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Die Urkunden Frankreichs.

ballen die Umwohner solche nach Bedürfniss und Willkür genulzt,
woraus sich nach und nach, da der Ueberfluss, bei mangelnder Be-
wirtschaftung, in Abnahme kam, feststehende Gewohnheitsrechte
bildeten, in Betreff deren es dann auch bei der Urbarmachung manche
Collisionen zu schlichten gab. Dies beweist uns eine Urkunde von
1177, durch die der Cancellarius solche Ansprüche ordnet, hinsicht-
lich von Waldungen, welche er „essarlari* **)) et ad agriculluram re-
digi cum magnis sumptibus procuravit.“ Er nennt sie nemora
communia, in quibus Comes Campanie multique alii magni et
potentes usum habebant.
Wenn man Waldboden zur Urbarmachung überliess, so wurden
die davon zu leistenden Abgaben, die bald höher, bald geringer
waren, bestimmt, auch sonst alle Rechte und Pflichten der Colonen
festgesetzt. Bei grösseren Ansiedlungen behielt man sich natürlich
Oberherrlichkeit und Jurisdiction vor. Eine Urkunde von 1199 ent-
hält solche ausführliche Bestimmungen. Es wurden darin Ländereien
zu Marna, wo Wald stand, ad hostisias *") et ad censum gegeben.
*— Noch einige Beispiele geben folgende Urkunden: Eine von 1216
sagt: Decanus et capilulum Parisiense nobis concesserunt, ut facia—
mus extirpari, vel demus ad extirpandum omnia nemora perlinencia
ad preposituram Roseli, que nunc temporis in eadem prepositura
extirpanda sunt. Eine andere von 1219: Ecclesia dedit de ne —
moribus ipsius castelli QMoreto) hominibus quingentos arpentos
ad extirpandum. In beiden Urkunden werden die Abgaben und Pflich-
ten der Anbauer genau bestimmt.
Oft wurden auch Waldstrecken für ansehnliche Geldsummen
verkauft, und die Kirche glaubte Vorkehrungen treffen zu müssen,
dass dieses Kapitalvermögen nicht zu den laufenden Ausgaben ver-
wendet, sondern erhalten werde. Wir lesen daher in einer Urkunde
des Capitels von 1269: Staluimus, ut quandocumque nemora
ecclesie Parisiensis, ubicumque sint, vendi conligerit, precium inde
redactum in distributiones ecclesie cotidianas, sicut nuper
in detrimenlum maximum eccles. Par. inconsulle factum fuit, ne
brevi temporis spacio multa bona provide consumanlur, nullatenus
expendatur, sed conservetur, et imputetur in redditus et possessio-
nes, quorum proventus et exitus converlantur in distribuciones ma-
tutinarum et aliorum officiorum ecclesie, prout capilulo Par. visum
fuerit expedire.
Ueber einzelne Grundabgaben wollen wir noch einige Notizen
aus unserer Urkundensammlung beibringen. Der Zehnte war all-
gemein, und erstreckte sich auf alle Producte des Landes. Auch
der Blutzehnte kömmt vor; eine Urkunde von 1240 hat: minutarn
*) Essartari bedeutet das Ausroden eines wilden Forstes. Vgl. Du Cange,
V. exartus, exartum, essartuni etc.
**) hostisia, hostis hostiaticum, nach D. C. praestalio quam vasalli domino
exsolvunt in belli sumtus; also eine Heersteuer.
 
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