Kurze Anzeigen.
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der nachexilischen Zeit — denn in sie gehören auch die Abschnitte Jesaia Cap.
13. 23. 40—66 — Chaldäer genannt; und dann auch werden sonst einerseits
die Wohnsitze der Chaldäer auf das (nördliche) Mesopotamien beschränkt
und von dem Lande Sinear oder Babylonien bestimmt unterschieden (l.Mos.
11, 28. 31 vergl. 8; Ap. Gesch.7, 4; Nicolaus Damasc. bei Joseph. Al-
terth. 1, 7, 2), andrerseits aber die Chaldäer noch bis gegen das siebte Jahr-
hundert v. Chr. als ein wenig bedeutender Volksstamm geschildert (1. Mos. a.
a. 0.; Hiob 1, 17); während Berosus, auf dessen Zeugniss der Verf. sich
hauptsächlich stützt, nicht einmal, wenn die Ausdrücke seiner Exzerptoren ge-
hörig von den seinigen getrennt werden, ein Volk der Chaldäer kennt, son-
dern sein Geschichtswerk de rebus Babyloniorum überschreibt und nur von
uralten chaldäischen Herrscherfamilien Babyloniens weiss. Auch die Grie-
chen und Börner gedenken der Babylonier nie unter dem Namen Chaldäer, wel-
cher eben so wenig auf den für die Frage so wichtigen Keilinschriften von Bi-
sutun und Nakschi Rustam, oder auf irgend einem andern der bisher bekannt
gewordenen Monumente jener Zeiten und jener Länder, so oft auch in den er-
steren das frühere Reich Babylonien, damals eine persische Provinz, genannt
wird, vorkommt. Zwar ist der Verf., gestützt auf die Meinung Lassen’s
(Zeitschrift für die Kunde des Morgenl. VI. S. 49) und die mehr als hypotheti-
sche Erläuterung W e s te rga a r d’s (a. a. 0. S. 371), der entgegengesetzten
Ansicht, doch können die späteren Mittheilungen Rawlinson’s (Journal of the
Royal asiatic Society X. p. 130; vergl. auch Stern, die dritte Gattung der
achämen. Keilschriften. Gotting. 1850. 8. S. 186) über den Irrthum derselben
keinen Zweifel gestatten.
Weil der Verf. einentheils aus der Stelle Dan. 1, 4 vergl. 2, 4 schliesst,
dass die Sprache der chaldäischen Priesterkaste Babyloniens, wie die der Baby-
lonier selbst, die Aramäische war, und anderntheils die alten Kurden oder
die Χαλδαΐοι der Griechen mit Recht zur arischen Familie zählt: so stellt sich
ihm als weitere Folgerung heraus, dass nicht nur zwischen beiden Völkern
keine andere Gemeinschaft als die des blossen Namens habe bestehen kön-
nen, sondern dass auch jene Priesterkaste die eigene Priesterschaft der babylo-
nisch-chaldäischen Nation gewesen sein müsse. Lässt es sich aber auch nur
annehmen, dass die erobernden Meder, nachdem sie die frühe chaldäische
Herrschaft zertrümmert hatten, und da dieselbe später auf’s neue an die Chal-
däer übergegangen und darauf von den Arabern usurpirt worden war, auch
diese, so wie in noch jüngeren Zeiten wiederum die Assyrer, die einfluss-
reiche Priesterschaft eines feindlichen, unterjochten Volkes beibehalten
und ihnen den ersten priesterlichen Rang im Lande eingeränmt haben würden?
Und wäre es selbst möglich, sich mit einer solchen Voraussetzung auszusöhnen,
so muss man doch aus der angeführten Stelle Daniel’s einen ganz andern
Schluss ziehen; denn offenbar geht daraus hervor, dass die chaldäische Priester-
kaste Babyloniens eine e i g e n th ü m 1 ic h e , von der Landessprache ver-
schiedene Sprache redete, in der sie ihr Wissen mittheilte und ohne Zwei-
fel wohl auch ihre geheimen Schriften verfasste. Wie der gelehrte Verf.
glauben konnte, dass der aramäische Dialect der Babylonier so verschieden von
dem Hebräischen gewesen sei, dass kein Jude ihn verstanden habe (p.
