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llorn’s und Cliamisso's Leben und Schriften.

erfreute ihn der persönliche Zuspruch Matthisson’s, Wilhelm
HautF’s, Grillparzer’s.
Beide Männer umschlossen seit 1827 wieder die Mauern Ber-
lins, ohne dass sie sich genähert hätten, obwohl gemeinschaftliche
Freunde mit beiden verkehrten, denn von Hitzig* lesen wir die
herzlichsten Zeilen an Horn, und Joseph von Eichendorf versi-
cherte, dass es einem doch nirgends so wohl werde, als in Horns
Zimmer.
Unserm Cham iss o verflossen jetzt auch Tage, Wochen und
Jahre ruhig ohne irgend bedeutende Ereignisse, als die Vermeh-
rung seiner Familie, unter Arbeiten am Schreibtische, hauptsäch-
lich botanischen.
Der Schlemihl erschien 1827 zum zweitenmal mit einem An-
hänge von Gedichten. Aber noch seufzte er, ohne Glauben an
seinen Beruf (24. Mai 1827 an Rosa Maria): „Dass ich kein
Dichter war und bin, ist eingesehen.“
Aber Deutschland sah und sprach anders. Wie Chamisso,
sagt sein Biograph, in den letzten Abschnitten seines Lebens als
Schriftsteller wirkte, wie er, sich selbst unbewusst, ein deutscher
Nationaldichter wurde, das liege deutlich vor in den Briefen an
de la Foye.
Diesem erzählt er (24. Mai 1827) „wie sich sein Schlemihl
von den Berliner Strassengängen bis ins englische Oberhaus Bahn
gebrochen hat“; und am 10. Juni 1828 sagt er: „Was man sich
in der Jugend wünscht, hat man im Alter die Fülle; ich glaube
fast, ich sey ein Dichter Deutschlands.“ Dann im Früh-
ling 1830: „Deutschland, scheint es, will mich wirklich zu einein
seiner Dichter zählen; ein Gedicht von mir, Salas y Gomez, ist
im vorigen Jahr ohne Opposition als preiswürdiges Erzeugnis
bezeichnet worden, Mehreres, was seit der Zeit entstanden ist,
wird es überbieten.“ Nach der Julirevolution schreibt er: „Mich
haben die Dinge sehr erschüttert, ich komme erst allmälig wieder
in meine Ruhe, und habe zum Beweis dessen schon heut ein gros-
ses Gedicht über Eure Geschichten fertig gemacht. Da mich ein-
mal Deutschland für einen Dichter gelten lässt, darf ich w^ohl als
.©in solcher die Stimme erschallen lassen.“ Im Jahr 1832 freut
er sich, dass das Volk seine Lieder singt, dass man sie in den
Salons siqgt. Endlich am 3. Juni 1835 sagt er: „Ich finde am
Ende meiner Laufbahn, als Dichter und Gelehrter, volle Aner-
kennung.“ Die Akademie der Wissenschaften hat mich jetzt auf
 
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