Nr. 8. HEIDELBERGER 1853.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Die vierzig Veziere oder weisen Meister. Ein altmorgenländischer Sitten-
roman, zum erstenmale vollständig aus dem Türkischen übertragen
und mit Anmerkungen versehen von Dr. W. F. A. Behrn au er.
Leipzig, Teubner. 1851. XVIII u. 383 S. 8.
Obgleich der bei weitem grössere Theil der Erzählungen, welche
den Inhalt vorliegender Arbeit bilden, längst aus Uebersetzungen der
1001 Nacht bekannt ist, müssen wir sie doch als einen willkomme-
nen Beitrag zur Geschichte eines Romans betrachten, der sowohl im
Morgen- als im Abendlande eine so grosse Verbreitung und so
verschiedenartige Bearbeitungen und Titel gefunden. Dort kömmt
er unter dem Namen „Buch Sindbads, Buch der sieben Veziere,
Buch der Erzählung von den zehn Vezieren, Sprüche Sendabars,
Vierzig Morgen und vierzig Abende, die vierzig Veziere“ vor, und
hier ist er unter dem Namen „die sieben weisen Meister“ von Land
zu Land gewandert. Das arabische Original, welches der türkische
Uebersetzer, ein Zeitgenosse Murad’s II., vor sich hatte, führte den
Titel „vierzig Morgen und vierzig Abende“, und ist entweder ver-
loren gegangen oder liegt in irgend einer orientalischen Bibliothek
verborgen. Der türkische Text, welcher hier in’s Deutsche über-
tragen ward, befindet sich handschriftlich auf der königlichen Biblio-
thek zu Dresden. Ref. kann, da er diese Handschrift nicht vor sich
hat, über den Werth der Uebersetzung als solche kein Urtheil fällen,
würde auch die Anzeige dieses Buches unterlassen haben, wenn er
nicht von der Redaction der Jahrbücher, dem es zugeschickt wurde,
darum ersucht worden wäre, und nicht das Vorwort Fleischers
ihm schon eine Bürgschaft für dessen wissenschaftlichen Werth ge-
geben hätte. Zu den Anmerkungen des Uebersetzers haben wir
nur Folgendes zu bemerken : Sultan Mahmud der Ghaznewide war
nicht, wie S. 346 berichtet wird, der erste, der sich unter den
muselmännischen Fürsten den Sultanstitel beilegte, denn die Bujiden
führten diesen Titel schon längst vor ihm. Ueber Malnnud’s Er-
oberungen in Indien hätte der Uebersetzer eher auf „Reinaud’s Me-
moire sur finde“ als auf Ritter’s Erdkunde verweisen sollen, der
nur aus ältern Uebersetzungen seine Notizen zusammengetragen hat.
So wird auch mehreremale H. v. Hammer’s „RosenÖhl“ citirt, wo
derselbe Gegenstand in neuern Werken Anderer viel ausführlicher
zu finden ist. S. 374 u. 375 findet sich eine Charakteristik Harun
Arraschid’s, welche fast wörtlich aus des Ref. Chalifengeschichte
(II, 127. 128} abgeschrieben ist und Angaben enthält, die Ref. zum
Theil aus Handschriften geschöpft hat, welche schwerlich Hr. Behr-
nauer, als er diese Note schrieb, zur Hand hatte, und dennoch fin-
XLYI. Jahrg. 1. Doppelheft. θ
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Die vierzig Veziere oder weisen Meister. Ein altmorgenländischer Sitten-
roman, zum erstenmale vollständig aus dem Türkischen übertragen
und mit Anmerkungen versehen von Dr. W. F. A. Behrn au er.
Leipzig, Teubner. 1851. XVIII u. 383 S. 8.
Obgleich der bei weitem grössere Theil der Erzählungen, welche
den Inhalt vorliegender Arbeit bilden, längst aus Uebersetzungen der
1001 Nacht bekannt ist, müssen wir sie doch als einen willkomme-
nen Beitrag zur Geschichte eines Romans betrachten, der sowohl im
Morgen- als im Abendlande eine so grosse Verbreitung und so
verschiedenartige Bearbeitungen und Titel gefunden. Dort kömmt
er unter dem Namen „Buch Sindbads, Buch der sieben Veziere,
Buch der Erzählung von den zehn Vezieren, Sprüche Sendabars,
Vierzig Morgen und vierzig Abende, die vierzig Veziere“ vor, und
hier ist er unter dem Namen „die sieben weisen Meister“ von Land
zu Land gewandert. Das arabische Original, welches der türkische
Uebersetzer, ein Zeitgenosse Murad’s II., vor sich hatte, führte den
Titel „vierzig Morgen und vierzig Abende“, und ist entweder ver-
loren gegangen oder liegt in irgend einer orientalischen Bibliothek
verborgen. Der türkische Text, welcher hier in’s Deutsche über-
tragen ward, befindet sich handschriftlich auf der königlichen Biblio-
thek zu Dresden. Ref. kann, da er diese Handschrift nicht vor sich
hat, über den Werth der Uebersetzung als solche kein Urtheil fällen,
würde auch die Anzeige dieses Buches unterlassen haben, wenn er
nicht von der Redaction der Jahrbücher, dem es zugeschickt wurde,
darum ersucht worden wäre, und nicht das Vorwort Fleischers
ihm schon eine Bürgschaft für dessen wissenschaftlichen Werth ge-
geben hätte. Zu den Anmerkungen des Uebersetzers haben wir
nur Folgendes zu bemerken : Sultan Mahmud der Ghaznewide war
nicht, wie S. 346 berichtet wird, der erste, der sich unter den
muselmännischen Fürsten den Sultanstitel beilegte, denn die Bujiden
führten diesen Titel schon längst vor ihm. Ueber Malnnud’s Er-
oberungen in Indien hätte der Uebersetzer eher auf „Reinaud’s Me-
moire sur finde“ als auf Ritter’s Erdkunde verweisen sollen, der
nur aus ältern Uebersetzungen seine Notizen zusammengetragen hat.
So wird auch mehreremale H. v. Hammer’s „RosenÖhl“ citirt, wo
derselbe Gegenstand in neuern Werken Anderer viel ausführlicher
zu finden ist. S. 374 u. 375 findet sich eine Charakteristik Harun
Arraschid’s, welche fast wörtlich aus des Ref. Chalifengeschichte
(II, 127. 128} abgeschrieben ist und Angaben enthält, die Ref. zum
Theil aus Handschriften geschöpft hat, welche schwerlich Hr. Behr-
nauer, als er diese Note schrieb, zur Hand hatte, und dennoch fin-
XLYI. Jahrg. 1. Doppelheft. θ