Nr. 28.
HEIDELBERGER
1853.
Freiheri« von Hotze.
(Schluss.)
„ich werde Ihnen, heisst es neben anderm, mündlich Anekdoten
mitlheilen, welche den Gang des Französischen Revolutionskrieges
sehr begreiflich machen; es ist nothwendig, dass die Nachwelt wisse,
dass in einem Kriege, der nie seinesgleichen hatte, der nichts Ge-
ringeres als den Sturz aller Throne Europas drohet, absichtlich
Handlungen geschahen, die diesen Sturz befördern u. s. w.“ (S. 106.)
Ueber die leidigen Basler Friedensverhandlungen, welche den Ab-
fall Preusse ns von der Coalilion bekanntlich herbeiführten, schrieb
Hotze unterm 6. Jänner 1795 neben anderm aus Lörrach an Pos-
seit Folgendes: „Zu Basel ist der Preussische Minister Graf Golz
mit dem Major Meyerink, einem Legalions- und zwei Kabinets-
sekretärs; französischer Seils ist nur Herr Bacher (ein Elsässer)
da; Barthelemy selbst blieb bisher noch ruhig in Baden. Golz
und Bacher so wie andere nichtcharakterisirte Franzosen sehen und
besprechen sich öfters; auch sind Diners unter ihnen, wo preussi-
scher Seits der Toast ausgebracht wird: „A la prosperite et la
gloire de la Republique fran^aise.“ Die Franzosen erwidern solchen:
„A la prosperite et la gloire du Royaume dc Prusse! “ — Der gute
Wilhelm wird dabei vergessen oder nur hypothetisch angenommen.
— Selten sah wohl die Geschichte noch einen Zusammentritt zweier
kriegführenden Parteien gleich diesem, wo die übrigen Theilnehmer
an dem Kriege so wenig Einfluss zu haben scheinen, und meiner
Meinung nach auch wirklich keinen haben. Zu Bremgarten, einem
kleinen Municipalstädtchen, sind der Herzog von Chartres (später
K. Louis Philipp), Mailet du Pan, Montesquieu u. s. w., die gegen
Basel intriguiren; sie gleichen in meinem Sinn den Goldmachern,
die arm sterben.“ (S. 112.) — Welche historisch-politische
Lehren in wenigen Worten, worth der Beherzigung von Seiten aller
Teutschen, auch des gegenwärtigen Zeitalters! — Ucbrigens wirkte,
was natürlich Hotze nicht wissen konnte, für den Preussischen
Austritt wesentlich der Umstand, dass die Englischen Subsidien
stockten und bei der wachsenden Finanzverlegenheit und Handels-
lähmung auch den Gang der militärischen Operationen hemmten. —
Der ganze Norden Teutschlands wünschte im Grunde mehr oder
weniger den Frieden und drängle zu dem Ziele hin, welches die
Basler Unterhandlungen und die darauf folgenden Verträge sowohl
rücksichtlich der Waffenruhe als der s. g. Demarkations-
linie auch wirklich erreichten, Wie das alles jedoch entmuthigend
XLVI, Jahrg. 3, Doppelheft, 28
HEIDELBERGER
1853.
Freiheri« von Hotze.
(Schluss.)
„ich werde Ihnen, heisst es neben anderm, mündlich Anekdoten
mitlheilen, welche den Gang des Französischen Revolutionskrieges
sehr begreiflich machen; es ist nothwendig, dass die Nachwelt wisse,
dass in einem Kriege, der nie seinesgleichen hatte, der nichts Ge-
ringeres als den Sturz aller Throne Europas drohet, absichtlich
Handlungen geschahen, die diesen Sturz befördern u. s. w.“ (S. 106.)
Ueber die leidigen Basler Friedensverhandlungen, welche den Ab-
fall Preusse ns von der Coalilion bekanntlich herbeiführten, schrieb
Hotze unterm 6. Jänner 1795 neben anderm aus Lörrach an Pos-
seit Folgendes: „Zu Basel ist der Preussische Minister Graf Golz
mit dem Major Meyerink, einem Legalions- und zwei Kabinets-
sekretärs; französischer Seils ist nur Herr Bacher (ein Elsässer)
da; Barthelemy selbst blieb bisher noch ruhig in Baden. Golz
und Bacher so wie andere nichtcharakterisirte Franzosen sehen und
besprechen sich öfters; auch sind Diners unter ihnen, wo preussi-
scher Seits der Toast ausgebracht wird: „A la prosperite et la
gloire de la Republique fran^aise.“ Die Franzosen erwidern solchen:
„A la prosperite et la gloire du Royaume dc Prusse! “ — Der gute
Wilhelm wird dabei vergessen oder nur hypothetisch angenommen.
— Selten sah wohl die Geschichte noch einen Zusammentritt zweier
kriegführenden Parteien gleich diesem, wo die übrigen Theilnehmer
an dem Kriege so wenig Einfluss zu haben scheinen, und meiner
Meinung nach auch wirklich keinen haben. Zu Bremgarten, einem
kleinen Municipalstädtchen, sind der Herzog von Chartres (später
K. Louis Philipp), Mailet du Pan, Montesquieu u. s. w., die gegen
Basel intriguiren; sie gleichen in meinem Sinn den Goldmachern,
die arm sterben.“ (S. 112.) — Welche historisch-politische
Lehren in wenigen Worten, worth der Beherzigung von Seiten aller
Teutschen, auch des gegenwärtigen Zeitalters! — Ucbrigens wirkte,
was natürlich Hotze nicht wissen konnte, für den Preussischen
Austritt wesentlich der Umstand, dass die Englischen Subsidien
stockten und bei der wachsenden Finanzverlegenheit und Handels-
lähmung auch den Gang der militärischen Operationen hemmten. —
Der ganze Norden Teutschlands wünschte im Grunde mehr oder
weniger den Frieden und drängle zu dem Ziele hin, welches die
Basler Unterhandlungen und die darauf folgenden Verträge sowohl
rücksichtlich der Waffenruhe als der s. g. Demarkations-
linie auch wirklich erreichten, Wie das alles jedoch entmuthigend
XLVI, Jahrg. 3, Doppelheft, 28