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256

Alterthümer des Mainzer Museums.

als ein Privatgeschenk seinem Sohne Tiberius wegen seines Sie-
ges über die Vindelicier und Rhätier in dem Jahre Roms 739 gab.
Das den Mittelpunkt des Ganzen bildende Medaillon in der Mitte
der Scheide ist ihnen das des Augustus. In dem obern Relief ist
a) der Imperator mit dem Schilde eben wieder Octavianus Au-
gustus; bj) der jugendliche Held mit der Victoria ist Tiberius,
der mit Drusus dem Augustus den Sieg über die Rhätier und Vin-
delicier gewann; und auf ihn bezieht sich die Inschrift, welche auf
dem Schilde des Augustus steht; c} der Golt ist der Kriegsgott
Mars, welcher dem Tiberius zu dem Siege über die Vindelicier ver-
hülfen; d) die Göttin hinter den Dreien ist die schwebende Victoria
des Augustus, d. h. die den Augustus immer begleitende. In dem
untern Relief endlich ist a) der Tempel der im Jahre Roms 752,
also erst 13 Jahre nach dem Siege, eingeweihete Tempel des Mars
Ultor in Rom, und b} die muntre, frohlockende, hüpfende Amazone
ist die beigefügte Vindelicia.
So viel Scharfsinn und Gelehrsamkeit sich bei der nähern Ent-
wickelung dieser Ansicht entfalten, so vermochte sie uns dennoch
keine Ueberzeugung abzugewinnen. Denn 1J auf dem Schilde steht:
Felicitas Tiberii, und es soll die denselben haltende Person, deren
glückliche Tage gepriesen werden, Augustus seyn? Wo finden
wir auch eine Münze mit der Aufschrift: Felicitas Tiberii oder ir-
gend eines andern Kaisers, welche nicht zu Ehren desselben selbst
geprägt wäre? 2} Ein Tempel soll schon auf einem Denkmale ab-
gebildet seyn, der noch gar nicht existirt, sondern erst nach 13
Jahren erbaut wird ? Wer kann uns dazu nur ein zweites gleiches
Beispiel nennen? Und 3) die Vindelicia soll hüpfen und tändeln
und überwunden seyn? Wo in aller Welt erscheinen Ueberwun-
dene wirklich in dem Leben und auf Abbildungen also? Liegen
sie nicht vielmehr zu den Füssen ihrer Ueberwinder? Ja stellen
nicht die Sieger selbst ihre Füsse auf sie, oder reiten mit ihren
Rossen über sie weg?
So konnte jene Ansicht unmöglich ohne Widerspruch bleiben;
und wir glauben, dass sich der Ansicht der Herren Becker und
Klein wird mit Recht die nachfolgende entgegenstellen lassen:
1J Die Hauptperson ist die auf dem Medaillon, und zwar der Kaiser
Tiberius. 2) Auf dem obern Relief thronet er a) selbst, und
die Zeit des Glückes, die durch ihn wiederkehrte, durch die Siege
zumal über die Vindelicier und die Germanen, ist mit dem „felicitas
Tiberii“ auf seinem Schilde bezeichnet.

(Schluss folgt.)
 
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