Wendeis Vorlesungen über Horaz. yo3
Wendeis ästhetischem Sack: die Worte Antik, Modern, Correct,
Geschmackvoll, Dichtergehalt, Dichtertechnik, lapidarischer Stil.
Der Kopf dreht dem Herausgeber wie dem Leser, und Hora-
zens Geist seufzet bei dem wunderlichen Treiben:
Zecmj /A
Fragt man, was Hr. W. eigentlich will, so ergiebt sich,
dass er nichts Geringeres beabsichtiget, als den Meister Flakkus
Stück für Stück auf die ästhetische Capelle zu bringen, und
seinen bisher allzunachsichtigen Lesern den Verstand zu ösfnen,
dass sie erkennen, hinter dem Nebel tausendjähriger Bewunde-
rung stecke doch nur — ein Tropf.
«Schliesslich ist zu bemerken, dass, so wie jeder Begrisf
«überhaupt etwas Unbegränzbares (!) an sich trägt, auch jeder
«ästhetische Begriff eine ganze Masse Unendlichkeit (!) in sich
«enthält, deren Entwickelung den zeitlichen Fortgang der Cul-
«tur erzeugt (!) und beschäftigt (!). Aber jedem Zeitalter ist
«es heilige Pflicht, aus dieser Unendlichkeit das ihm Begrcif-
«bare zu entwickeln, und so klar und hell (!) als mögheh vor
«sich hinzustellen. Was wir hier bieten, ist nur ein Ansang zur
«Betrachtung der Lyrik überhaupt (!), und ihrer lapidarischen
«(!!) Darstellung durch Zso/nz ins Besondere: wenn Andere
«schärfer sehen, werden wir uns darüber herzlich freuen, aber
«H7:o*e/<37Z;ge7t s-'-'.'J soll nun einmal werden, gesund und klar in
«das Altcrthum zu schauen. Mit der ewigen Wiederhohlnng un-
«bedingter Lobeserhebungen wird auf dein Felde der Aesthetik
«nichts gewonnen: ej Ar ZeA^ nGA <Ze ancA 1Z7/1 ZAv-
«-r/aac/ erway näAcr g*e^7-acAr
So lässt sich Hr. W. am Schluss seiner Einleitung verneh-
men, indem er sich gar naiv einbildet, etwas a/zziT/sa/gca., was
er so manchem Ehrenmanne seit Z/o7??e bis auf ZV/aAi'/mmy?* nur
ungeschickt genug nachäsft. Naiv ist auch die Art, wie er in
dem Vorwort zur 20. Ode des 2t Buchs das, von Niemand be-
zweifelte Recht der Deutschen, über Horaz zu urtheilen, aus
der Geschichte herzuleiten sucht, und sich selbst das critische
Diplom ausfertigt. Man höre: «Der Dichter verkündet in dieser
«Ode seine Unsterblichkeit, und tritt mit einer Eitelkeit (!)her-
«vor, die für uns fast lächerlich (!) wird: er zählt nämlich
«seinem hohen ( ! ) Gönner Mäcenas diejenigen Nationen an den
«Fingern (!) her, die mit seinen Werken vertraut werden wsir-
«den, und gedenkt hierbei auch (wenn wir die alte Geographie
«m die neue übersetzen) der Türken, Berbern, Wallachen und
«Gosaken, welche bekanntlich bis auf die neuesten Zeiten durch-
«aus nicht zu der Bekanntschaft mit diesem Dichter gekommen
«sind. Der römische Stolz (!) tritt sowohl in dieser Ode, als
Wendeis ästhetischem Sack: die Worte Antik, Modern, Correct,
Geschmackvoll, Dichtergehalt, Dichtertechnik, lapidarischer Stil.
Der Kopf dreht dem Herausgeber wie dem Leser, und Hora-
zens Geist seufzet bei dem wunderlichen Treiben:
Zecmj /A
Fragt man, was Hr. W. eigentlich will, so ergiebt sich,
dass er nichts Geringeres beabsichtiget, als den Meister Flakkus
Stück für Stück auf die ästhetische Capelle zu bringen, und
seinen bisher allzunachsichtigen Lesern den Verstand zu ösfnen,
dass sie erkennen, hinter dem Nebel tausendjähriger Bewunde-
rung stecke doch nur — ein Tropf.
«Schliesslich ist zu bemerken, dass, so wie jeder Begrisf
«überhaupt etwas Unbegränzbares (!) an sich trägt, auch jeder
«ästhetische Begriff eine ganze Masse Unendlichkeit (!) in sich
«enthält, deren Entwickelung den zeitlichen Fortgang der Cul-
«tur erzeugt (!) und beschäftigt (!). Aber jedem Zeitalter ist
«es heilige Pflicht, aus dieser Unendlichkeit das ihm Begrcif-
«bare zu entwickeln, und so klar und hell (!) als mögheh vor
«sich hinzustellen. Was wir hier bieten, ist nur ein Ansang zur
«Betrachtung der Lyrik überhaupt (!), und ihrer lapidarischen
«(!!) Darstellung durch Zso/nz ins Besondere: wenn Andere
«schärfer sehen, werden wir uns darüber herzlich freuen, aber
«H7:o*e/<37Z;ge7t s-'-'.'J soll nun einmal werden, gesund und klar in
«das Altcrthum zu schauen. Mit der ewigen Wiederhohlnng un-
«bedingter Lobeserhebungen wird auf dein Felde der Aesthetik
«nichts gewonnen: ej Ar ZeA^ nGA <Ze ancA 1Z7/1 ZAv-
«-r/aac/ erway näAcr g*e^7-acAr
So lässt sich Hr. W. am Schluss seiner Einleitung verneh-
men, indem er sich gar naiv einbildet, etwas a/zziT/sa/gca., was
er so manchem Ehrenmanne seit Z/o7??e bis auf ZV/aAi'/mmy?* nur
ungeschickt genug nachäsft. Naiv ist auch die Art, wie er in
dem Vorwort zur 20. Ode des 2t Buchs das, von Niemand be-
zweifelte Recht der Deutschen, über Horaz zu urtheilen, aus
der Geschichte herzuleiten sucht, und sich selbst das critische
Diplom ausfertigt. Man höre: «Der Dichter verkündet in dieser
«Ode seine Unsterblichkeit, und tritt mit einer Eitelkeit (!)her-
«vor, die für uns fast lächerlich (!) wird: er zählt nämlich
«seinem hohen ( ! ) Gönner Mäcenas diejenigen Nationen an den
«Fingern (!) her, die mit seinen Werken vertraut werden wsir-
«den, und gedenkt hierbei auch (wenn wir die alte Geographie
«m die neue übersetzen) der Türken, Berbern, Wallachen und
«Gosaken, welche bekanntlich bis auf die neuesten Zeiten durch-
«aus nicht zu der Bekanntschaft mit diesem Dichter gekommen
«sind. Der römische Stolz (!) tritt sowohl in dieser Ode, als