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Raoul-Rochette hist. de 1a Revo). Helvetique. 87
durch eine Menge von Decreten und Gesetzen auszeichneten,
welche alle kaum erschienen auch gleich wieder vergessen
wurden. Als Commissär des Französischen Directoriums an
Lecarlier's Stelle kam nun der unverschämte, raubsüchtige
Rapinat, um alle Verworfenheiten auszuführeU) deren Maass
für das unglückliche Land noch nicht voll war. Seine Gräuel
werden nach dem Moniteur , einer gewiss hier zuverlässigen
Quelle erzählt. Seinem Willen musste von der Schweizer
Regierung Folge geleistet werden, ungeachtet sich manche
Stimmen im grossen Rath dagegen erhoben. Folgsamer zeigte
sich der Senat. Zwei der Directoren mulsten ihre Stellen
niederlegen, welche Ochs und Laharpe erhielten. Durch
seine lange Abwesenheit war der letzte der Schweiz und ih-
ren gegenwärtigen Verhältnissen entfremdet; er folgte Ideen
die unter den jetzigen Umständen keine Anwendung mehr
finden konnten, ertrug keinen Widerstand, und begegnete
ihm mit Maisregeln , die in Grausamkeit übergingen. Mit
den Französischen Behörden war nun das Directorium ausge-
söhnt, die neuen Gesetze und Anordnungen, die daraus fol-
genden unerschwinglichen Abgaben setzten das Volk in Ver-
zweiflung. Feudalrechte, Zehnten und Grundzinsen wurden
aufgehoben , die beiden letzten gegen eine geringe Abkaufs-
summe ; und ohne für andere Arten des Einkommens zu sor-
gen, sollten dennoch jährlich für das Budjet zwanzig Millio-
nen Franken aufgebracht werden. Durch die Aufhebung der
Zehnten wurde die Geistlichkeit, die namentlich in den klei-
nen Cantons so grossen Einfluss hatte, beleidigt; die letztem
wurden es noch besonders, als man die Zahl ihrer Abgeord-
neten von 4h auf 12 herabsetzte. Durch einen Offensiv- und
Defensiv-Vertrag mit Frankreich übernahm die Schweiz die
Stellung von 18,000 Mann Truppen, was die auswärtigen
Staaten unmöglich gleichgültig ansehen konnten. Nun er-
schien den 12. Juli ein Gesetz, das unter Androhung des
Verlusts der Bürgerrechte gebot, der Helvetischen Consti-
tution den Eid der Treue zu leisten. Diesem widersetzten
sich in den kleinen Cantonen die Geistlichen , und so kam es
zu einem neuen Krieg derselben gegen die Franzosen, der im
Canton Schwyz bald beigelegt, in dem von Unterwalden aber
mit desto gröiserer Hartnäckigkeit geführt wurde, und nach
den grössten Anstrengungen fast dje ganze Bevölkerung die-
ses Cantons vernichtete. Die vorzüglichste Quelle, welcher
der Verfasser hier gefolgt ist, sind Zschokke's historische
Denkwürdigkeiten. Nach diesem unglücklichen Kriege nahm
Testalozzi hundert eitern- und hülflos gewordene Kinder auf,
 
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