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Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Bearb.]; Meyer, Bruno [Bearb.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 4) — Leipzig: Verlag von A.H. Payne, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.62337#0344
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Antoine Pesne.
Keiner der zahlreichen Franzosen, welche sich im vorigen Jahrhundert zu und schon vor des großen
Friedrichs Zeiten in der Umgebung des preußischen Königsthrones einsanden, hat in Berlin und
seiner Umgebung erfreulichere Spuren seiner Thätigkeit zurückgelassen als der Maler Pesne.
Antoine Pesne, zu Paris im Jahre 1684 geboren, widmete sich, nachdem er sich in seiner
Vaterstadt unter der Leitung des Charles de la Fosse, eines Schülers des Charles Lebrun, vor-
gebildet, in Italien dem Studium der alten Portraitmaler, namentlich der Venezianer, und eignete
sich von ihnen eine tüchtige Pinselführung, eine kräftige Farbe und vor Allem eine schlichte, aber
tiefe Charakterauffassnng an. Später folgte er einem Rufe zum preußischen Hof- und Cabinetsmaler
und Director der Berliner Kunstakademie nach der preußischen Hauptstadt, wo er im Jahre 1757
sein Leben beschloß.
Unter seinen zahlreichen Werken nehmen Familienbildnisse des preußischen Königshauses
wohl die erste Stelle ein, und keines unter allen seinen Gemälden hat als Kunstwerk und zugleich
als geschichtliche Urkunde einen höheren Werth als die entzückende Darstellung des großen Königs
als Kind, wie er, mit einer Trommel ausgerüstet, linier der liebevollen Leitung der älteren Schwester,
der späteren Markgräfin Friederike von Bahrenth, im königlichen Parke spielt. Das Bild, etwa in
halber Lebensgröße gemalt, hängt im Schlosse zn Charlottenburg bei Berlin. Das Berliner Mu-
seum besitzt ein Portrait des großen Königs aus dem Jahre vor seiner Thronbesteigung, in dein
Harnisch und dem pomphaft darüber gelegten Mantel etwas an die Prätension der französischen
Bildnißmalerei erinnernd. Dagegen zeichnet sich ein späteres Bild, im Sterbezimmer des Königs
im Schlosse Sanssouci bei Potsdam befindlich, durch höchst edle Einfachheit, sehr markige Zeichnung,
ungemein charaktervollen Ausdruck und ganz vortreffliche Färbung ans; es ist ein Brustbild in
Lebensgröße. Auf dem Berliner Museum befindet sich noch von ihm das Bildniß des berühmten
Kupferstechers Georg Friedrich Schmidt und seiner Frau vom Jahre 1748, in ganz genrehaster
Anordnung, welche sich mit dem lebensgroßen Maßstabe, trotz der gnt gemalten Köpfe, nicht wohl
verträgt; ferner noch der Hauptmann der hundert Schweizer unter König Friedrich I., ein Freiherr
von Erlach, mit seiner Frau und seinem Kinde, Skizze zu dem Familienbilde, einem der berühm-
testen Werke des Meisters. Auch historische Gemälde, Plafonds u. dgl. finden sich in den könig-
lichen Schlössern. Einige gute Genrebilder sind in der Dresdener Galerie. ö. N.
 
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