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Nr. 9.

HEIDELBERGER

1853.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Lincoln: The works ®f Morace.
(Schluss.)
Es wäre somit der Forderung, die in kritischer Hinsicht an
den Herausgeber gemacht werden kann, Genüge geleistet, und
doch dabei diejenige Beschränkung eingehalten, die in einer Schul-
ausgabe nolhwendig seyn wird. Aus diesem Grunde, wie wir we-
nigstens die Sache uns ansehen, ist auch Alles, was auf die neueste
Peerlcamp’sche Kritik sich bezieht, weggelassen, von dieser über-
haupt gar keine Notiz genommen, was am Ende auch das Beste war.
Äusser dem so gestalteten und beschaffenen Texte giebt der
Herausgeber weiter noch eine Art von Commentar: „Notes“, welche
hinter dem Texte stehen S. 311—511, und darauf folgt ein genauer
Index über die in den Gedichten des Horatius vorkommenden Ei-
gennamen, welche hier mit wörtlicher Anführung der Stelle, in
welcher sie vorkommen, verzeichnet sind (S. 561—575). Auch
fehlt es nicht an einer angemessenen Einleitung, die dem Texte
(S. IX—XXXVIII.) vorangeht. In dieser gibt der Verfasser einen
(wie die Noten, englisch geschriebenen) Lebensabriss des Horatius
und eine Charakteristik seiner Schriften, die, wie sie überhaupt dem
Zwecke des Ganzen entspricht, nach unserer Ueberzeugung ganz
befriedigend ausgefallen ist. Für das, was von dem Leben des
Dichters erzählt wird, finden sich in den unter dem Text ange-
führten Stellen die Belege: die Schriften des Dichters selbst neben
der Vita des angeblichen Suetonius werden dabei insbesondere be-
rücksichtigt: es wird aber auch nur dasjenige in gedrängter Kürze
uns vorgeführt, was aus diesen Quellen bestätigt wird, in eigene
Untersuchungen über einzelne controverse Punkte, wie sie im
Leben des Horatius allerdings vorkommen , hat sich der Verfasser,
dem Zwecke seiner Ausgabe gemäss, nicht eingelassen, so wenig
er sich auch scheut, über derartige Gegenstände offen seine eigene,
aus näheren Studien hervorgegangene Ansicht auszusprechen; so
z. B. über das Verhalten des Dichters in der Schlacht bei Philippi
mit Bezug auf die Aeusserungen in der Ode II. 7, 8—16. Neben
dem offenen, in dieser ganzen Darstellung des Dichters liegenden
Gesländniss, dass er nicht zum Kriegsmann geboren, soll der zu-
rückgelassene Schild, die eilige Flucht und die Rettung durch Mer-
cur nur eine Niederlage bezeichnen, welche der Dichter zugleich
mit allen seinen Kriegscameraden erlitt, ein Verlassen einer despe-
raten Sache, und eine Flucht von einem Felde, auf welchem die
Republik selbst für immer gefallen war. Der Verf. sucht seinen
XLVI. Jahrg. 1. Doppelheft. 9
 
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