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Nr. 13. HEIDELBERGER 1854.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR

Die Urkunden Frankreichs,

(Schluss.)
5) Manche Hörige suchten dadurch dem Druck ihres Standes
zu entgehen, dass sie diesen verheimlichten und in den geistli-
chen Stand zu treten wussten. So war nach einer Urkunde von
1151 ein servus, dessen Stand man nicht kannte, zur Würde eines
Canonicus gelangt. Es wird aber versprochen: quod deinceps nullum
servorum suorum, ipsis in vilis, reciperemus. — Später scheint man ge-
gen die, welche sich dem geistlichen Stande widmeten, nachsichti-
ger geworden zu sein, und die Freilassung nicht versagt zu haben,
jedoch unter der Bedingung, dass kein Rücktritt Statt finde, da Viele
wohl die Vorbereitungen zum geistlichen Stand als einen Uebergang
zur Freiheit betrachten, und sich dann nach Willkür verheiralhen
mochten, wie die Urkunden dies andeuten. Nach einer Urkunde
von 1249 werden einige junge Hörige freigelassen, unter der Be-
dingung: quod clerici sint, et in clero morentur; et si contigerit,
ipsos ad nupeias convolare, vel lonsuram dermalem dimittere, ad
statum pristinuin revertenlur, et erunt homines de corpore beate
Marie Parisiensis, sicut erant ante dictam manumissionem. — In
einer Urkunde von 1256 erhält ein gewisser Guillielmus auf Ansu-
chen seiner Ellern die Tonsur, und es wird bedungen: quod idem
G. sit. clericus et in clero morelur, et quod, si contigat, ipsum G.
ad nuptias in posterum convolare, vel tonsuram dermalem dimit-
tere, quod ad statum servilutis pristine revertelur, et erit homo de
corpore capituli sicut erat ante manumissionem hujusmodi.
Wie überall, so gab es auch in Frankreich im 12. und 13. Jahr-
hundert noch Ueberfluss an Waldungen. Grosse waldbewachsene
Strecken waren bei der ersten Urbarmachung unbenutzt liegen ge-
blieben, aus denen sich allmählig die königlichen Bannforsle bildeten,
oder die in die Territorien der Hauplherren, in das Gesammtgut
einzelner Gemeinden, übergingen. Da man nun immer noch Ueber-
iluss an Waldgebiet hatte, und die Bevölkerung zunahm, so fing
man an, einen Theil des Waldbodens urbar zu machen und den
Colonen zum Ackerbau zu überweisen, wodurch sich die Einkünfte
der weltlichen Herren, so wie der Kirche vermehrten. Auch Paris
war von grossen Wäldern umgeben, und in den Urkunden kömmt
häufig vor das „extirpare ad terram arabilem.“ Zugleich wird
gestattet: „villam seu villas vel domos ibi construere.“ — Da nun
aber früher die Waldungen als solche keinen grossen Werth gehabt
hatten, und keine Aufsicht für die Erhaltung angeordnet war, so
LXVII. Jahrg. 2. Doppelheft. 13
 
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