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Kat. 148 Männliches Bildnis, 1652—53, Leningrad (Abb. 16g, iyi).

Auf einer Zeichnung des British Museums ist ein unter dem heutigen Hintergrund des
Bildes schwach durchscheinender pompongeschmückter Hut zu sehen, der in der Flächen-
komposition das Bild nach oben hin notwendig abschließt. Die ergänzte Haarpartie ist
plump und hebt sich als dunkler Fleck von den übrigen Haaren ab.

Kat. 137 Bildnis eines jungen Mannes, um 1648, Washington (Abb. 161).

Durch die Übermalung des Hintergrundes scheint schwach die dunkle Farbe eines Hutes,
dessen Krempenkontur die beiden Kompositionsdiagonalen des Bildes fortführt. Die
nachträglich eingefügte Haarpartie ist flach und kaum untergliedert. Die ursprüngliche
Hutfasson ist auch im Röntgenbild sichtbar.

Nicht weniger stark ist eine Umgestaltung der Binnenanordnung der Körperdarstellung:
Kat. 110 Im kleinen »Bildnis eines Herrn«, um 1641, Kassel

ist die linke Hand des Dargestellten verkleinert und im Bilde nachträglich nach links ver-
setzt worden.

Beispiele weitgehendey Umgestaltung von späterer Hand

Ungleich verwirrender als jene Beispiele, wo erhaltene und verunstaltete Partien sich
gegenüberstehen, jedoch noch innerhalb der ursprünglichen Komposition, sind die
Werke, deren Thema, Komposition, Lichtführung und Farbgebung umgedeutet und ver-
wandelt sind durch Neuhinzufügungen und Umarbeitungen im Sinne einer späteren
Auffassung. Der ausgesprochen fragmentarische Zustand der folgenden Beispiele ist (mit
einer inzwischen restaurierten Ausnahme) bisher zu wenig beachtet worden und führte
zu falscher Benennung der Bilddarstellung (»Bildnis eines Buckligen« [Kat.Aiyb,
Abb. y6] und »Selbstbildnis« bzw. »Bildnis eines Malers« [Kat. 140, Abb. l^y]), zu vor-
eiliger Zuordnung von Pendants (»Bildnis einer Dame« [Kat.141, Abb. 154]), falscher
Datierung und unberechtigter Attribution des Bildganzen.

Kat. 29 Porträt einer jungen Frau, 1627, Chicago, Art Institute (Abb. 46).

»Das Bild ist an der Unterkante und den Seitenkanten beschnitten (man beachte rechte
Hand und Manschette und den heute genau mit der unteren Bildkante parallel gehenden
Handschuhrand unter der linken Hand). Der gesamte an die Figur herangemalte Hinter-
grund ist spätere Hinzufügung. An Stelle eines graubraunen (auf der Partie rechts neben
der Dargestellten noch sichtbaren) einheitlichen Hintergrundtones ist die unruhige Dar-
stellung eines Durchblicks auf eine Stadtlandschaft getreten. Ein Dreieck zwischen dem
linken Arm und dem Gewand der Frau zeigt ein intensives Rot, das sonst im Bild nicht
auftaucht. Doch durch die Hintergrundschicht prägen sich die Konturen eines früheren
Lehnstuhles, dem dieses Rot offensichtlich zugehört, und von dem eine dunkle Kante am
rechten Bildrand sichtbar ist neben dem Oberarm der linken Hand.« Diese meine 1967
vor dem Original niedergeschriebenen Feststellungen bedürfen nur insofern einer Kor-
rektur, als sie den Zustand des Bildes vor seiner inzwischen erfolgten Reinigung be-
schreiben24. An ergänzenden Feststellungen kam die mir nicht mögliche Bestätigung
hinzu, daß seitlich und unten Spanngirlanden fehlen und die noch viel überraschendere
Freilegung der nahezu intakten Malerei der Gesichtsfläche. Deren glatte Übermalung

24 Marigene Butler, Portrait of a Lady by Frans Hals. In: Museum Studies 5, The Art Insti-
tute of Chicago 1970, S. 7 ff.

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