Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
594 Limburg-Brouwer: Histoire de Ia civilisation des Grccs. 1* Y.
Verehrung einzelner Gottheiten in ihrem Zusammenhang besser
erkennen, und dann auch wohl eher ein innerer Zusammenhang
in allem Dem auffinden lassen, was jetzt vereinzelt und so einer blos
äusserlichen, willkührlichen Deutung unterworfen, oft ganz be-
deutungslos und gehaltlos erscheinen mag, ohne es wirklich zu
seyn. —
In der Mythologie morale, Chap. XXVIII., führt der
Verf. nach einander die verschiedenen moralischen und anderen
Begriffe und Ideen auf, welche als persönliche Wesenheiten auf-
gefasst und zu Gottheiten erhoben, Gegenstand einer besondern
Verehrung und selbst eines Cultus geworden sind, der, nach un-
serer Ueberzeugung, der früheren Periode, welche sich blos an
die Natur und den Himmel hielt, also blos Gegenstände und Kräfte
der physischen Welt vereinte, fremd war, mithin eine schon spä-
tere Periode der CuJtur und Civilisation verräth, und darum
auch in das Leben und in den religiösen Glauben der Nation nicht
so tief eingedrungen ist; denn am Ende sind es doch hauptsäch-
lich die Dichter, welche Gottheiten dieser Art geschaffen und ge-
bildet haben, begabt mit einer bewundernswürdigen Phantasie, die
Alles zu beleben und zu beseelen, Alles in persönlicher Weise
zu gestalten wusste. Hier nun jeder einzelnen Gottheit Datum
und Entstehung nachzuweisen, anzugeben, wann und wo eine jede
dieser Fictionen ihren Ursprung nahm, betrachtet der Verf. mit
allem Recht als etwas Unmögliches. Was in dieser Rücksicht
zu leisten war, das ist von ihm mit der ihn auszeichnenden Sorg-
falt und Genauigkeit geschehen; auf einen inneren Zusammenhang
in allen diesen Erscheinungen werden wir freilich vorerst noch
zu verzichten haben. Zuvörderst ist in diesem Abschnitt die Rede
von der Tyche, dann vom Plutos, von der Themis, den Horen urJ
der Eunomia, der Dike, Eirene, dann von den Gottheiten der Zwie-
tracht, des Eides, der Vergessenheit, des Hungers, der Nike, der
Bia, der Pheme; darauf folgen die Personificationen sinnlicher
Gegenstände, der Affecte, so wie einzelner Richtungen und Aeus-
serungen des menschlichen Geistes, zuvörderst des Eros, Himc-
ros, Pothos und Anteros, der Grazien, der Nemesis, Aedos, Pho-
bos, Deimos, der Lyssa, der Mnemosyne, Ate, der Träume, der
Bitten etc., der Peitho, der Harmonia, Ananiie, Anaideia, Adepha-
gia etc. Allerdings wird hier die vollkommene Freiheit der grie-
chischen Dichter und Redner, einen jeden Begriff, eine jede Idee
in eine Persönlichkeit einzukleiden, damit ihr Göttlichkeit zu ver-
 
Annotationen