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Nr. 11. HEIDELBERGER 1854.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR

Die Urkunden Frankreichs.

Cartulaire de l'Eglise nölre Dante de Paris·, publie par Μ. Guerard;
ä Paris, 1850 seqq. Tome I—IV.
So sehr Frankreich von den Interessen der Gegenwart gefes-
selt, von politischen Leidenschaften durchwühlt und zerrissen ist, so
gibt es doch auch eine Anzahl von Männern, die sich mit Ruhe und
Ernst der Wissenschaft, in allen ihren verschiedenen Zweigen, wid-
men, und das Ministerium des öffentlichen Unterrichts ist immer
bereit, solche Bestrebungen zu unterstützen. Vorzugsweise ist auch
die Thätigkeit auf die ältere Geschichte des Landes, auf seine Ur-
kundenschätze und Alterthümer gerichtet, und aus den Trümmern
der Vorzeit wird mancher denkwürdige Fund zu Tage gefördert.
In den Departements, wie in der Kapitale zeichnen sich gelehrte
Forscher aus, und es bilden sich Vereine für die Erhaltung und
Erforschung vaterländischer Alterthümer und Kunstwerke. — Unter
den Auspicien des Ministeriums erscheint zu Paris ein „bulletin des
comites hisioriques“ (mit den Unterabtheilungen: histoire, Sciences,
leltres, archeologie, beaux-arls), welches über die Massregeln der
Regierung, über aufgefundene Alterthümer, Urkunden und Hand-
schriften, gelehrte Monographien und Sammlungen Bericht erstattet,
und viel Belehrendes enthält.
Von besonderem Gewicht sind aber die grossen Urkundensamm-
lungen, welche das gelehrte Mitglied des Instituts, Herr Guerard,
mit der grössten Sorgfalt redigirt, und es ist neuerdings als Fort-
setzung der „Collection des cartulaires de France“ das oben ange-
führte Werk erschienen, und das Ministerium hat auch deutschen
Gelehrten vom Fach, mit zuvorkommender Bereitwilligkeit, Exemplare
mitgetheilt. Die Urkunden dieser reichen Sammlung sind aber mit
der grössten Sorgfalt abgeschrieben, minder wichtige nur im Aus-
zuge gegeben. Die Bearbeitung zeigt überall sorgsamsten Fleiss,
Genauigkeit und Zweckmässigkeit. Der historische Gebrauch wird
in jeder Beziehung erleichtert durch vollständige Namen- und Sach-
register, durch Nachweisungen und geordnete Uebersichten, vorzüg-
lich aber durch ein umfangreiches und erschöpfendes „dictionnaire
geographique.“ — Die äussere Ausstattung ist würdig.
Der Inhalt ist aus alten Copialbüchern entlehnt, und der Herr
Herausgeber beschreibt uns genau die sechs Cartularien und einige
andere Handschriften, welche benutzt sind; die älteste ist aus dem
13. Jahrhundert. — Der 4. Band enthält das „Obituarium ecclesiae
LXVII. Jahrg. 3. Doppelheft. 11
 
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