72S
M7 Caul u. Alexander: Stimmen über Jerusalem»
Endlich sey es noch Zweck, durch die Errichtung dieses
neuen Bisthums eine Union zwischen den Christen Eng«
1 ands und Deutschlands einzuleiten. Der preussische
Monarch beabsichtige Glieder seiner eigenen Kirche nach Jerusa-
lem zu senden, welche aus den Händen des neuen Bi-
schof es die Weihen empfangen und dann bei der Missions«
arbeit unter den Juden Beistand leisten, oder auch unter denjeni-
gen ihrer eigenen Landsleute, welche sich im heiligen Lande nie-
derlassen und der Gerichtsbarkeit des neuen Bisthumes unterstellen
würden, das geistliche Amt verwalten sollen. So stehe denn zu
hoffen, dass über dem Grabe des Erlösers die Christen Englands
und Deutschlands die Hand zum Abschlüsse der Union sich rei-
chen würden. Der übrige Theil der Predigt beschäftigt sich mit
einer Erörterung der hohen Bedeutung, wrelche gerade für die
beabsichtigten Zwecke und für die endliche Vollendung des Chri-
stenthumes überhaupt die Stadt Jerusalem habe.
Die zweite der vorliegenden Predigten wurde von dem neuen
Bischöfe von Jerusalem, dem Dr. Alexander, am Tage nach
seiner Weibe in der bischöflichen Judencapelle zu London, auf
Verlangen der Londoner Gesellschaft zur Förderung des Christen-
thnms unter den Juden, gehalten. Der Bischof nahm zum Texte
die Worte aus Apostelgesch. 20, 22—24: „Und nun siehe, ich
im Geiste gebunden fahre hin gen Jerusalem, weiss nicht was mir
daselbst begegnen wird, ohne dass der heilige Geist in allen Städ-
ten bezeuget und spricht: Bande und Trübsal warten meiner. Aber
ich achte deren keines, ich halte mein Leben auch nicht selbst
theuer, auf dass ich vollende meinen Lauf mit Freuden und das
Amt, das ich empfangen habe von dem Herrn Jesu, zu bezeugen
das Evangelium von der Gnade Gottes.44 Der Bischof wendet
diese Worte des Paulus auf sich und seine Sendung an, vergleicht
die Lage des Apostels mit der seinigen und betrachtet sodann den
Entschluss desselben als ein Vorbild für sich. Hätte noch vor
Kurzem, so heisst es in dem das Thema vorbereitenden Theile,
hätte noch vor Kurzem Jemand die Aeusserung laut werden las-
len, es werde in nicht gar langer Frist ein niedriger Genosse des
verachteten Geschlechtes Israel (Bischof Alexander ist ein getauf-
ter Jude) erhoben und geweiht zum Bischöfe der vereinigten Kir-
che von England und Irland in Jerusalem, diesen Predigtstuhl be-
treten: man würde diese Erwartung sicherlich als albern, als
schwärmerisch, ja als durchaus unmöglich zurückgewiesen haben;
M7 Caul u. Alexander: Stimmen über Jerusalem»
Endlich sey es noch Zweck, durch die Errichtung dieses
neuen Bisthums eine Union zwischen den Christen Eng«
1 ands und Deutschlands einzuleiten. Der preussische
Monarch beabsichtige Glieder seiner eigenen Kirche nach Jerusa-
lem zu senden, welche aus den Händen des neuen Bi-
schof es die Weihen empfangen und dann bei der Missions«
arbeit unter den Juden Beistand leisten, oder auch unter denjeni-
gen ihrer eigenen Landsleute, welche sich im heiligen Lande nie-
derlassen und der Gerichtsbarkeit des neuen Bisthumes unterstellen
würden, das geistliche Amt verwalten sollen. So stehe denn zu
hoffen, dass über dem Grabe des Erlösers die Christen Englands
und Deutschlands die Hand zum Abschlüsse der Union sich rei-
chen würden. Der übrige Theil der Predigt beschäftigt sich mit
einer Erörterung der hohen Bedeutung, wrelche gerade für die
beabsichtigten Zwecke und für die endliche Vollendung des Chri-
stenthumes überhaupt die Stadt Jerusalem habe.
Die zweite der vorliegenden Predigten wurde von dem neuen
Bischöfe von Jerusalem, dem Dr. Alexander, am Tage nach
seiner Weibe in der bischöflichen Judencapelle zu London, auf
Verlangen der Londoner Gesellschaft zur Förderung des Christen-
thnms unter den Juden, gehalten. Der Bischof nahm zum Texte
die Worte aus Apostelgesch. 20, 22—24: „Und nun siehe, ich
im Geiste gebunden fahre hin gen Jerusalem, weiss nicht was mir
daselbst begegnen wird, ohne dass der heilige Geist in allen Städ-
ten bezeuget und spricht: Bande und Trübsal warten meiner. Aber
ich achte deren keines, ich halte mein Leben auch nicht selbst
theuer, auf dass ich vollende meinen Lauf mit Freuden und das
Amt, das ich empfangen habe von dem Herrn Jesu, zu bezeugen
das Evangelium von der Gnade Gottes.44 Der Bischof wendet
diese Worte des Paulus auf sich und seine Sendung an, vergleicht
die Lage des Apostels mit der seinigen und betrachtet sodann den
Entschluss desselben als ein Vorbild für sich. Hätte noch vor
Kurzem, so heisst es in dem das Thema vorbereitenden Theile,
hätte noch vor Kurzem Jemand die Aeusserung laut werden las-
len, es werde in nicht gar langer Frist ein niedriger Genosse des
verachteten Geschlechtes Israel (Bischof Alexander ist ein getauf-
ter Jude) erhoben und geweiht zum Bischöfe der vereinigten Kir-
che von England und Irland in Jerusalem, diesen Predigtstuhl be-
treten: man würde diese Erwartung sicherlich als albern, als
schwärmerisch, ja als durchaus unmöglich zurückgewiesen haben;