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Nr. 3.

HEIDELBERGER

1854.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Studer: Geologie der Schweiz. Bd. II.

(Schluss.)
Die gewaltsamsten Theorien, die unsere Phantasie durch eine
unbestimmte Potenzirung vulkanischer Processe und zerstörender Erd-
beben zu schaffen vermag, scheinen zur Erklärung dieser Gebirgs-
Verhältnisse ungenügend. Ueberall metamorphische Einflüsse und
veränderte Steinarten, hohe Gebirgsketten, die nur aus Trümmern
bestehen, rälhselhafte Conglomerate, hausgrosse abgerundete Blöcke
von unbekannter Abstammung einschliessend; überall Umbiegungen,
auf meilenlange Ketten und Gruppen ausgedehnt, welche horizontale
Schichlen-Systeme in vertikale Stellung gebracht, jüngere Formatio-
nen mit älteren bedeckt, mächtige Gebirge über die ihnen vorlie-
genden weggeschoben haben; die ursprünglichen Niveau-Verhältnisse
verändert durch das Niedersinken oder Aufsleigen des vielfach zer-
klüfteten Bodens; das hiedurch entstandene Gebirgsland wieder zer-
rissen durch Spalten-Thäler, deren ursprüngliche grosse Tiefe uns
durch die noch nicht ausgefülllen Seebecken angedeulet wird.
Auf die Paläontologie gestützt, beginnt der Verfasser die Schil-
derung der verschiedenen Gesteine nach ihrer Altersfolge; nur die
hohe Stufe, zu welcher in neuerer Zeit die Petrefactenkunde sich
emporgeschwungen, machten ihm, was man früher vergeblich ver-
suchte, eine schärfere Trennung einzelner Schichlengruppen möglich.
Die älteren neptunischen Gesteine spielen in dem zu betrach-
tenden Gebiete eine sehr untergeordnete Rolle. Gewisse Anthracit-
schiefer mit Farenkraut-Abdrücken der Steinkohlen-Epoche,
ein Hauptglied der Millclzone, sind die ältesten. Das Auftreten der
Trias-Gruppe ist noch nicht mit völliger Sicherheit dargelhan,
denn immer bleiben gewisse, pelrefactenleere Dolomit-Massen rät-
selhaft. Entschiedener gestaltet sich die Entwicklung des Lias; er
findet sich in Savoyen, in den Gebirgen von Bex verbunden mit
Steinsalz führenden Anhydrit - und Gypsgebilden, und reich an Pc-
trefacten, die einen unteren, mittleren und oberen Lias
unterscheiden lassen, desgleichen in den Berner Alpen am Langen-
eckgral bei Blumenstein und endlich in Thalgründen oder an den
Abhängen und auf dem Rücken der Vorarlberg durchziehenden Mas-
sen von Dolomit und Kalkstein.
Eine Einteilung in so zahlreiche Glieder, wie beim schwäbi-
schen und französischen Jura lässt sich in den Alpen nicht durchfüh-
ren, und man kann mit voller Sicherheit nur drei Stufen unterschei-
den, einen unteren, mittleren und oberen Jura. Der un-
üXVII. Jahrg. 1. Doppelheft. 3
 
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