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Grimm, Herman; Grimm, Herman [Hrsg.]
Fragmente (Band 1,1) — Berlin, Stuttgart: Spemann, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.47241#0141
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kaum bekannt sein konnten). Charakterisirungen der einzelnen
Aittoren Deutscher Sprache würden sich ergeben, an deren
Feststellung bisher Niemand von dieser Seite her sich wagen
durfte, und um dies Eine nur noch zu erwähnen, der Ein-
fluß fremder Sprachen, sowie der Einfluß gleichsam wieder-
aufwachender Epochen unserer eigenen Literatur möchte zu
konstatiren fein. Arbeiten dieser Art aber würden sehr bald
die Gründung einer alle Deutschen, wo sie auch woh-
nen, geistig berührenden Deutschen Akademie erfordern.
Ich weiß sehr wohl, was Kaiser, damals noch Kron-
prinz, Friedrich in den ersten Zeiten nach 1870 im Sinne
hatte, als er der Preußischen Akademie der Wissenschaften
eine Deutsche Klasse zufügen wollte. Heute vertritt
Weinhold allein in der Preußischen Akademie der Wissen-
schaften die Deutsche Literatur; wie er über den heutigen
Betrieb der Dinge denkt, hat er in seiner mit Recht Auf-
sehen machenden Rektoratsrede ausgesprochen. Durchdrungen
von der Nothwendigkeit einer Deutschen Akademie, d. h. einer
Vereinigung von Gelehrten für Behandlung dessen, was unsere
Muttersprache angeht, war Weinhold's Vorgänger an der Ber-
liner Universität, Wilhelm Scherer. Bis zu seinem Tode ist
er mit diesem Gedanken beschäftigt gewesen. Er zeigte mir
einmal beschriebene Blätter mit dem detaillirten Entwurf
eines Gründungsplanes. Es hat sich in seinem sonst äußerst
wohlgeordneten Nachlasse dies Schriftstück nicht gefunden, viel-
leicht wurde es von ihm Jemand mitgetheilt, der es in seinen
eigenen Papieren noch liegen hat.
Scherer hatte, soweit ich mich unserer Gespräche er-
innere, eine Umwandlung der Preußischen Akademie in eine
Deutsche im Sinne. Es dachten vielleicht auch andere Männer,
 
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