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866 Fromherz: Ueber die Diluvialgebilde des Schwarzwaldes.
und erlauben uns, dabei an Boussingault’s Beobachtungen in
den Cordilleren und an Le Play’s Wahrnehmungen in Estre-
madura zu erinnern. Die Lagerungsort jener Blöcke im Schwarz-
walde ist so, dass dieselben unmöglich durch Wasser über die
Granit-Berge zerstreut worden seyn können; auch die lebhafteste
Phantasie muss, bei solchen Local-Verhältnissen, an Fluthen-
Wirkungen zu denken Anstand nehmen. Schon die ausserordent-
liche Grösse vieler dieser Blöcke, welche hin und wieder in Menge
übereinander gethürmt liegen, ist mit der Gewalt unverträglich,
die wir selbst der „wüthendsten“ Fluth zuzuschreiben uns ge-
statten dürften. Die Blöcke erscheinen zum grossen Theile nicht
abgerundet, sondern eckig. Oft umgeben die Granit-Trümmer
kuppenförmige, in auffallender Weise hervorragende, Erhabenheiten,
Hügel und kleine Berge, von denen nicht zu bezweifeln, dass sie
emporgehoben wurden, als der grobkörnige Granit, aus welchem
dieselben bestehen, schon fest war, und dass die Blöcke bei der
grossen Erschütterung, von der die Hebung des festen Gesteins
begleitet war, losgetrennt wurden. Die Granit-Blöcke liegen nicht
bloss auf der Oberfläche, viele sind von Sand- und Gruss-Abla-
gerungcn bedeckt, so dass man sie durch Ausgrabungen an den
Tag schaffen muss. Ein weiterer Grund dafür, dass die Granit-
Blöcke auf granitischen Bergen durch heftige Erschütterungen
losgetrennt wurden, ist, nach unserm Verf., die Analogie dieser
Ablagerungen mit den grossen Trümmer-Massen von buntem
Sandstein, welche viele Höhen des nördlichen Schwarzwaldes be-
decken. Hiese Trümmer auf Höhen plutonischer Berge bilden oft
wahre Felsen-Meere zahlloser eckiger Sandstein-Blöcke, von
allen, und bis zu den grössten Dimensionen, wild, malerisch über
einander gethürmt. Niemand wird die Entstehung dieser unge-
heuren Massen eckiger Bruchstücke, aus harten, jeder atmosphä-
rischen Einwirkung widerstehenden, Quarz-Sandsteinen, der Ver-
witterung zusehreibenwollen. Ihre Lagerungs-Verhältnisse füh-
ren notbgedrungen zum Schlüsse:, dass dieselben durch grosse
Hebungen und Erschütterungen von einer ausgedehnten Sandstein-
Ablagerung losgetrennt wurden. — Die gewaltsamen Katastro-
phen, wovun die Rede, die Hebungen und Erschütterungen grob-
körniger Granite, dürften in verschiedenen geologischen Perioden
erfolgt seyn, theils wahrscheinlich zur Zeit der Durchbrüche jün-
gerer Gang-Granite und Porphyre, theils während der jüngsten
Diluvial-Periode, als viele Spaltenthäler entstanden und der Durch-
bruch urweltlicher See’n im südlichen Schwarzwald erfolgte.
 
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