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Kürze Anzeigen.
den innigen Zusammenhang zwischen bildender Kunst und Poesie er-
kannt, und war von dem Bestreben beseelt^ den Zauber, den diese beiden
Künste über das Griechenthnm ausgegossen hatten, unter seinen ungläu-
bigen Zeitgenossen wieder aufzufrischen, und dadurch der gesunkenen
Autorität der heidnischen Religion zu Hülfe zu kommen. Aus diesem
Gesichtspunkt sind seine Heldengcschichten (Heroica) aufzufassen, in
welchen er das von den Dichtern über die Heroen Erzählte theils be-
richtigt, theils bestätigt, und so diesen mythischen Dichtungen eine hi-
storische Grundlage Zu geben sucht. Im engsten Zusammenhang damit
stehen seine Immagines, d. h, seine Beschreibung einer in Neapel be-
findlichen Gemäldesammlung, in deren Eingang er als gemeinsame Auf-
gabe der Poesie und Kunst ausspricht, die Gestalten und Thaten der
Heroen darzustelleu ((pogd ydg ’tay a/^(po7y s; rd Ttuy qgtvtuv siBvj v.au i'%ya).
In einem von solchem Bestreben beseelten Gelehrten erkannte die
Kaiserin Julia Domna den Mann, der ihr zur Abfassung der Lebensbe-
schreibung des berühmten Wundermannes, Apollonius von Tyana am ge-
eignetsten erschien, und so schrieb Philostratus in hohem Aufträge die-
ses nicht nur unter seinen eigenen, sondern auch unter den Schriften
der ganzen Periode, interessanteste Werk. Ausserdem haben wir von
ihm eine für die Literar-Gcschichte sehr wichtige Lebensbeschreibung
von neun und fünfzig Sophisten und vier und siebzig Briefe, wozu neuer-
dings die von Herrn Professor Kayser bekannt gemachte Schrift iregl
'yu/wtvao-r/xi'js gekommen ist.
Der Gebrauch dieses Schriftstellers war lange Zeit sehr erschwert;
denn ein ganzes Jahrhundert hindurch war die voluminöse, kritisch we-
nig besagende und dabei theure Ausgabe des Olearius, welche im Jahr
1109 zu Leipzig in 2 Folio-Bänden erschienen ist, ausschliesslich im
Gange. Erst im Jahr 18C6 gab Boissonade eine Special-Ausgabe der
Heroica heraus, mit der er sich die philologischen Sporen verdient und
den Holländern, die er sich zum Muster genommen, mit Ehren an die
Seite gestellt hat. Die Auflage war bald vergriffen, ohne in Deutsch-
land eine starke Verbreitung erhalten zu haben. Seit einigen Jahren
dachte der gelehrte Herausgeber auf eine neue Ueberarbeitung dieses
Buchs, das ihm wegen der vielen Druckfehler, wodurch es entstellt ist,
stets ein Dorn im Auge war. Während er sich aber um einen Verleger
umsali, brachte er in Erfahrung, dass Herr Professor Kayser Anstalten
zu einer Gesammtausgabe des Philostratus treffe, und trat daher mit ei-
ner bei einem so anerkannten Gelehrten doppelt rühmlichen Bescheid
denheit zurück. Im Jahr 1825 gab Jacobs die Imagines heraus, im Ver-
ein mit Welcker, welcher vorzüglich die archäologische Seite bearbeitet
hat. Diese Ausgabe ist in Rücksicht auf Kritik, sprachliche und sach-
liche Exegese durch die vermeinten Bemühungen zweier Coryphäen ihres
Faches so allseitig vollendet, wie sonst kein Schriftsteller der gesamm-
ten griechischen und römischen Litteratur bearbeitet ist, und wird für
alle Zeiten ein Musterwerk bleiben.
(Der Schluss folgt.')
/
Kürze Anzeigen.
den innigen Zusammenhang zwischen bildender Kunst und Poesie er-
kannt, und war von dem Bestreben beseelt^ den Zauber, den diese beiden
Künste über das Griechenthnm ausgegossen hatten, unter seinen ungläu-
bigen Zeitgenossen wieder aufzufrischen, und dadurch der gesunkenen
Autorität der heidnischen Religion zu Hülfe zu kommen. Aus diesem
Gesichtspunkt sind seine Heldengcschichten (Heroica) aufzufassen, in
welchen er das von den Dichtern über die Heroen Erzählte theils be-
richtigt, theils bestätigt, und so diesen mythischen Dichtungen eine hi-
storische Grundlage Zu geben sucht. Im engsten Zusammenhang damit
stehen seine Immagines, d. h, seine Beschreibung einer in Neapel be-
findlichen Gemäldesammlung, in deren Eingang er als gemeinsame Auf-
gabe der Poesie und Kunst ausspricht, die Gestalten und Thaten der
Heroen darzustelleu ((pogd ydg ’tay a/^(po7y s; rd Ttuy qgtvtuv siBvj v.au i'%ya).
In einem von solchem Bestreben beseelten Gelehrten erkannte die
Kaiserin Julia Domna den Mann, der ihr zur Abfassung der Lebensbe-
schreibung des berühmten Wundermannes, Apollonius von Tyana am ge-
eignetsten erschien, und so schrieb Philostratus in hohem Aufträge die-
ses nicht nur unter seinen eigenen, sondern auch unter den Schriften
der ganzen Periode, interessanteste Werk. Ausserdem haben wir von
ihm eine für die Literar-Gcschichte sehr wichtige Lebensbeschreibung
von neun und fünfzig Sophisten und vier und siebzig Briefe, wozu neuer-
dings die von Herrn Professor Kayser bekannt gemachte Schrift iregl
'yu/wtvao-r/xi'js gekommen ist.
Der Gebrauch dieses Schriftstellers war lange Zeit sehr erschwert;
denn ein ganzes Jahrhundert hindurch war die voluminöse, kritisch we-
nig besagende und dabei theure Ausgabe des Olearius, welche im Jahr
1109 zu Leipzig in 2 Folio-Bänden erschienen ist, ausschliesslich im
Gange. Erst im Jahr 18C6 gab Boissonade eine Special-Ausgabe der
Heroica heraus, mit der er sich die philologischen Sporen verdient und
den Holländern, die er sich zum Muster genommen, mit Ehren an die
Seite gestellt hat. Die Auflage war bald vergriffen, ohne in Deutsch-
land eine starke Verbreitung erhalten zu haben. Seit einigen Jahren
dachte der gelehrte Herausgeber auf eine neue Ueberarbeitung dieses
Buchs, das ihm wegen der vielen Druckfehler, wodurch es entstellt ist,
stets ein Dorn im Auge war. Während er sich aber um einen Verleger
umsali, brachte er in Erfahrung, dass Herr Professor Kayser Anstalten
zu einer Gesammtausgabe des Philostratus treffe, und trat daher mit ei-
ner bei einem so anerkannten Gelehrten doppelt rühmlichen Bescheid
denheit zurück. Im Jahr 1825 gab Jacobs die Imagines heraus, im Ver-
ein mit Welcker, welcher vorzüglich die archäologische Seite bearbeitet
hat. Diese Ausgabe ist in Rücksicht auf Kritik, sprachliche und sach-
liche Exegese durch die vermeinten Bemühungen zweier Coryphäen ihres
Faches so allseitig vollendet, wie sonst kein Schriftsteller der gesamm-
ten griechischen und römischen Litteratur bearbeitet ist, und wird für
alle Zeiten ein Musterwerk bleiben.
(Der Schluss folgt.')
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