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Grimm, Herman; Grimm, Herman [Hrsg.]
Fragmente (Band 1,1) — Berlin, Stuttgart: Spemann, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.47241#0324
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und Longfellow; von den französischen nur Lamennais' Über-
tragung in Prosa.
Die Menschheit besitzt, Mr. Harrison zufolge, drei Dichter
ersten Ranges: Homer, Dante, Shakespeare. Nicht ihr Genius
allein kommt bei dieser Rangfrage in Betracht, sondern auch
der Inhalt ihrer Werke. Fragen wir, wer von ihnen der
einfachste war, wessen Werke zumeist ergötzen, die meiste Ab-
wechselung, den größten Zauber des Ausdruckes bieten, uns
anr meisten entzücken, so nimmt Dante die niedrigste Stelle
unter diesen dreien ein. Dagegen was monumentale Kraft,
machtvolle Erfindung und Einblick in den menschlichen Charakter
anlangt, steht er keinem von ihnen nach. Und schließlich wird
nach der Weltstellung dessen, was er behandelt gefragt, nach
der Art wie Menschheit und Natur, Vergangenheit, Gegen-
wart und Zukunft — alles dies als ein Ganzes genommen
— von ihm aufgefaßt werden, wie er den Inbegriff alles
Wissens zu gestalten bemüht ist, so gebührt Dante die erste
Stelle. Ohne Zweifel stand Comte auf den: Grund und
Boden dieser Ueberzeugung, als er die Divina Oovaraoäia
das unvergleichliche Gedicht nannte, das den höchsten Ruhm
menschlicher Kunst für sich himvegnehme. Auch die weiter
nachfolgenden Sätze Harrison's sind von Interesse, müssen im
Originale aber nachgelesen werden.
Ausgefallen ist mir, daß Goethe neben diesen dreien nicht
genannt, ja auch nicht einmal gesagt wird, warum er fort-
gelassen sei. Ohne Zweifel ist Goethe außerhalb Deutschlands
noch in geringem Maße bekannt und Comte oder Mr. Harri-
son — denn ich weiß nicht, wie weit der letztere die Ge-
danken seines Meisters nur wiederholt — fehlte die Kennt-
niß seiner Werke, um ihn zum Vergleiche heranzuziehen.
 
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