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Grimm, Herman; Grimm, Herman [Hrsg.]
Fragmente (Band 1,1) — Berlin, Stuttgart: Spemann, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.47241#0307
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dmz mit Schiller hervorgegangen war; der Gesinnung nach
eine nicht durch öffentliche Rede, sondern durch Lectüre ge-
bildete, tief empfindende, nicht rasch auffassende, sondern
nachdenklich still den Gedanken Anderer nahe kommende,
scharf urtheilende aber im Großen dankbare Menschenschicht,
die für sich bestand und die die Erzeugnisse der gleichzeitigen
Schriftstellerei als an ihre Adresse gerichtet anfah.
Bader*) läßt seine neueste Nachbildung der Sophokleischen
Tragödien mit dem Mas beginnen.
Erster Auftritt.
Odysseus geht suchend auf der Bühne umher; in den Wolken erscheint
Pallas Athene, die ihn eine Zeit lang schweigend beobachtet. Später Aias.
Athene.
Ohn' Unterlaß, Odysseus, sieht mein Auge
Dich auf der Suche, wie du deinen Feinden
Mit raschem Anschlag beizukommen denkst.
So spähst du heute um des Aias Hütten
Hier, wo er in der Schiffe weitem Kreise
Den letzten Posten inne hat, und prüfst
Seit langem seiner Füße frische Spur,
Um zu erkunden, ob er drinnen weile,
Ob nicht. Und wie des Schweißhunds Witterung
Hat dich dein Spürsinn recht ans Ziel gebracht:
Denn drinnen weilt er eben jetzt, vom Haupte
Rinnt ihm der Schweiß und Blut von seinen Händen.
Du kannst dir's also sparen, durch die Thür
Hineinzulugen. Aber sage mir,
Was ist's, das also eifrig dich gemacht?
Ich kann dir raten, wenn du folgen willst.
Das dürfte von modernen Schauspielern gesprochen als
ein Versuch wohl ausgenommen werden, in Shakespearischer
Diction antike Dinge uns näher zu bringen.
*) Sechs Tragödien von Sophokles in deutscher Nachbildung
von Franz Bader. Leipzig, S. Hirzel, 1896.
 
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