Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Grimm, Herman; Grimm, Herman [Editor]
Fragmente (Band 1,1) — Berlin, Stuttgart: Spemann, 1900

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.47241#0345
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
321

die Gedanken hin, die des Dichters Stirn erfüllten, in seiner
Weise dennoch vollendet hinstellen können. Michelangelo selbst
war durch den Faustschlag, deu einer seiner Mitschüler mit
zersplitternder Gewalt ihm mitten ins Antlitz führte, für
immer verändert worden, und empfand tief, was er verloren
hatte. Es gibt ein Gedicht von ihm, das auf die Zeiten ge-
deutet worden ist, wo er noch nichts von der Wendung seines
Schicksals ahnte, die aus dieser Entstellung ihm erwuchs:
Noruarui ul tsmpo ullor oks Isutu s soioltu —
Gieb mir die Zeit zurück, wo die Gedanken
Wie zügellose Rosse vorwärts stürmten,
Vom Glücksgefühl gespornt die jungen Flanken.
Wo meine Stirn, in friedlich heitrem Glanz
Den Sonnenschein des Hoffens widerspiegelnd,
Nichts drückte als der Kindheit Blumenkranz.
Das erste Wort des Sonettes Michelangelo's finden wir
in einem Gedichte Leopardi's wieder, das auch von leiden-
schaftlicher Erinnerung an ein Bild verschwundener Schön-
heit redet:
loruu äluuimi st irüo psusisr tuloru —
O, wenn vor meinen Blicken Du erscheinest,
Geliebte Frau-
Beide Gedichte vielleicht ein Nachklang des Sonettes von
Petrarca:
Iloruuiui u rusuts, uimi v's äsntro «zuaHs, —
Die Sehnsucht nach dem unwiederbringlich Verlorenen,
in der Erinnerung allein noch Fortlebenden war Leopardi's
Lebenslust. Sie erfüllte Dante, in Erinnerung an dessen
.... Hsssuu ütUAZior Notars
Olis rioorNuroi äst tsrupo tsliss
HsIIu ruissriu ....
Leopardi jenes Gedicht vielleicht Hioorclüiros genannt hat.
Herma» Grimm, Fragments. 21
 
Annotationen