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60S Lasaulx: Mythologische Abhandlungen.
hinzuweisen nicht unterlässt und dadurch seiner Behandlung alter
Mythen ein eigenes Interesse verliehen, so konnte bei dieser Ge-
legenheit auch an die christliche Sage, wie sie in dem von Greith
zuerst bekamst gemachten Gedichte Hartmann’s von der Aue:
Gregorius auf cl^m Steine (s. d. Jahrbb. 1838. p. 97ff.) so
ganz nach dem Vorbilde der alten Oedipussage durchgeführt er-
scheint, erinnert werden. Eine fiäb&re Vergleichung beider Sagen
dürfte überhaupt noch zu manchen interessanten Ergebnissen
führen.
Mit der unter Nr. 3. aufgeführten, auch an Umfang bedeu-
tenderen Abhandlung über die Opfer werden wir auf einen der
schwierigsten Punkte in der Kunde alter Religionen geführt, deren
Lösung schon so vielfach bald mit mehr, bald mit weniger Erfolg
von Theologen und Mythologen, wie von Philosophen versucht
worden ist. Um so grösseres Interesse muss es gewähren, dem
^>rf. auf diesem Felde zu begegnen, da er, obwohl zunächst und
hauptsa (^era ^P^er der heidnischen Völker des Alter-
thums sich ^schäftigend, doch auch hier nirgends das christliche
Element aus den All£en verloren hat und darauf vielmehr stets
hinweisend, dem Ganze? einen höhern Werth und ei“e tiefere Be-
gründung zu geben gesucht hat- Gebet °Pfcr, ^ ist der
Ausgangspunkt des Verf., sind älteste und allgemeinste Art
der Gottesverehrung; das erste Wort des ursprünglichen Men-
schen war ein Gebet, die erste Handlung de? gefallenen ein Opfer.
Was ist aber Grund und Ursprung des Opfers, z mischst des Sühn-
opfers, was sein ursprünglicher Sinn und Bedeutung? Dies ist
das grosse, das schwierige Problem, dessen Lösung hier versucht
wird, und zwar in folgender Weise.
Alle Opfer sind, nach dem Verf., Folgen der Sünde des
Menschen, seiner Entzweiung von Gott durch den Zwiespalt, in
den er seinen Willen mit dem göttlichen gesetzt hat, während er
doch zugleich das Bedürfnis fühlt, wieder zur Einheit mit Gott
in seinem Willen zu gelangen; dieses wird ihm aber nur möglich
durch Hingabe seines eigenen Wesens, indem er das durch die
Sünde verwirkte Leben durch freiwillige Hingabe des letztem sel-
ber zu sühnen sucht.
(Der Besehlust folgt.1
 
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