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ThucyJUes ed. Poppo. Dionis. Halle. hist. ed. Krüger. 607
und Ausfälle gegen die berühmtesten Schriftsteller glänzen
wollte; bei dem aber unwillkührlich der gesunde Menschen-
verstand durchschlüpfte. An einem Orte klagt er denThucy-
dides an , dass er nicht genug auf Unterhaltung und Ergötz-
lichkeit des Gemüths gesehen habe, an einem andern bekennt: .
er selbst, dass nichts als Wahrheit und blos Wahrheit in der
Geschichte einen Werth habe. (Krüger in der Einleitung S.
XIV). Nach der Meinung des Hm. Dr. K. sollte der Mangel
an Deutlichkeit in den Reden vorzüglich daher kommen, weil
zu der Zeit des Thucydides die philosophische Sprache noch
nicht gehörig ausgebildet war, (S. XL1V) und dass Thucyd.
daher keinen Tadel verdiene, da er sich der Sprache seiner
Zeit bedient. (S. XXXV). — Wenn es gemeiniglich heilst,
die philosophische Sprache war noch nicht ausgebildet, so
will man damit sagen, die ohne Bilder die Begriffe genau mit
eigenen Namen bezeichnenden Ausdrücke mangelten. Diesen
Mangel verspürt man aber weder imThuc., noch sind die Re-
den eigentlich philosophischen Inhalts, noch lassen die berühm-
ten philosophischen Betrachtungen im dritten Buche über den
Geist seiner Zeit einen solchen Mangel verspüren. Wir
möchten auch schlechterdings nicht behaupten, dass die Sprache
des Thuc. die seiner Zeit ist; denn nach demZeugniis desKra-
tippos (bei Dionys, de Thuc. judic. p. 846) ward er auch von
seinen Zeitgenossen schon getadelt. Geister so eigentümli-
chen Gepräges wie Thuc. und Tacitus, schaffen sich selbst
ihre Ideen und das ihnen passende Kleid, unbekümmert ob es
den Ansichten und dem Treiben ihrer Mitwelt behagt oder
nicht. Jeder Angrifs auf den Styl und die Eigentümlichkeiten
solch eines Mannes kann nur so viel sagen: ich AomMncm hätte
es anders gemacht. Einer Verteidigung bedürfen sie aber
eigentlich gar nicht, denn für alle Einsichtsvolle spricht ja
deutlich genug das nr^a s<'$ as/. — Die Würdigung der manch-
mal sehr kühnen kritischen Bemühungen, (S. 312, werden gleich
xal T^axon-a aus Thuc. ausgestrichen,) und die in den eigenem
Abhandlungen für künftige Herausgeber des Thuc. (S. LXIV)
niedergelegten Untersuchungen müssen wir Poppo , auf dem
der Verf. doch wahrscheinlich mehr als auf Benedikt hält, (siehe
S. 288) überlassen.
 
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