13
Zeitschrift für gebiid. evang. Christ, i. H.
hört, welche wohl den Gegner stutzen machen und verwir-
ren konnte, aber eigentlich sich seihst verwirrte. Der Nach-
denkende glaubt, dass die Schriften desN. T. uns den ächten
Inhalt des Krcbristenthums überliefern, weil sie von gleich-
zeitigen Sachkundigen abstammen. Diese Abstammung
aber glaubt er der historischen Ueberlieserung der dem
Ursprung näheren Kirche, insofern er von dieser Ueber-
lieferung derselben , nach verständig erweislichen Prü-
fungsregeln der historischen Kritik, einsieht, dass sie die-
ses geschichtliche selbst auf glaubwürdige Art wusste und
sortphanzte. Augustin hält nun den Magusischen Chri-
sten oder Manichäern entgegen : dass aber die Kirche,
welche (geschichtlich) ihm das N. T. glaubwürdig mache,
ihn gegen die Manichäer warne und dieselbe ihm (philo-
sophisch-dogmatisch) des Glaubens unwürdig darstelle.
Wenn nun Mani wolle, dass er ihn um des N. T. willen
für einen Apostel Christi achten solle, so könne er, Au-
gustinus, sich auf diese Beweisführung schon deswegen
nicht eiulassen, weil eben die Kirche, welche selbst ihm
das N. T. (historisch) glaubwürdig mache, ihn gegen
Mani (im philosophisch-dogmatischen Sinn) warne. Der
(grosses) Dialektiker schliesst nun: Ermüsste entweder
ohne die (historische) Ueberlieferung der Kirche dem
N. T. selbst nicht glauben und alsdann sich auch von den
Manichäern nichts aus dem N. T. beweislich machen las-
sen, oder aber gebühre eben derselben Kirche in ihrer Ue-
herlieferung sowohl für das N. T. als wider Mani sein
Glauben mit gleichem Rechte. Die Sache genauer beleuch-
tet, erkennt man also in dem spitzig scheinenden Dilemma
des Gepriesenen nicht den grossen, sondern den sich selbst
verwirrenden Kunstdenker, dessen Räsonnement nur dann
richtig wäre, wenn die Maxime gälte: Wem ich in Ei-
ner Art von Ueberlieferung (in der historischen nach kri-
tischer Prüfung) glaube, von dessen Ueberlieferung muss
ich mich, auch wenn es eine andere (die philosophisch-
dogmatische) Art vonWahrheitiorschung betrifft, leiten
lassen. — — Und so ists, wie Rec. hinzusetzen muss,
gewöhnlich mit den bewunderten, kunstreichsten Argu-
mentationen dieses Vaters so vieler dogmatischer Miss-
grisfe, welcher doch bald schwachdenkende bezaubert,
bald verwandte Subtilitäten-Ereunde an sich zieht. Indem
Nichtunterscheiden des Aehnlichen, aber doch nicht Identi-
schen, und in dem rednerischen Verwickeln der nichtiden-
tischen Begriffe durch den Schein von Identität besteht fast
Zeitschrift für gebiid. evang. Christ, i. H.
hört, welche wohl den Gegner stutzen machen und verwir-
ren konnte, aber eigentlich sich seihst verwirrte. Der Nach-
denkende glaubt, dass die Schriften desN. T. uns den ächten
Inhalt des Krcbristenthums überliefern, weil sie von gleich-
zeitigen Sachkundigen abstammen. Diese Abstammung
aber glaubt er der historischen Ueberlieserung der dem
Ursprung näheren Kirche, insofern er von dieser Ueber-
lieferung derselben , nach verständig erweislichen Prü-
fungsregeln der historischen Kritik, einsieht, dass sie die-
ses geschichtliche selbst auf glaubwürdige Art wusste und
sortphanzte. Augustin hält nun den Magusischen Chri-
sten oder Manichäern entgegen : dass aber die Kirche,
welche (geschichtlich) ihm das N. T. glaubwürdig mache,
ihn gegen die Manichäer warne und dieselbe ihm (philo-
sophisch-dogmatisch) des Glaubens unwürdig darstelle.
Wenn nun Mani wolle, dass er ihn um des N. T. willen
für einen Apostel Christi achten solle, so könne er, Au-
gustinus, sich auf diese Beweisführung schon deswegen
nicht eiulassen, weil eben die Kirche, welche selbst ihm
das N. T. (historisch) glaubwürdig mache, ihn gegen
Mani (im philosophisch-dogmatischen Sinn) warne. Der
(grosses) Dialektiker schliesst nun: Ermüsste entweder
ohne die (historische) Ueberlieferung der Kirche dem
N. T. selbst nicht glauben und alsdann sich auch von den
Manichäern nichts aus dem N. T. beweislich machen las-
sen, oder aber gebühre eben derselben Kirche in ihrer Ue-
herlieferung sowohl für das N. T. als wider Mani sein
Glauben mit gleichem Rechte. Die Sache genauer beleuch-
tet, erkennt man also in dem spitzig scheinenden Dilemma
des Gepriesenen nicht den grossen, sondern den sich selbst
verwirrenden Kunstdenker, dessen Räsonnement nur dann
richtig wäre, wenn die Maxime gälte: Wem ich in Ei-
ner Art von Ueberlieferung (in der historischen nach kri-
tischer Prüfung) glaube, von dessen Ueberlieferung muss
ich mich, auch wenn es eine andere (die philosophisch-
dogmatische) Art vonWahrheitiorschung betrifft, leiten
lassen. — — Und so ists, wie Rec. hinzusetzen muss,
gewöhnlich mit den bewunderten, kunstreichsten Argu-
mentationen dieses Vaters so vieler dogmatischer Miss-
grisfe, welcher doch bald schwachdenkende bezaubert,
bald verwandte Subtilitäten-Ereunde an sich zieht. Indem
Nichtunterscheiden des Aehnlichen, aber doch nicht Identi-
schen, und in dem rednerischen Verwickeln der nichtiden-
tischen Begriffe durch den Schein von Identität besteht fast