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914 Roscher: Lehen, Wirken tu Zeitalter des Thucydides.
Thucydides allerdings, wie der Yerf. weiter bemerkt, nie direct, B'
wohl aber indirect in der Weise, wie seine Ansicht von jener vfl
übermenschlichen Gewalt, die den Lauf der irdischen Ereignisse M
mit Notwendigkeit bestimmt, erwarten lässt. Der Verf. stellt den ic
Thucydides hinsichtlich seines religiösen Glaubens mit Aristopha- di
nes, „seinem grossen Geistesverwandten44, zusammen und schliesst wi
seine Betrachtungen S. 228. mit folgendem Endergebnis, das wir, di
in Betracht der Wichtigkeit der Sache hier wörtlich mittheilen St
wollen, damit zugleich die Leser erkennen mögen, ob und inwie- di
fern der Verf. wirklich gegründete Ursache habe, über einige nt
andere Gelehrte, welche vor ihm in ähnlicher Weise über das re- n
ligiöse Princip des Thucydides geforscht, sich so missfällig zu öl
äussern, wie er es in einer Note zu Anfang dieses Abschnittes A
S. 211. getan hat, weil sie nemlich den religiösen Charakter des ar
Thucydides eigentlich nur aus seinen Gemeinplätzen erkennen ju
wollten, also gerade aus dem Nichtcharakteristischen. Der Verf, le
nemlich fasst an o. a. 0. sein Endurtheil über Thucydides in fol- V
gende Worte zusammen: „Ein Gefühl von der Unzulänglichkeit ui
der bestehenden Religion und von dem Veraltetseyn ihrer Insti**
tute; doch aber eine sinnige Verehrung der Zeiten, wo der alte sc
Glaube noch wahrhaft gelebt hatte. Abscheu gegen die neurao-r d(
dische Weisheit der Sophisten, in denen man die Verderber der te
Religion, zugleich auch der Kunst, der Sitte, des ganzen Staates d<
erkannt hatte; doch aber wenig Verlangen nach einer bessern k
Ueberzeugung. Ueberall zwar viele Ehrfurcht vor den reinem u
Gestalten der Götterlehre, aber meist nur Verstandessache, zwar fr
mit keinem unbefriedigten, aber auch mit keinem lebhaften Be-* Rj
dürfnisse der Religion. Daher mit dem irdischen Treiben völlig &
zufrieden; nicht wie Sophocles, gedrungen, es durch Hereinzie*- ^
hung der höhern Welt zu erklären. Kurz, eine Stimmung, wie Ä
sie auch in unsern Tagen mehr als Ein grosser Mann [soll zu- v
nächst auf Niebuhr gehen] gehabt hat.44 2
Einer besondern Beachtung dürfen wir wohl das achte Ca- j
pitel: „historische Unparteilichkeit des Thucydides44 S. 229 ff, ^
empfehlen, indem hier das, worin die Unparteilichkeit eines Ge- Zl
schichtsebreibers im Allgemeinen, wie insbesondere des Thueydi- jj
des zu setzen ist, recht befriedigend hervorgehoben, und zugleich ^
das politische Glaubenssystem des Thucydides nebst manchem An- j,
dero, was damit in Berührung steht, wie z. B. Seite 248ff. die q
weiter unten in einer besondern Beilage noch näher ausgefübrte j
 
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