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Grimm, Herman; Grimm, Herman [Editor]
Fragmente (Band 1,1) — Berlin, Stuttgart: Spemann, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.47241#0014
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VI

wurde, sank trotzdem von da an das Interesse am Inhalte
der ersten fünfzig Jahre nach 1800, weil um 1870 das
einträchtige Bemühen der Regierenden und der Regierten
seinen Anfang nahm, sich in der auftauchenden neuen WelU
für die nichts Vorhergehendes zur Nachahmung auffordernde
Beispiele darbot, aus eigner Kraft und Erfahrung neu ein-
zurichten. Die Zukunft wurde nun wichtiger als die Ver-
gangenheit. Wir stehen heute fo, daß der Anblick früherer
nationaler Entwicklungen, wo und wann sie sich auch voll-
zogen haben, freilich noch sehr anziehend ist, feinen Nutzen
aber für die heutige, unter absolut neuen Lebensbedingungen
arbeitende Zeit beinahe eingebüßt hat. —
2.
Von dem, was die Geschichte der Zeiten schuf, sind
die sslIrriLäs Großen Männer als das dauernd Wichtige
übrig geblieben. Es ist kein Zustand politischen Lebens bei
den heutigen Völkern denkbar, innerhalb dessen es nicht
nöthig erschiene, daß festgestellt werde, welche Männer jetzt
und ehedem die zum geistigen Fortschritt führenden Gedanken
hegten, die damit verbundenen Thatfachen vorbereitet und
gethan, die damit verknüpften Folgen bewirkt haben. Aller
Zukunft wird immer wieder die Aufgabe sich bieten, die
Zustände zu beschreiben, aus denen die Umgestalter des großen
Daseins hervorgingen, die Hindernisse zu ergründen, die sie
überwältigten oder denen sie erlagen; das Dunkel, das nach
ihnen eintrat, das Licht, das sie angezündet, zu durchdringen
und was an Vortheilen oder an Vernichtung ihrem Geiste
entfloß, aufzufuchen und zu erklären.
Auch früher behandelte die Geschichtsschreibung zumeist das
 
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