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nach, von den Seinigen. Nicht darbend, aber mittellos unter
väterlicher Gewalt. Nie auf sich allein bestehend. Sterbend
vor dem vierzigsten Jahre als Gast und Last in einem
sremden Hause.
Und dieser Mensch in jugendlichen Jahren schon im Ver-
kehre mit den edelsten Denkern des Alterthums und der eigenen
Zeit. Productiv in Urtheil und eigener Erfindung, eine Harfe,
deren geringste Berührung höchsten Wohllaut hervorruft, ein
über dem Irdischen schwebender Geist, ein Bewunderer der
Schönheit. Umgeben von Freunden, die ihm Hülfe zu ge-
währen jedoch außer Stande sich fühlen. Ausgesucht, ver-
ehrt, angestauut, und mitten im Genüsse dieser Wohlthaten
des Schicksals ein Bettler; und mitten im Verhungern und
Verschmachten erstickend im innersten Ueberflusse. Diese Gegen-
sätze liegen klar vor uns. Und wir empfinden, ohne Leopardi
gesehen zu haben, daß sein früher Untergang für ihn eine
Wohlthat war. So hoch gestellte Menschen nehmen Besitz
von uns. Verfolgen uns. Peinigen uns. Immer wieder
sinnen wir nach, ob dieser Verlauf der Dinge durch nach-
trägliche Gedanken nicht noch sich ändern lasse.
Ich habe in den ersten Zeiten der Bekanntschaft mit
Leopardi eines seiner Gedichte zu übersetzen begonnen und
zuweilen wieder gelesen, eines von denen, in welchen er die
Summe seiner Existenz zog, zu einer Zeit, wo ihm Alles ver-
loren däuchte und auch verloren war. Uiooräunoo. Er-
innerungen. Verse, die Leopardi's Herzen entströmten, als
er nach vergeblich durcharbeiteter Abwesenheit zu seiner Familie
zum letztenmale zurückgekehrt war. Müde, abgehetzt, stumpf,
ausgegeben und krank. Er war dazu geboren, nie zum wahren
Gefühle der Gesundheit zu gelangen.
nach, von den Seinigen. Nicht darbend, aber mittellos unter
väterlicher Gewalt. Nie auf sich allein bestehend. Sterbend
vor dem vierzigsten Jahre als Gast und Last in einem
sremden Hause.
Und dieser Mensch in jugendlichen Jahren schon im Ver-
kehre mit den edelsten Denkern des Alterthums und der eigenen
Zeit. Productiv in Urtheil und eigener Erfindung, eine Harfe,
deren geringste Berührung höchsten Wohllaut hervorruft, ein
über dem Irdischen schwebender Geist, ein Bewunderer der
Schönheit. Umgeben von Freunden, die ihm Hülfe zu ge-
währen jedoch außer Stande sich fühlen. Ausgesucht, ver-
ehrt, angestauut, und mitten im Genüsse dieser Wohlthaten
des Schicksals ein Bettler; und mitten im Verhungern und
Verschmachten erstickend im innersten Ueberflusse. Diese Gegen-
sätze liegen klar vor uns. Und wir empfinden, ohne Leopardi
gesehen zu haben, daß sein früher Untergang für ihn eine
Wohlthat war. So hoch gestellte Menschen nehmen Besitz
von uns. Verfolgen uns. Peinigen uns. Immer wieder
sinnen wir nach, ob dieser Verlauf der Dinge durch nach-
trägliche Gedanken nicht noch sich ändern lasse.
Ich habe in den ersten Zeiten der Bekanntschaft mit
Leopardi eines seiner Gedichte zu übersetzen begonnen und
zuweilen wieder gelesen, eines von denen, in welchen er die
Summe seiner Existenz zog, zu einer Zeit, wo ihm Alles ver-
loren däuchte und auch verloren war. Uiooräunoo. Er-
innerungen. Verse, die Leopardi's Herzen entströmten, als
er nach vergeblich durcharbeiteter Abwesenheit zu seiner Familie
zum letztenmale zurückgekehrt war. Müde, abgehetzt, stumpf,
ausgegeben und krank. Er war dazu geboren, nie zum wahren
Gefühle der Gesundheit zu gelangen.