die Erregtheit, die bei dem Spanier aber in das Finstere und Wilde führt.
Als er in der Folge in Rom nicht rechtes Glück machte, ließ er sich in Neapel nieder, wo er
bei seinen hochgestellten Landsleuten die gewünschte Aufnahme fand Der von Spanien gesandte
Vicekönig, Gras von Monterey, wurde sein Gönner und auch für König Philipp IV. erhielt er
zu thun. Die Heirath mit der Tochter eines reichen Kunsthändlers verbesserte seine äußere Lage
und nach den Jugendjahren voll Armuth und Entbehrung lebte er jetzt in behaglichem Wohlstand
und allgemein geehrt
Ein Schatten fällt auf seinen Charakter durch seine leidenschaftliche Eifersucht gegen andere
Künstler; im Bunde mit einigen neapolitanischen Genossen setzte er Alles daran, in Neapel keinen
andern italiänischen Maler aufkommen zu lasfen. Wer es wagte, dort Aufträge anzunehmen, mußte,
wie wir dies bei Domenichino und Guido Reni gesehen haben, sich auf seinen Haß und seine Jn-
triguen, auf eine Opposition, die kein Mittel scheute, gefaßt machen
Die Kunstrichtung, welche der Restauration des Katholicismus zum Ausdruck dient, erscheint
in ihm noch schärfer ausgeprägt als in irgend einem italiänischen Künstler dieser Epoche. Nicht auf
geistige Vertiefung in den religiösen Gegenstand kommt es ihm an, sondern eine glühende Schwär-
merei, die überall nach sinnlichen Mitteln greift, giebt bei ihm den Ton an Einzelfiguren, na-
mentlich Halbfiguren von Heiligen, wie er sie häufig malt, sind gewöhnlich Typen ascetischer Strenge,
leidenschaftlicher Buße oder aufgeregten Glaubenseifers. Visionen und Martyrien sind die gewöhn-
lichen Gegenstände, in denen er der religiösen, abergläubischen Stimmung seiner Tage genug thut.
'Die Gestalten, die bei ihm auftreten, sind aus dem gewöhnlichen Leben geschöpft, Hagere, hohläu-
? gige, aber starkknochige Gesellen, roh/ bornirt und wild, oft mit unheimlichen Banditengesichtern
oder kaum von Verrückten zu unterscheiden Nur unter den Frauen kommen hier und da schöne Er-
scheinungen vor, deren Zügen stets der Charakter des Sinnlichen und des Schwärmerischen aufge-
 
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