29), ist der Natur der Sache und der bestimmten Erklärung der von ihm selbst
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der nachexilischen Zeit — denn in sie gehören auch die Abschnitte Jesaia Cap.
13. 23. 40—66 — Chaldäer genannt; und dann auch werden sonst einerseits
die Wohnsitze der Chaldäer auf das (nördliche) Mesopotamien beschränkt
und von dem Lande Sinear oder Babylonien bestimmt unterschieden (l.Mos.
11, 28. 31 vergl. 8; Ap. Gesch.7, 4; Nicolaus Damasc. bei Joseph. Al-
terth. 1, 7, 2), andrerseits aber die Chaldäer noch bis gegen das siebte Jahr-
hundert v. Chr. als ein wenig bedeutender Volksstamm geschildert (1. Mos. a.
a. 0.; Hiob 1, 17); während Berosus, auf dessen Zeugniss der Verf. sich
hauptsächlich stützt, nicht einmal, wenn die Ausdrücke seiner Exzerptoren ge-
hörig von den seinigen getrennt werden, ein Volk der Chaldäer kennt, son-
dern sein Geschichtswerk de rebus Babyloniorum überschreibt und nur von
uralten chaldäischen Herrscherfamilien Babyloniens weiss. Auch die Grie-
chen und Börner gedenken der Babylonier nie unter dem Namen Chaldäer, wel-
cher eben so wenig auf den für die Frage so wichtigen Keilinschriften von Bi-
sutun und Nakschi Rustam, oder auf irgend einem andern der bisher bekannt
gewordenen Monumente jener Zeiten und jener Länder, so oft auch in den er-
steren das frühere Reich Babylonien, damals eine persische Provinz, genannt
wird, vorkommt. Zwar ist der Verf., gestützt auf die Meinung Lassen’s
(Zeitschrift für die Kunde des Morgenl. VI. S. 49) und die mehr als hypotheti-
sche Erläuterung W e s te rga a r d’s (a. a. 0. S. 371), der entgegengesetzten
Ansicht, doch können die späteren Mittheilungen Rawlinson’s (Journal of the
Royal asiatic Society X. p. 130; vergl. auch Stern, die dritte Gattung der
achämen. Keilschriften. Gotting. 1850. 8. S. 186) über den Irrthum derselben
keinen Zweifel gestatten.
Weil der Verf. einentheils aus der Stelle Dan. 1, 4 vergl. 2, 4 schliesst,
dass die Sprache der chaldäischen Priesterkaste Babyloniens, wie die der Baby-
lonier selbst, die Aramäische war, und anderntheils die alten Kurden oder
die Χαλδαΐοι der Griechen mit Recht zur arischen Familie zählt: so stellt sich
ihm als weitere Folgerung heraus, dass nicht nur zwischen beiden Völkern
keine andere Gemeinschaft als die des blossen Namens habe bestehen kön-
nen, sondern dass auch jene Priesterkaste die eigene Priesterschaft der babylo-
nisch-chaldäischen Nation gewesen sein müsse. Lässt es sich aber auch nur
annehmen, dass die erobernden Meder, nachdem sie die frühe chaldäische
Herrschaft zertrümmert hatten, und da dieselbe später auf’s neue an die Chal-
däer übergegangen und darauf von den Arabern usurpirt worden war, auch
diese, so wie in noch jüngeren Zeiten wiederum die Assyrer, die einfluss-
reiche Priesterschaft eines feindlichen, unterjochten Volkes beibehalten
und ihnen den ersten priesterlichen Rang im Lande eingeränmt haben würden?
Und wäre es selbst möglich, sich mit einer solchen Voraussetzung auszusöhnen,
so muss man doch aus der angeführten Stelle Daniel’s einen ganz andern
Schluss ziehen; denn offenbar geht daraus hervor, dass die chaldäische Priester-
kaste Babyloniens eine e i g e n th ü m 1 ic h e , von der Landessprache ver-
schiedene Sprache redete, in der sie ihr Wissen mittheilte und ohne Zwei-
fel wohl auch ihre geheimen Schriften verfasste. Wie der gelehrte Verf.
glauben konnte, dass der aramäische Dialect der Babylonier so verschieden von
dem Hebräischen gewesen sei, dass kein Jude ihn verstanden habe (p.
29), ist der Natur der Sache und der bestimmten Erklärung der von ihm selbst