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Droysen: York’s Leben. Bd. II. III.
als das — linke Rheinufer. (Merkt’s 1 —) Die Idee ist un-
streitig sehr klug, denn sie dient den Franzosen zum Vereinigungs-
punkt. — Jeder, selbst der einfältigste Bürger fühlt und sagt, dass
man sich den Krieg muthwillig zugezogen, indem man die Stupi-
dität begangen, das Ungeheuer nach Elba hinzusetzen. Alles
ist unzufrieden, missmuthig und aufgebracht gegen die Regierung,
— neue Opfer zu bringen ist Alles abgeneigt, da man die frühem
mit Undank aufgenommen —; in einem solchen innern Zustand
einen auswärtigen blutigen Krieg vor sich sehend, was ist da Gutes
zu hoffen?“ (III, 419.) — In einer Nachschrift an den 16jährigen
Sohn Heinrich (Arras, 26. April 1814) heisst es: „Was sagst
Du zu Herrn Bonaparte? — Ein grosser Beweis, dass nur die
Tugend gross machen kann, dass das Laster am Ende in Er-
bärmlichkeit untergeht.“ (III, 403). Die Frömmigkeit des Ge-
nerals war eben so tief und aufrichtig als frei von Un- und Aber-
glauben; oft liess er nach den Schlachten Gottesdienst halten,
mahnte auch selber wohl in kurzer und kräftiger Ansprache zur
Gottesfurcht und Zucht. So geschah es, als die Truppen bei Athis
unweit Laon gesiegt, aber in der kalten Nacht aus Noth die vom
Feuer verschonte Kirche theilweise ihres Holzwerkes beraubt und
sonst allerlei Zügellosigkeit begangen hatten. „Die stummen Steine
werden euch vor Gott anklagen 1 “ war gleichsam der Text einer
strengen Strafrede, welcher das Gelöbniss der Besserung folgen
musste. (Droysen III, 363 und Erinnerungen eines Preus-
sischen Officiers S. 253. Siehe Jahrbücher. 1847. nr. 22.) —■
Empfänglich für bewährte Freundschaft und für häusliches
Leben, welches ihn vielfach durch tief gefühlte Todesfälle der An-
gehörigen erschütterte, blieb der sonst bewegliche und vorwärts-
schreitende Mann allen staatlichen Reformen wie früher, so
auch später feindselig; der Zögling Friedrichs und seiner Zeit
begriff den vielfach neuen Umschwung der Dinge nicht; iiberdiess
stiessen ihn die häufigen Halbheiten und Versuche zurück.—
Am 3. Oktober 1830 endigte Feldmarschall York, Graf von War-
te n b u r g, auf dem Gut K1 e i n - 0 e I s bei Breslau sein thatenreiches,
oft stürmisch bewegtes Leben. „Heule werde ich sterben!“
sagte er am Todestage. — Kürzer zusammengefasst, müsste die
gehaltreiche Biographie, deren Licht- und Schattenseiten hervorge-
hoben wurden, leicht volksthümlich werden. Möchte eine ähn-
liche Arbeit, wie sie hier Droysen liefert, recht bald auch den
Epaminondas der damaligen Preussischen Kriegerwelt, den Ge-
neral v. Gneisenau treffen! Seine Papiere sollen wenigstens reich-
haltig genug seyn.
Droysen: York’s Leben. Bd. II. III.
als das — linke Rheinufer. (Merkt’s 1 —) Die Idee ist un-
streitig sehr klug, denn sie dient den Franzosen zum Vereinigungs-
punkt. — Jeder, selbst der einfältigste Bürger fühlt und sagt, dass
man sich den Krieg muthwillig zugezogen, indem man die Stupi-
dität begangen, das Ungeheuer nach Elba hinzusetzen. Alles
ist unzufrieden, missmuthig und aufgebracht gegen die Regierung,
— neue Opfer zu bringen ist Alles abgeneigt, da man die frühem
mit Undank aufgenommen —; in einem solchen innern Zustand
einen auswärtigen blutigen Krieg vor sich sehend, was ist da Gutes
zu hoffen?“ (III, 419.) — In einer Nachschrift an den 16jährigen
Sohn Heinrich (Arras, 26. April 1814) heisst es: „Was sagst
Du zu Herrn Bonaparte? — Ein grosser Beweis, dass nur die
Tugend gross machen kann, dass das Laster am Ende in Er-
bärmlichkeit untergeht.“ (III, 403). Die Frömmigkeit des Ge-
nerals war eben so tief und aufrichtig als frei von Un- und Aber-
glauben; oft liess er nach den Schlachten Gottesdienst halten,
mahnte auch selber wohl in kurzer und kräftiger Ansprache zur
Gottesfurcht und Zucht. So geschah es, als die Truppen bei Athis
unweit Laon gesiegt, aber in der kalten Nacht aus Noth die vom
Feuer verschonte Kirche theilweise ihres Holzwerkes beraubt und
sonst allerlei Zügellosigkeit begangen hatten. „Die stummen Steine
werden euch vor Gott anklagen 1 “ war gleichsam der Text einer
strengen Strafrede, welcher das Gelöbniss der Besserung folgen
musste. (Droysen III, 363 und Erinnerungen eines Preus-
sischen Officiers S. 253. Siehe Jahrbücher. 1847. nr. 22.) —■
Empfänglich für bewährte Freundschaft und für häusliches
Leben, welches ihn vielfach durch tief gefühlte Todesfälle der An-
gehörigen erschütterte, blieb der sonst bewegliche und vorwärts-
schreitende Mann allen staatlichen Reformen wie früher, so
auch später feindselig; der Zögling Friedrichs und seiner Zeit
begriff den vielfach neuen Umschwung der Dinge nicht; iiberdiess
stiessen ihn die häufigen Halbheiten und Versuche zurück.—
Am 3. Oktober 1830 endigte Feldmarschall York, Graf von War-
te n b u r g, auf dem Gut K1 e i n - 0 e I s bei Breslau sein thatenreiches,
oft stürmisch bewegtes Leben. „Heule werde ich sterben!“
sagte er am Todestage. — Kürzer zusammengefasst, müsste die
gehaltreiche Biographie, deren Licht- und Schattenseiten hervorge-
hoben wurden, leicht volksthümlich werden. Möchte eine ähn-
liche Arbeit, wie sie hier Droysen liefert, recht bald auch den
Epaminondas der damaligen Preussischen Kriegerwelt, den Ge-
neral v. Gneisenau treffen! Seine Papiere sollen wenigstens reich-
haltig genug seyn.