Nr. 7. HEIDELBERGER 1853.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Eusebii Pamphili Historiae ecclesiasticae Libri X. Recognovit Albertus
Schwegler, antt. litt, in acad. Tubingensi Prof. P. E. Accedit
breris adnotatio critica. Tubingae, typis et impensis Ludov. Fr.
Fues, 1852. 8. X. 443. S.
Die Kirchengeschichte des Eusebius hat zwar frühzeitig das
Glück gehabt, an II. Valois einen Cominentator zu finden, wie er
nur wenigen classischen Schriftstellern zu Theil geworden ist, aber
ein minder günstiges Geschick waltete über der critischen Gestaltung
des Textes. Zwar hat schon Rob. Stephanus und nach ihm H. Va-
lois eine nicht unbedeutende Anzahl von Handschriften verglichen,
aber den Anforderungen an Pünktlichkeit, welche die heutige Critik
macht, genügen diese Collationen der früheren Jahrhunderte keines-
wegs. Statt durchgängiger Vergleichung zog man vor, die Hand-
schriften an schwierigen oder verdorbenen Stellen zu consullirem
Randbemerkungen, welche irgend ein gelehrter Leser in seinem
Handexemplar angebracht hatte, erhielten die Geltung von Hand-
schriften, ohne dass genau unterschieden wurde, ob das gewöhn-
liche Zeichen γρ. durch γράφεται zu suppliren ist, und auf eine ver-
glichene Handschrift hinweist, oder durch γράφε, und somit nur eine
Conjectur des Lesers bezeichnet. Im ersteren Falle ist die Hand-
schrift sehr häufig gar nicht näher angegeben, oder durch den va-
gen Ausdruck „über anliquus“ bezeichnet, und es bleibt der Con-
jectur überlassen, durch Uebereinstimmung der Lesarten mit einer
der bekannten Handschriften, die Identität oder die Familienver-
wandtschaft mit einer solchen zu erralhen und mit mehrerer oder min-
derer Wahrscheinlichkeit festzusetzen. Mit einem solchen, grossen-
theils unsicheren, Material unternahm es im J. 1827 Fried. Adolph
Heinichen eine neue, den Bedürfnissen der Zeit entsprechende
Handausgabe der Kirchengeschichte des Eusebius zu bearbeiten,
welche im Jahr 1828 in drei Oktavbänden (Lipsiae apud Kayser et
Schumann} vollendet wurde. Damit war zwar dein fühlbaren Man-
gel an Exemplaren abgeholfen, aber ein Fortschritt in der Gestal-
tung des Textes war nicht gemacht worden. Das einzige neue,
dem Herausgeber ganz nahe gelegene, Hilfsmittel, der von Chr. Fr.
Matthäi aus Moscau nach Dresden gebrachte Codex des 12. Jahrh.,
war demselben unbekannt geblieben; er wurde daher bei der Be-
arbeitung des Textes nicht benützt, und erst in einer dem letzten
Bande vorgedruckten Epistola critica des gelehrten Bibliothecars Gers-
dorf wird Nachricht darüber und ein Speciinen der Lesarten mitge-
theilt, die Collation der ganzen Handschrift aber wurde erst im J.
1840 von Heinichen selbst in den „Supplements notarum ad Eusebii
XuVI. Jahrg. 1, Doppelheft. 7
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Eusebii Pamphili Historiae ecclesiasticae Libri X. Recognovit Albertus
Schwegler, antt. litt, in acad. Tubingensi Prof. P. E. Accedit
breris adnotatio critica. Tubingae, typis et impensis Ludov. Fr.
Fues, 1852. 8. X. 443. S.
Die Kirchengeschichte des Eusebius hat zwar frühzeitig das
Glück gehabt, an II. Valois einen Cominentator zu finden, wie er
nur wenigen classischen Schriftstellern zu Theil geworden ist, aber
ein minder günstiges Geschick waltete über der critischen Gestaltung
des Textes. Zwar hat schon Rob. Stephanus und nach ihm H. Va-
lois eine nicht unbedeutende Anzahl von Handschriften verglichen,
aber den Anforderungen an Pünktlichkeit, welche die heutige Critik
macht, genügen diese Collationen der früheren Jahrhunderte keines-
wegs. Statt durchgängiger Vergleichung zog man vor, die Hand-
schriften an schwierigen oder verdorbenen Stellen zu consullirem
Randbemerkungen, welche irgend ein gelehrter Leser in seinem
Handexemplar angebracht hatte, erhielten die Geltung von Hand-
schriften, ohne dass genau unterschieden wurde, ob das gewöhn-
liche Zeichen γρ. durch γράφεται zu suppliren ist, und auf eine ver-
glichene Handschrift hinweist, oder durch γράφε, und somit nur eine
Conjectur des Lesers bezeichnet. Im ersteren Falle ist die Hand-
schrift sehr häufig gar nicht näher angegeben, oder durch den va-
gen Ausdruck „über anliquus“ bezeichnet, und es bleibt der Con-
jectur überlassen, durch Uebereinstimmung der Lesarten mit einer
der bekannten Handschriften, die Identität oder die Familienver-
wandtschaft mit einer solchen zu erralhen und mit mehrerer oder min-
derer Wahrscheinlichkeit festzusetzen. Mit einem solchen, grossen-
theils unsicheren, Material unternahm es im J. 1827 Fried. Adolph
Heinichen eine neue, den Bedürfnissen der Zeit entsprechende
Handausgabe der Kirchengeschichte des Eusebius zu bearbeiten,
welche im Jahr 1828 in drei Oktavbänden (Lipsiae apud Kayser et
Schumann} vollendet wurde. Damit war zwar dein fühlbaren Man-
gel an Exemplaren abgeholfen, aber ein Fortschritt in der Gestal-
tung des Textes war nicht gemacht worden. Das einzige neue,
dem Herausgeber ganz nahe gelegene, Hilfsmittel, der von Chr. Fr.
Matthäi aus Moscau nach Dresden gebrachte Codex des 12. Jahrh.,
war demselben unbekannt geblieben; er wurde daher bei der Be-
arbeitung des Textes nicht benützt, und erst in einer dem letzten
Bande vorgedruckten Epistola critica des gelehrten Bibliothecars Gers-
dorf wird Nachricht darüber und ein Speciinen der Lesarten mitge-
theilt, die Collation der ganzen Handschrift aber wurde erst im J.
1840 von Heinichen selbst in den „Supplements notarum ad Eusebii
XuVI. Jahrg. 1, Doppelheft. 7