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Kurze Anzeigen.

Für Fhilostratus aber wäre nun das nächste Bedürfniss eine Specialaus-
gabe der Vita Apollomi. Dass von einer Schrift, welche seit Jahrhun-
derten das Interesse der Philologen und Theologen in gleichem Maasse
beschäftigt hat, noch keine solche existirt, ist ein Beweis, wie die Bear-
beitung einzelner Schriftsteller weit weniger von ihrer Wichtigkeit, als
von dem Zufall oder der Laune der Herausgeber abhängt, und es wäre
wohl längst zu einem mehr organischen Zusammenwirken Zeit. In un-
serer Zeit wurde die Aufmerksamkeit des grossem Publicums durch die
treffliehe Uebersetzung von Jacobs und die geistreiche Monographie von
Baur von Neuem auf diesen Wundermann des Heidenthums hingelenkt,
und bei dem lebhaften Eifer, womit heut zu Tage alle Erscheinungen
auf dem Gebiete der Religionsphilosophie untersucht werden, ist es be-
fremdend, dass sich noch kein philologisch-historisch gebildeter Theologe
gefunden hat, welcher es der Mühe werth geachtet hätte, sein Tiroci-
nium an diesem interessanten Werke zu machen. Allein der Gang der
Wissenschaft ist heute wie immer der, dass hunderte auf dem Weg, auf
welchem ein erleuchteter Kopf Gluck und Ruhm errungen hat, gleich
geduitigen Saumthieren nachwandeln, und am Ziele des Weges wehkla-
gen, dass nicht auch ihre Namen mit gleicher Anerkennung genannt wer-
den: nicht begreifend, dass der, welcher das Pulver zum zweitenmal er-
findet, zwar ein sehr verständiger Mann seyn könne, aber auf Ruhm bei
der Mit- und Nachwelt keinen Anspruch habe. Zum Glück haben wir
Hoffnung, dass Herr Professor Kayser in seiner Gesammtausgabe des
Philostratus diesem Bedürfnisse abhelfen wird. Da sich aber das Erschei-
nen derselben schon lange verzögert, so erlauben wir uns einen auf die
gegenwärtigen Verhältnisse des Buchhandels berechneten Vorschlag. Es
wräre wohl am besten gethan, wenn zuerst die Vita Philostrati, welche
bei Olearius nahezu die Hälfte der sämmtlichen Werke ausmacht, aus-
gegeben würde, und zwar mit doppeltem Titel, so dass sie auch als ein-
zelnes Werk bestehen kann, wenn Umstände eintreten sollten, welche die
Nachlieferung der übrigen Schriften erst nach längerer Zwischenzeit
möglich machen. Nächst diesem Werke wäre eine neue Ausgabe der
Heroica Bedürfniss, da die Boissonade’sehe längst vergriffen ist, und zwar
wäre es am erwünschtesten, wenn Herr Kayser die Einleitung treffen
könnte, dass sein Apparat mit dem vermehrten Boissonade'schen in einer
gemeinsamen Ausgabe vereinigt würde. Hingegen die Imagines, Lebens-
beschreibungen der Sophisten und Briefe schon jetzt neu herauszugeben,
wäre in der Philologie in jetziger Zeit nicht anstehender Luxus, und zu-
dem bei der Vortrefflichkeit der bestehenden Ausgaben ein um so un-
dankbareres Unternehmen, da man hei solchen Schriftstellern, die haupt-
sächlich um des Realinhaltes wegen gelesen werden, auf einige Dutzende
Varianten mehr oder weniger keinen grossen Werth legt.
Von der Ausgabe der philostrateischen Briefe, welche dem Herrn
von Sinner wegen seiner durch Schrift und Lehrvorträge vielfach betä-
tigten Verdienste um die Förderung der alten Litteratur in Frankreich
dedicirt ist, werden wir von selbst darauf hingeführt, die Aufmerksam-
keit des deutschen Publicums auf eine Reihe der neuesten Arbeiten die-
ses Gelehrten hinzuleiten. Obwohl dieselben zunächst für Schulen be-
 
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